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Parkinson Selbsthilfegruppe zu Gast bei Glotz

Unter dem Dach des Förderkreises Haus am Lindenbachsee trifft sich alle zwei Monate eine Parkinson Selbsthilfegruppe. Beim jüngsten Treffen war die Gruppe zu Gast im Vital-Zentrum Glotz in Gerlingen. Auf dem Programm stand eine Betriebsbesichtigung sowie eine Firmenpräsentation, in deren Rahmen die Teilnehmer unter anderem erfuhren, welche Hilfsmittel es für Menschen mit Parkinson gibt.

Die Parkinson Selbsthilfegruppe hatte vergangene Woche zu einer Betriebsbesichtigung beim Vital-Zentrum Glotz eingeladen. Der Organisator der Selbsthilfegruppe, Dietfried Deike, konnte zu der Veranstaltung rund 20 Teilnehmer begrüßen. Der Förderkreis Haus am Lindenbachsee pflege schon sehr lange gute Kontakte zum Sanitätshaus Glotz, erklärte Deike. So habe der Förderkreis dank der Unterstützung von Firmeninhaber Joachim Glotz günstig höhenverstellbare Pflegebetten für die Altenwohnanlage am Lindenbachsee anschaffen können. Joachim Glotz sei auch Mitglied im Förderkreis.

Begrüßt wurden die Gäste im Vital-Zentrum in Gerlingen vom Leiter der Marketingabteilung Helmut Lange. Auf dem Programm des Nachmittags stehe eine Betriebsbesichtigung mit an – schließender Firmenpräsentation und einem gemütlichen Stehempfang, der auch Gelegenheit zu Gesprächen gebe. Begleitet wurde die Gruppe bei ihrem Rundgang durch das Haus außerdem von Geschäftsführer Christian Weyhofen, dem Leiter des Bereichs technische Orthopädie Jochen Weigel, und Monika Zeh, Spezialistin für alle Fragen rund um das Thema Hilfsmittel.

Weyhofen bedankte sich für das Interesse der Teilnehmer. „Wir werden Ihnen heute verschiedene Dinge zeigen, die für Sie sicher hilfreich sein können“, so der Geschäftsführer. Erste Station auf dem Rundgang war die sogenannte „Reha-Ausstellung“. „Unter dem Begriff Rehabilitationshilfsmittel sind alle Mobilitätshilfsmittel zusammengefasst“, erläuterte Weigel. Rollatoren oder Rollstühle zählen genauso dazu wie Bewegungstrainer. Die Bewegungstrainer könnten auch für Parkinsonpatienten sehr hilfreich sein, hielt Zeh fest. Ebenso wie ein Rollator. Beide Hilfsmittel könnten über den Kostenträger abgerechnet werden. Allerdings müsse dazu der Arzt das Hilfsmittel empfehlen. „Ein Bewegungstrainer kann bei uns auch gemietet werden“, so Zeh weiter. Sogar eine Finanzierung sei möglich.

Ein großes Problem sei, dass viele Betroffene überhaupt nicht wissen, welche Hilfsmittel es gibt, ergänzte Weyhofen. Tatsächlich gebe es sehr viele Hilfsmittel durch die ein kostenaufwendiger Hausumbau vermieden werden könne. Hilfreich ist hier unter umständen eine Wohnraumberatung vor Ort, bei der festgestellt wird, was gemacht werden muss und in welchem Bereich es Zuschüsse vom Kostenträger gibt. „Dazu gehört zum Beispiel auch eine Beratung, wie die Wohnung rollstuhlgerecht gemacht werden kann“, erläuterte Lange.

