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21. Literarischer Spaziergang führte durch den Neuen Friedhof in Weilimdorf

(CS) Am 26. Oktober 2018, einem der letzten sonnigen Herbsttage, interessierten sich wiederum mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger aus Weilimdorf für den Spaziergang durch den Neuen Friedhof.

Am unteren Eingang in der Köstlinstraße ging es mit lyrischen Versen und geschichtlichen Erläuterungen von Christoph Schmid zunächst zum Ehren- und Mahnmal für die Kriegstoten der beiden Weltkriege. Hier wird jährlich zum Volkstrauertag, nach der Gedenkfeier vom Volksbund „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“, ein Kranz niedergelegt und das Lied „Der gute Kamerad“ gespielt. Dieses Lied wurde in der Zeit der Nationalsozialisten missbraucht zu einer – vom Volkstrauertag zum Heldengedenktag – mutierten Verherrlichung der 1935 wieder eingeführten Wehrpflicht. Dem stellte Christoph Schmid das Lied von Udo Lindenberg gegenüber „Wozu sind Kriege dar?“ – eine Anregung, wie künftig die musikalische Umrahmung bei der Kranzniederlegung gestaltet werden könnte. Udo Lindenberg, der sich mit Hermann Hesse verbunden fühlt, ist Initiator einer Stiftung zur Förderung junger Musiker und Texter, „um neue Wege gegen das Mitmarschieren in der Masse zu suchen, provokant zu schreiben und sich nicht anzupassen“, wie Lindenberg sagt.

Nur wenige Schritte weiter, besuchte die Gruppe das Grab von Fritz Bäzner, dem Weilimdorfer Schultes (Bezirksvorsteher) von 1979 bis 1989, zu dessen Amtszeit wichtige und oft strittige Vorhaben in Weilimdorf geplant und realisiert worden sind. Dabei war Bäzner außerordentlich beliebt ob seiner menschlichen Wärme, und es werden gerne allerlei lustige Anekdoten von und über ihn erzählt.

Ein besonderes Erlebnis war beim Spaziergang der Besuch der Feierhalle, wo Schmid das Gedicht „Hoffnung“ von Friedrich Schiller rezitierte. Begleitet wurde die Gruppe dieses Mal von Friedhofsaufseher Sven Prelle, der vielerlei Fragen zu den verschieden Bestattungsarten beantworten konnte, vor allem auch die steigende Nachfrage nach Baum – und neuerdings Wiesengräbern.

Zum Abschluss des Nachmittags, es dämmerte bereits, führte der Spazierweg noch zur ersten Grabstätte von Rosa Mohr vom August 1961 mit einem von der Stadt gestifteten Grabmal. Das Grab steht unter Denkmalschutz.

Die Trauerhalle, wie auch alle anderen Gebäude und die gesamte Anlage sind im August 1971 mit dem Paul-Bonatz-Preis ausgezeichnet. Die Bürgerinnen und Bürger Weilimdorfs sind stolz auf ihren Neuen Friedhof, einen der schönsten Stuttgarts. Kein Wunder, dass die Anlage immer wieder auch zum Spaziergehen genossen wird.

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