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Bezirksbeirat gibt grünes Licht zum Abriss des Blick Solitude – Flüchtlingsheime kommen

Auf der Bezirksbeiratssitzung am Mittwochabend, 15. Oktober 2014, kam es zu einer stundenlangen, kontroversen Diskussion zur Situation der Flüchtlingsunterbringung in Stuttgart. Auch Weilimdorf wird bald Flüchtlinge aus aller Welt beherbergen: die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg hat voraussichtlich den Abriss des maroden Blick Solitude und Neubau von Systembauten zur Unterbringung von 156 Kriegsflüchtlingen am gleichen Platz zur Folge.

Auf der Bezirksbeiratssitzung am Mittwochabend, 15. Oktober 2014, kam es zu einer stundenlangen, kontroversen Diskussion zur Situation der Flüchtlingsunterbringung in Stuttgart. Auch Weilimdorf wird bald Flüchtlinge aus aller Welt beherbergen: die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg hat voraussichtlich den Abriss des maroden Blick Solitude und Neubau von Systembauten zur Unterbringung von 156 Kriegsflüchtlingen am gleichen Platz zur Folge.

Bis zum 10. Oktober 2014 hat die Landeshauptstadt Stuttgart bereits 2.245 Flüchtlinge aufgenommen, die in 67 verschiedenen Flüchtlingsunterkünften in 16 der 23 Stadtbezirke untergebracht sind. Bis Jahresende rechnet Stefan Spatz, stellvertretende Sozialamtsleiter der Stadtverwaltung, mit weiteren rund 600 Flüchtlingen, die in Stuttgart eine Unterkunft brauchen. In 2015 rechnet das Sozialamt mit weit mehr als 4.000 neuen Flüchtlingen, die die Stadt gemäß Asylgesetz in Deutschland aufnehmen und unterbringen muss. “Wir erleben zur Zeit in Europa die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg”, so Spatz zu den Weilimdorfer Bezirksbeiräten. Zwar hat Stuttgart in den 1990er Jahren zu Zeiten des Jugoslawienkrieges bis zu 7.000 Flüchtlinge beherbergt, doch die Situation in 2014 ist eine andere. Statt eines lokalen europäischen Krieges sind globale Brandherde wie z.B. Syrien, Irak, Afghanistan, der Kosovo, Nigeria, Pakistan, Gambia und Algerien die Ursache für regelrechte “Völkerwanderungen”. Zudem waren die Flüchtingszahlen bis 2010 rückläufig – sie sanken auf den niedrigen Stand von 641 Anträgen auf Unterbringung. In Folge dessen wurden die letzten 10 Jahre viele der angemieteten Räume und Häuser wieder dem freien Markt übergeben. “Die aktuelle Entwicklung konnten wir nicht vorhersehen!”, so Spatz entschuldigend zu den Bezirksbeiräten, “Oder haben Sie vor einem Jahr gewußt, wer oder was der IS ist?”.

Auf der Suche nach neuen Standorten für die Flüchtlingsunterbringung in Stuttgart wurde auch Weilimdorf “durchleuchtet” – und hier steht an der Haltestelle Wolfbusch das marode “Blick Solitude”. Der Bau wurde erst kürzlichst für rund eine halbe Million Euro von der SG Weilimdorf erworben, doch das Gebäude hat einen Wasserschaden erlitten, Risse in den Wänden, die Statik dadurch nicht mehr gesichert. Auch der Brandschutz und die Belüftung entsprechen nicht den derzeit geltenden gesetzlichen Auflagen – die Empfehlung liegt daher bei einem Abriss. Doch statt eines Neubaus für das Weilimdorfer Gemeinwesens befürwortet der Weilimdorfer Bezirksbeirat nun mehrheitlich (bei 8 Ja-, 7 Nein-Stimmen und einer Enthaltung) die Errichtung von zwei Systembauten für die Flüchtlingsunterbringung mit 156 Plätzen.

Die Baugenehmigung wird für mindestens 5 Jahre erteilt, eine Verlängerung dieser muss durch alle politischen Instanzen gehen. Dies ist auch der Knackpunkt für viele Bezirksbeiräte in Weilimdorf – sie sehen das Projekt “Räume für das Gemeinwesen” gefährdet und auf lange Sicht erneut keine Lösung für Vereine und Organisationen in Weilimdorf. Um Konsens zu schaffen, bat Bezirksvorsteherin Ulrike Zich um Verständnis für die Flüchtlinge, die Hilfe benötigen – und um eine gemeinsame fraktionsübergreifende Anstrengung, eine Alternative für das Weilimdorfer Gemeinwesen an anderer Stelle zu finden. In diesem Zusammenhang fand der CDU-Antrag einstimmige Zustimmung, dass die Landeshauptstadt – so keine Alternativen in den kommenden Jahren gefunden werden – einen Bebauungsplan für die Fläche rund um die Haltestelle Wolfbusch mit dem (dann ehemaligen) Blick Solitude zu entwickeln, der einen Neubau eines Bürgerhauses für das FORUM WEILIMDORF beinhaltet. Ebenso gilt: sollte sich dennoch ein anderer Standort für die Systembauten in Weilimdorf finden, soll das Bürgerhaus entsprechend an der Haltestelle entstehen.

Foto (Redaktion weilimdorf.de): Das Blick Solitude im Oktober 2014. Es wird wohl in Kürze abgerissen und durch Systembauten zur Flüchtlingsunterbringung ersetzt.

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