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Ausstellung in der Heimatstube – Modelle, Medaillen und Motorasse

Die Ausstellung Motorasse geht in die zweite Runde. Teil eins fand in der Stadtteilbücherei statt, Teil zwei startete vergangenes Wochenende in der Heimatstube und ist noch bis 6. Oktober zu sehen.

Vergangenes Wochenende wurde der zweite Teil der Ausstellung „Weilimdorfer Motor­asse” in der Heimatstube eröffnet. Der erste Teil fand in der Stadtteilbücherei am Löwen-Markt statt, wo am Wochenende des Maibaumfestes auch einige Oldtimer-Motorräder (siehe Titelfoto) zu sehen waren.
In der Heimatstube im Alten Pfarrhaus in der Ditzinger Straße können keine echten Motorräder gezeigt werden – die Maschinen ins zweite Obergeschoss zu bringen, war schlicht unmöglich. Die Leihgeber, Wilhelm Paitz, Kurt Brixner, Fritz Ludmann, der Motorsportclub Solitude und andere mehr können einige Oldtimer ihr eigen nennen.

Insbesondere Wilhelm Paitz hat einen wahren Schatz an historischen Fahrzeugen gesammelt. Bei ihm steht eine ganze Batterie Quickly Motorräder im Keller, aber auch eine Heinkel und eine Kreidler Florett sind dort zu finden.

Zu seinen automobilen Schätzen zählt ein Fiat Barilla Baujahr 1932, ein NSU C 211 Cabrio, das den weltweit ersten Wankelmotor unter der Haube hat, ein NSU Prinz Zweizylinder aus den 50er Jahren, ein Porsche Roads­ter Baujahr 1962 und ein Austin Healey Cabrio. Und auch einige echte Rennmaschinen nennt Paitz sein eigen. Ein Brezelkäfer gehört dazu, tiefergelegt und mit 110 PS Motor im Heck, ein Audi Prinz TT Bolide, und ein Porsche 911.

Paitz hat darüber hinaus aber auch eine Vielzahl an Modellen gesammelt. Einige dieser Modelle sind in der Ausstellung im Heimatmuseum zu sehen. „Grundlage für die Auswahl der Modelle war ein Rennsportkalender”, erklärt die Organisatorin der Ausstellung, Edeltraud John. Passend zum Kalenderbild im Hintergrund sind in einer der Vitrinen im Heimatmuseum die entsprechenden Modelle zu sehen. Ein Porsche 356 B gehört genauso dazu wie ein Jaguar E-Type, ein Alfa Romeo Roadster, ein Fiat Abarth, ein Bugatti Typ 59 ein BMW 328 Roadster oder ein NSU Prinz TT. Und auch verschiedene Modelle sowie Fotografien von Zweirädern und von Zweirädern mit Seitenwagen sind zu sehen.

Gleich mehrere Vitrinen sind den Solitude-Rennen gewidmet. Gezeigt werden hier unter anderem Eintrittskarten zu den legendären Rennen auf dem Solitude-Ring, sowie Programmhefte. Aber auch Programme und Ausstellungskataloge etwa zu den Internationalen Veteranen Rennen auf dem Solitude-Ring oder zu der Veranstaltung 50 Jahre Mythos Solitude.

Und auch die Geschichte der Solitude-Rennstrecke wird den Ausstellungsbesuchern mit einer interessanten Zeittafel näher gebracht. Die Anfänge nahm der Motorsport in Stuttgart demnach bereits 1903 mit einem Bergsprint für Motorräder vom Stuttgarter Westbahnhof hinauf zu Schloss Solitude. Der Start der Bergrennen wurde später zum Schützenhaus in Heslach verlegt. Ab 1922 wurden dann auch Bergrennen für Sport- und Rennwagen ausgetragen und 1925 fand das erste Rennen auf dem 22,3 Kilometer langen Kurs „Rund um die Solitude” statt. Später wurde der Kurs dann auf 11,4 Kilometer verkürzt und führte nicht mehr am namensgebenden Schloss vorbei.

1937 fand das letzte Rennen vor dem Zweiten Weltkrieg statt. 1949 wurde das erste Rennen der Nachkriegszeit gestartet und 1952 fand auf der Strecke der Große Preis von Deutschlang statt. Die Ausstellungsbesucher erfahren auch, dass 2011 unter dem Titel Solitude Revival” die erste Rennveranstaltung mit historischen Fahrzeugen stattfand und dass voraussichtlich im kommenden Jahr wieder ein „Revival-Rennen” über die Bühne geht.

