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Energieleitplanung für Weilimdorf: Ziel 2020 erreicht, 2050 ungewiss

(RED) Am Mittwochabend, 24. Oktober 2018, wurde dem Bezirksbeirat Weilimdorf durch Dr. Jürgen Görres vom Amt für Umweltschutz, Abteilung Energiewirtschaft, die “Energieleitplanung für Weilimdorf” und damit die Untersuchung für ein Energiekonzept vorgestellt. Während das Zwischenziel 2020 in Stuttgart mit 20 % Senkung des Energieverbrauchs bereits erreicht ist, ist das Ziel 2050 bislang nur Theorie.

Das Ziel “2020” der Landeshauptstadt, den Energieverbrauch im Stadtgebiet auf 20 Prozent unter dem Wert von 1990 zu senken, wurde bereits 2015 erreicht, als die Verringerung bereits 23 % aufwies. Die Hauptersparnis erbrachten seither allerdings überwiegend das verarbeitende Gewerbe und Industrie, für wenig Einsparungen sorgten seither die Haushalte, die städtischen Liegenschaften und der Verkehr. Bis 2050 soll die Reduktion in Stuttgart gegenüber 1990 stolze 50 Prozent betragen, sowie die Treibhausgase um 95 % zurückgefahren werden – ein heeres Ziel und damit reine Theorie.

Der Anteil der erneuerbaren Energien in Stuttgart stieg beim Energieverbrauch von 2008 mit 6,3 % auf 14,5 % in 2015, das Gros der regenerativen Energien allerdings musste dafür von extern eingekauft werden. PV-Anlagen wie Windkraft aus dem Stadtgebiet trugen wenig zu dieser Steigerung bei. “Weilimdorf hat mit dem Windrad auf dem Heiner immerhin ein großes Pluszeichen!”, so Görres zu den Bezirksbeiräten. Da allerdings 2020 die Förderung für das bestehende Windrad ausläuft und der Betrieb danach mit aktuellen Tarifen nicht wirtschaftlich ist, droht hier sogar bei unveränderten Vorzeichen ein Ende der Windkraft-Energieproduktion. Hier muss, so Görres, mit den Betreibern und bzw. oder neuen Investoren eine Lösung gefunden werden.

Um bis 2050 die Einsparungen schaffen zu können, hat die Stadtverwaltung eine “Wärmewende in Stuttgart” propagiert: Bis 2050 soll eine Reduktion des Wärmebedarfs um 63 % durch eine vollständige Substitution von Heizöl, sowie eine teilweise Substitution des Erdgas durch Fernwärme, Umweltwärme (Wärmepumpen) und Biomasse, erreicht werden. Verbleibendes Erdgas soll bis in 30 Jahren synthetisch erzeugt werden (Power-to-Gas).

Auch in Weilimdorf soll dies erreicht werden. In Wolfbusch vor allem durch den Ersatz von Ölheizungen sowie in den Pfaffenäckern durch ein energetisches Quartierskonzept mit KfW-Förderung. Im Zentrum von Weilimdorf soll eine Untersuchung klären, ob Nahwärme möglich ist, ebenso soll die Sanierungsquote mit Fördergeldern erhöht werden. “Wir haben etwa 5200 Gebäude in Weilimdorf, 4200 davon sind Wohngebäude, 700 sind Nichtwohngebäude und 300 unterliegen einer Mischnutzung. Insgesamt haben wir hier ca. 14.500 Wohneinheiten. Das größte Einsparpotential ist in der Gebäudestruktur von Weilimdorf zu suchen, da rund 30 % der Häuser zwischen 1946 und 1961 gebaut wurden, weitere 30 % zwischen 1962 und 1994. Hier kann man durch Wärmeisolierung und neue Heizanlagen viel erreichen”, so Görres erklärend zum Fokus auf die Weilimdorfer Gemarkung.

Während nach 2010 die geförderten Sanierungsmaßnahmen von jährlich rund 100.000 auf unter 20.000 Euro zurückfielen, stieg 2017 erstmals wieder die Fördersumme auf über 40.000 Euro an. Die jährliche Sanierungsquote von Gebäuden liegt derzeit bei 1,5 %, sie soll in den kommenden Jahren in Weilimdorf auf 3 % gesteigert werden. Für Kohleöfen und Öl-Kesselanlagen wurde für 2018 bis 2020 bereits ein Förderprogramm zum Heizungsaustausch (ÖAP)hin zu Fernwärme, Umweltwärme, Gas oder Pellets aufgelegt. Um jedoch flächendeckend Energieeinsparungen umsetzen zu können, wurde in enger Abstimmung mit der Energieoffensive Weilimdorf ein “Energetisches Quartierskonzept Weilimdorf Süd” vorgesehen, zu dem die Ausschreibung Vergabe an Dienstleister noch im November 2018 erfolgen soll.

Auch die Stadtverwaltung sieht sich in der Pflicht. In Weilimdorf gibt es 151 städtische Liegenschaften, angefangen von Kindergärten, Schulen und Veranstaltungsgebäuden bis hin zu technischen Gebäuden, Straßenbeleuchtung und Signalanlagen. Hier sollen Untersuchungen ergeben, wo Energieeinsparpotential herrscht oder regenerative Energieerzeugung durch PV-Anlagen erfolgen kann. “Wir können die Dächer aber vielfach nicht komplett mit Modulen ausstatten – vielfach ist es eine Frage der Statik der Gebäude, was und wieviel möglich ist!”, so Görres. Für die Schulen gibt es das “LESS – Lukratives Energiesparen in Stuttgarter Schulen”, an dem sich die Maria-Montessori-Schule in Hausen aber auch die Wolfbuschschule bereits erfolgreich beteiligt haben.

Großes Energieeinsparpotential sieht Görres auch noch im Gewerbegebiet Weilimdorf, wenngleich er wenig Hoffnung hat, dass dort etwas passiert: “Leider haben viele Eigentümer so gut wie kein Interesse an Sanierungen oder Austausch von Heizanlagen, da diese Nebenkosten auf die Mieter abgewälzt werden. Und so lange die das unverändert zahlen, ist die Bereitschaft hier was zu unternehmen sehr gering.”

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