Einen großen Raum nimmt bei Glotz auch die Orthopädietechnik ein und hier insbesondere die Sonderanfertigungen im Bereich der Prothetik. „Mit der heutigen Technik ist es problemlos möglich auch Oberschenkel-Orthesen herzustellen, die mechanisch oder elektronisch im Schrittzyklus gesteuert werden“, berichtete Weigel. Glotz mache aber nicht nur Bein-, sondern auch Handbeziehungsweise Armprothesen. Unterstützt werde die Arbeit durch ein eigenes Bewegungsanalysezentrum und eine eigene Gehschule. Als das Unternehmen 1938 gegründet wurde, sei die Prothetik vor allem bei Kriegsverletzungen ein Thema gewesen, erläuterte Weyhofen. Heute seien die Patienten häufig Unfallopfer oder Menschen mit Diabetes.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die orthopädische Schuhtechnik. Mittels digitaler Messverfahren wie der Fußdruckmessung und videogestützter Bewegungsanalyse können laut Weigel für alle Aufgabenstellungen im Bereich des Fußes individuelle Lösungen entwickelt werden. Weyhofen riet in dem Zusammenhang grundsätzlich dazu, beim Kauf von Schuhen darauf zu achten, dass die Einlagen herausgenommen werden können. Nur so könnten individuelle Einlagen problemlos eingesetzt werden. „Ansonsten wird der Schuh zu eng“, so der Geschäftsführer.

Ein ganz besonderes Hilfsmittel präsentierte Weigel den interessierten Besuchern. Segways seien erstmals mit Schlaganfallpatienten getestet worden, erzählte der Orthopädietechniker. Der Test sei sehr positiv verlaufen. Auch für Parkinsonpatienten seien diese elektrisch angetriebenen Segways ein geeignetes Fortbewegungsmittel. Die Geräte seien selbstbalancierend und würden nur durch Verlagerung des Körpergewichts beziehungsweise durch Druck oder Zug auf die Lenkstange gesteuert.

Bei Parkinsonpatienten, die ein Segway rund zwanzig Minuten nutzen, gehe der Tremor deutlich zurück, so Weigel. Wie einfach die Handhabung dieses Ein-Personen-Transportmittels ist, konnten die Mitglieder der Selbsthilfegruppe vor Ort ausprobieren. Tatsächlich beherrschten all diejenigen, die sich zu einem Test entschlossen hatten, das Gerät schon nach wenigen Versuchen. Beim Rundgang erfuhren die Besucher schließlich noch einiges über die diversen Hilfsmittel für das Bad, zu denen die verschiedensten Griffe und Einstiegshilfen gehören, über die sogenannten Elektroscooter und vieles mehr.

Abschließend ging Weyhofen in seinen Ausführungen noch kurz auf die Geschichte des Unternehmens ein, das 1938 in der Rosenbergstraße in Stuttgart gegründet wurde. Es folgten mehrere Umzüge in Stuttgart. 2004 sei dann zunächst die Medizintechnik nach Gerlingen ausgelagert worden. „Damals hätten wir nie geglaubt, dass wir die Räume hier voll bekommen“, so Weyhofen. 2005 folgte der Umzug der Reha-Technik und 2008 zogen auch die übrigen Geschäftsbereiche in die Dieselstraße um. Neben dem Vital-Zentrum in Gerlingen betreibe Glotz insgesamt sechs Filialen und beschäftige heute 250 Mitarbeiter. An der Stelle wies der Geschäftsführer darauf hin, dass das Unternehmen in sechs Berufen ausbildet. Leider hätten viele überhaupt keine Ahnung, welche Berufe es im Bereich der Gesundheitstechnik gibt. „Sanitätshaus wird gerne mal mit Sanitärhaus verwechselt“, so Weyhofen. Die Gelegenheit, nach dem Rundgang Fragen zu stellen, nutzten die Teilnehmer sehr gerne. Nachfragen gab es vor allem dahingehend, welche Hilfsmittel und Leistungen denn von den Kassen übernommen werden.

_Text und Fotos: © Pressebüro Tommasi. Den kompletten Bericht gibt es in “in und um Weilimdorf” zu lesen.

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