Ein anderer Themenschwerpunkt im Rahmen der Ausstellung ist die Geschichte des Motorsport-Club Solitude (MSC). Zu sehen sind zahlreiche Wimpel, Pokale und Medaillen sowie die Fahne des Vereins der 1926 als Motorsportclub Feuerbach von Weilimdorfer und Feuerbacher Motorradfahrern gegründet worden ist.

Ja und dann sind da natürlich noch die Weilimdorfer Motor­asse. Zu nennen wäre da Eugen Gerlach der den Beinamen „König der Kurven” erhalten hat. Er war Werksfahrer bei Standard und errang über 60 Siege bei Motorradrennen. Ein weiterer erfolgreicher Zweiradsportler aus Weilimdorf war Paul Schaible. Er war auf NSU unterwegs und gewann unter anderem 1936 das Solitude-Rennen. Ein Sieg beim Solitude-Rennen blieb Gerlach übrigens verwehrt.

Julius Spieß nahm zunächst ebenfalls an Motorradrennen teil. Unter anderem war er auf dem Hockenheim-Ring oder beim Freiburger Bergrennen am Start. Spieß stieg nach einem schweren Sturz mit seinem Seitenwagengespann auf Rennwagen um. Die Karosserien seiner Rennwagen vom Typ Wartburg mit Dixie Basis baute Spieß selbst. Seine Söhne Manfred und Siegfried waren ebenfalls erfolgreiche Motorradrennfahrer. Siegried Spieß entdeckte aber bald seine Liebe für den NSU Prinz und wurde gleich mehrfach Deutscher Meister bei Bergrennen.

Zusammen mit Karl Holder und Paul Schaible gewann Spieß übrigens auch die Goldmedaille bei der 2000-Kilometer Fahrt durch Deutschland. Schaible war ebenfalls auf einem NSU Motorrad beim Solitude-Rennen erfolgreich. Er errang ferner einen zweiten Platz auf der Avus in Berlin und war Sieger beim Pforzheimer Bergrennen.

Hermann Lang ist zwar kein Weilimdorfer, hatte durch seine Großmutter aber Verbindungen in den Ort. Seine Rennlaufbahn begann auch auf dem Motorrad. Später stieg auch er auf Rennwagen um und bildete zusammen mit Manfred von Brauchitsch und Rudolf Caracciola das bei der Konkurrenz gefürchtete Fahrertrio auf den Mercedes Silberpfeilen.

Weitere Namen von Motorsportlern, die in der Ausstellung auftauchen, sind Erwin Aldinger, Eugen Raible, Artur Hiller, Paul Bäuerle, Paul Gscheidle und Kurt Brixner. Letzterer startete mit seinem selbst konstruierten Brixner Spyder erstmals beim Heilbronner ADAC Bergpreis im Jahr 1968. Der Weilimdorfer gewann mit seinen Rennsportwagen mit der Power von NSU-Spiess zahlreiche Rennen. Unter anderem war er vier Mal Deutscher Bergmeister. Brixner feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Unter anderem fand anlässlich des Jubiläums im Rahmen der Bosch Hockenheim Historic ein Sonderlauf mit über einem Dutzend Brixner-Spydern statt.

Der zweite Teil der Ausstellung „Weilimdorfer Motorasse” hat also einiges zu bieten. Zu sehen ist die Ausstellung in der Heimatstube im Alten Pfarrhaus, Ditzinger Straße 7, noch bis 6. Oktober. Geöffnet ist die Heimatstube in der Regel immer samstags von 15 bis 17 Uhr. Gruppenführungen können jederzeit unter der Rufnummer 0711/886905 oder per E-Mail info@weilimdorfer-heimatkreis.de vereinbart werden. Auch Schulklassen oder Gruppen aus dem Waldheim seien immer herzlich willkommen, erklärt Edeltraud John. Im Rahmen des Weilimdorfer Kinderferienprogramms können Führungen für Kinder telefonisch unter der oben angegebenen Rufnummer vereinbart werden.
Text/Fotos: Tommasi

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