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Fasnacht und Karneval – wo kommen sie her?

Immer wieder stellt man sich die Frage, woher eigentlich das bunte Faschingstreiben, das die Menschen alljährlich am Ende des Winters packt, seinen Ursprung her hat. Bis in vorchristliche Zeit reichen die Spuren der “Fasnacht” zurück. Da durch die Christianisierung Europas diese heidnischen Bräuche nicht ausgerottet werden konnten, passte die frühe Kirche den Begriff durch Ergänzung eines Buchstaben – das “t” – an und heraus kam die “Fastnacht” (die letzte Nacht vor Beginn der Fastenzeit). Doch woher die Bräuche des Verkleidens? Wir haben mal ein wenig im Internet geforscht und sind auf ausfürliche Interpretationen gestoßen:

Die Fasnacht findet seinen Ursprung in heidnischen Bräuchen, die auf den Wechsel vom kalten, unfruchtbaren und entbehrungsreichen Winterhalbjahr in das warme und fruchtbare Sommerhalbjahr zurück zu führen sind. Den Sommer personifizierte man mit einem strahlenden, blühenden Jüngling, während dem man im Winter einen alten, furcht einflössenden, dämonischen, grauen Greis sah. Diesen alten, dämonischen Greis versuchte man zu vertreiben, indem man sich in Geister, Kobolde und unheimliche Gestalten aus der Natur verkleidete und mit Holzstöcken wild um sich schlug. In der frühchristlichen Zeit wandelte sich der Brauch. Man verkleidete sich als Tiere und der Tausch der Geschlechter setzte sich durch. Die Männer verkleideten sich als Frauen und die Frauen wiederum verkleideten sich als Männer. Es entstanden die Figuren Wildmann und Wildweib. In verschiedenen Fasnachtsregionen ist der “Wilde Mann” heute noch vertreten und aus den Wildweibern entwickelten sich mit der Zeit verschiedene Hexenfiguren. Die Masken- und Verkleidungsbräuche konzentierten sich zwischen Martini (11. November!) und Pfingsten, nicht nur während der Fasnachtszeit. Die Kirche versuchte zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert immer wieder, die heidnisch-kultischen Verkleidungsbräuche zu bekämpfen, indem man die alten, heidnischen Formen übernahm und mit neuen, christlichen Inthalten ausstattete. Mit der Erhärtung des Christentums wurden diejenigen, welche sich noch zu den alten vorchristlichen, heidnischen Bräuchen bekannten, von den “rechtgläubigen” Christen verspottet, indem Sie die einst kultischen Handlungen nachahmten und verulkten. Aus diesen Verulkungen entwickelte sich mit der Zeit ein fröhliches, heiteres Fasnachtstreiben. Nach der Reformation wurde die Fasnacht in einigen reformierten Landesteilen im deutschsprachigen Raum als “papistische Unsitte” verboten. Auch während den Religionskriegen im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Fasnachtsbräuche unterdrückt. Erst im 18. Jahrhundert bekam die Fasnacht neue Impulse durch höfische Gastspiele und Maskeraden österreichischer, englischer und italienischer Komödianten. Da die meisten Leute im 18. und 19. Jahrhundert noch in ärmlichen und bescheidenen Verhältnissen lebten wurden auch die Fasnachtskostüme mit bescheidenen Mitteln hergestellt. Als Grundlage diente ein alter Anzug, welcher mit hunderten von bunten Stoffresten, Nussschalen oder Schneckenhäusern dekoriert wurde. Die Masken und Larven wurden meist selber von Hand geschnitzt und die Haarpracht mit Hanf, Stroh oder Schilf nachgeahmt. Die Herstellung solcher Fasnachtsgewänder nahm enorm viel Zeit in Anspruch. Nach der Fasnacht musste nicht selten die ganze Dekoration vom Anzug wieder entfernt werden, da dieser wieder als Arbeitsanzug gebraucht wurde.

Fasnacht, Fasching und Karneval

Über die Herkunft des Begriffes “Fasnacht” ist man sich nicht sicher. Es gibt Volkskundler, die der Meinung sind, dass das Wort “Fasnacht” von “Faselnacht” und dieses wiederum von “fasen” oder “faseln” abgeleitet wurde. Das Wort “fasen” bedeutet im Altschwäbischen “gedeihen” und “faseln” bedeutet soviel wie “brünstig sein, begatten oder gebären”. Das Wort “Fasnacht” wurde dann vermutlich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert unter dem Einfluss der Kirche, die den heidnischen Brauch mit christlichen Inhalten ausstattete, in das Wort “Fastnacht” (Die letzte Nacht vor der Fastenzeit) umgewandelt. Mit der Zeit hat sich der Begriff “Fastnacht” dann offensichtlich wieder in die “abgeschliffene” Form von “Fasnacht” zurück gewandelt. Das Wort “Fasching” findet seinen Ursprung in Bayern. Es soll sich im 13. Jahrhundert aus “Fa-Schank” entwickelt haben. Man ist sich jedoch nicht im klaren darüber, ob sich der Begriff “Fa-Schank” aus “Fass-Schank”, “Fasel-Schank” oder “Fasten-Schank” gebildet hat. Im 19. Jahrhundert glaubte man fälschlicherweise, dass sich das Wort “Karneval” aus dem lateinischen “carrus navalis” (Schiffswagen) entwickelt hat. Im lateinischen Wortschatz existiert “carrus navalis” jedoch gar nicht! Eine andere Deutung weist auf “carne vale” hin, was so viel heissen soll, wie “Fleisch lebe wohl”! Dieser Begriff weist ebenfalls auf die Fastenzeit hin und soll von humorigen Klerikern als Spass erfunden und auch nur zum Scherz verwendet worden sein.

Kurze oder lange Fasnacht?

Die Fasnacht beginnt am letzten Tag der zwölf Rauhnächte, am Dreikönigstag, dem 6. Januar. Und am Aschermittwoch, allgemein bekannt, endet die Fasnacht. Der Aschermittwoch ist jedoch kein fester Tag im Kalender wie der Dreikönigstag; der Aschermittwoch ist beweglich. So kommt es, dass bei einem festen Anfangsdatum und einem beweglichen Enddatum die Dauer der Fasnacht Jahr für Jahr verschieden ist. Die vorösterliche Fastenzeit beginnt seit hunderten von Jahren am Mittwoch vor Sonntag “Invocavit” also am Aschermittwoch. Ostern aber ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Je früher Ostern ist, desto kürzer ist demnach die Fasnacht!

Wenn der erste Vollmond nach Frühlingsanfang am 22. März ist und der 22. März erst noch auf einen Samstag fällt, dann ist Ostern am 23. März. Entsprechend früh liegt der Aschermittwoch am 3. Februar. Diese Fasnacht ist die kürzeste, sie dauert nur 28 Tage. Wenn aber der erste Frühjahresvollmond auf den 18. April fällt und wenn dieser Tag ein Montag ist, dann wird Ostern erst am 24. April gefeiert. Entsprechend spät liegt der Aschermittwoch am 10. März. In einem solchen Jahr dauert die Fasnacht mit 63 Tagen am längsten.

Quelle: Tony Oetterli, Schweiz

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