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Monatsnachmittag bei den Sudetendeutschen: “Bin ich Karel oder Karl?“

Spricht man von bekannten sudetendeutschen Schriftstellern und Dichtern, dann fallen einem Namen wie Marie von Ebner-Eschenbach, Adalbert Stifter oder Rainer Maria Rilke ein. Selbst unter den Sudetendeutschen ist der böhmische Schriftsteller Karl Klostermann nur Wenigen ein Begriff.

Spricht man von bekannten sudetendeutschen Schriftstellern und Dichtern, dann fallen einem Namen wie Marie von Ebner-Eschenbach, Adalbert Stifter oder Rainer Maria Rilke ein. Selbst unter den Sudetendeutschen ist der böhmische Schriftsteller Karl Klostermann nur Wenigen ein Begriff.

Um die Geschichte von Leben und Werk des „Dichters des Böhmerwaldes“ etwas bekannter zu machen, war der ehemalige stellvertretende Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Baden-Württemberg, Horst Löffler, zum Monatsnachmittag der Weilimdorfer Sudetendeutschen gekommen, um im „Haus der Begegnung“ in Giebel von dem deutsch- und tschechischsprachigen Schriftsteller zu erzählen.

„Bin ich ein Deutscher oder ein Tscheche? Bin ich Karel oder Karl?“. Mit einem Zitat Karl Klostermanns, in dem der Schriftsteller seine Liebe zu beiden Stämmen, Tschechen wie Deutsche, zum Ausdruck brachte, machte Horst Löffler sogleich zu Beginn seines Referates deutlich, dass sich Karl Klostermann in seinem Leben in einem Zwiespalt befand.

Karl Faustin Klostermann wurde am 13.Februar 1848 im oberösterreichischen Haag am Hausruck als erstes von zehn Kindern geboren. Da seine Eltern aus dem Böhmerwald kamen, zog es die Familie 1850 nach Schüttenhofen in den Böhmerwald zurück und ließ sich später in Bergreichenstein nieder. Sohn Karl machte 1865 am Gymnasium in Pisek das Abitur, begann auf Wunsch des Vaters, der Arzt war, ein Medizin-Studium in Wien, dass er jedoch aus gesundheitlichen Gründen abbrach. Nach kurzen Tätigkeiten als Hauslehrer und als Journalist, trat er dann in Pilsen in den Schuldienst ein und blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1908 dort Lehrer an der Realschule. Inzwischen mit Marie Carmine, der Tochter eines kaiserlichen Rates und Zollverwalters in Pilsen, verheiratet, schrieb Klostermann unter dem Pseudonym Faustin in der deutschsprachigen Prager Zeitung „Politik“, um seine „kümmerliche“ Lehrerbesoldung in dieser Zeit etwas aufzubessern. Seine Geschichten aus dem Böhmerwald, fanden bei den Lesern so großen Anklang, dass man sich dazu entschloss, die erste Hälfte der Geschichten als „Böhmerwaldskizzen“ in Buchform zu veröffentlichen. Doch das Buch wurde ein Flop. Und als man Karl Klostermann anbot, seine Geschichten in tschechischer Sprache zu publizieren und sein erster tschechischer Roman „Aus der Welt der Waldeseinsamkeiten“ sogleich mit einem Preis der Tschechischen Akademie ausgezeichnet wurde, führte dies zu einer lebensbestimmenden Wende in der literarischen Weiterentwicklung Klostermanns. Von nun an nannte er sich mit dem Vornamen Karel und schrieb in tschechischer Sprache, wenngleich in der Prager Zeitung „Politik“ auch weiterhin seine Geschichten aus dem Böhmerwald in deutscher Sprache erschienen. Aber seine tschechischen Bücher fanden großen Absatz. „Doch deshalb bei Karl Klostermann von einem tschechischen Schriftsteller zu sprechen, wäre falsch“, so Horst Löffler weiter. Klostermann lag die Verständigung zwischen den tschechischen und deutschen Bewohnern Böhmens und vor allem des Böhmerwaldes, besonders am Herzen. So fühle er sich „gleich Deutscher wie gleich Tscheche“.

Den Erfolg für die Bücher Karl Klostermanns, sieht Horst Löffler im besonderen Stil des Schriftstellers. So beschreibt der Dichter in seinen Geschichten den Böhmerwald und seine Menschen nicht verklärt und idealisiert. Klostermann schildert Begebenheiten und Erlebnisse in der einfachen Art und Weise, wie er die Landschaft des Böhmerwaldes und seiner Bewohner selbst erlebt hat.
Karl Klostermann, der am 17.Juli 1923 auf Schloss Steken in Südböhmen verstarb und in Pilsen ein Ehrenbegräbnis erhielt, wurde in der Tschechischen Republik in Form von Klostermann-Gedenktafeln und Klostermann-Straßen große Anerkennung zuteil. Und wer die Geschichten aus dem Böhmerwald heute einmal lesen möchte, inzwischen sind einige tschechische Werke Karl Klostermanns auch in deutscher Sprache erschienen.

Foto (Heisig): Horst Löffler erzählte aus dem Leben des „Dichter des Böhmerwaldes“, Karl Klostermann (1848-1923). Rechts Obfrau Waltraud Illner.

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