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Professor Dr. Ing. Gerhard Heimerl zu Gast beim Monatsnachmittag der Sudetendeutschen

Kein Thema hat in der Vergangenheit in Stuttgart so sehr für Diskussionen gesorgt, wie das Bahnprojekt „Stuttgart 21“. Deshalb war der Saal im „Haus der Begegnung“ in Stuttgart-Giebel auch gut besucht, als der Ideengeber von „S 21“ und Vater der Schnellbahnstrecke von Stuttgart nach Ulm, Professor Dr. Ing. Gerhard Heimerl, beim Monatsnachmittag der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf zu Gast war.

So konnte Obfrau Waltraud Illner unter den zahlreichen Besuchern auch prominente Gäste wie den Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises, Professor Armin Rosin und die Mitglieder der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Regine Löffler-Klemsche und Bruno Klemsche begrüßen.

Es war eine Geschichtsstunde an diesem Nachmittag, als Professor Gerhard Heimerl erzählte, wie die Planung für die Eisenbahn-Neubaustrecke Stuttgart-Ulm und das Teilprojekt „Stuttgart 21“ angestoßen und entwickelt wurde. Den Verkehrswissenschaftler, der zwischen 1975 und 2000 als Direktor das Verkehrswissenschaftliche Institut an der Universität Stuttgart leitete, hatten einst die Überlegungen der Europäischen Union zum europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz dazu bewogen, sich Gedanken über eine Neubaustrecke von Stuttgart nach Ulm zu machen, liegt doch die baden-württembergische Landeshauptstadt an der Achse von Paris nach Preßburg bzw. Budapest, die zu den fünf besonders wichtigen Magistralen in Europa zählt. Gerhard Heimerl sorgte sich zu dieser Zeit bereits um die Verkehrsdrehscheibe Stuttgart Hauptbahnhof, hatte doch der Bundesverkehrswegeplan von 1985 mit seiner Aussage, die Neubaustrecke von Mannheim nach Stuttgart mit einer Neu- und Ausbaustrecke von Plochingen nach Günzburg fortzusetzen, Stuttgart im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz in den „Verkehrsschatten“ gestellt. Deshalb wandte sich der engagierte Verkehrswissenschaftler im Jahr 1988 mit einer Denkschrift an die Öffentlichkeit, in der er den Bau einer durchgängigen Neubaustrecke von Stuttgart nach Ulm unter Einbeziehung des Stuttgarter Hauptbahnhofes forderte. So sollte die Trasse, die nach dessen Planer als „Heimerl-Trasse“ benannt wurde, vom Stuttgarter Hauptbahnhof mit einem tiefgelegten Durchgangsbahnhof mit vier Gleisen für die Relation Mannheim-Ulm, umweltfreundlich und siedlungsfern entlang der Autobahn A 8 bis kurz vor Ulm geführt werden, um eine weitere Belastung der besiedelten Gebiete entlang der Strecke im Neckar-und Filstal zu vermeiden. Der Flughafen sollte mit an die Hochgeschwindigkeitsstrecke angebunden werden, um gleichzeitig mit einem neuen Flughafenbahnhof der südlichen Region Stuttgarts bis in den Raum Tübingen einen Zugang zum hochwertigen Schienenpersonenverkehr zu ermöglichen.

Hatten sich die Deutsche Bahn und auch Regierungsstellen dazu entschlossen, eine Trasse in Anlehnung an die Heimerl-Variante zu realisieren, schwebte über der Gestaltung des Verkehrsknotens Stuttgart noch immer die Überlegung, einen peripheren Fernbahnhof als „Haltepunkt Stuttgart“ am Rande des Rosensteinparks einzurichten. Gleichzeitig wuchs damit aber auch die Idee, die freiwerdenden Flächen der derzeit umfangreichen Gleisanlagen des Kopfbahnhofes, für die städtebauliche Entwicklung zu nutzen. Konnte sich Professor Gerhard Heimerl mit einem Hochgeschwindigkeitshaltepunkt am Rosenstein überhaupt nicht anfreunden, da dieser weder für den Verkehrsbetrieb noch für die Kunden attraktiv gewesen wäre, sah er im Wegfall der Gleisanlagen vor dem Hauptbahnhof eine große Chance für die Stadtentwicklung Stuttgarts. Aus den Erkenntnissen Heimerls und unterstützt von einer Machbarkeitsstudie der Deutschen Bahn, entschied sich der Bahn-Vorstand dann den gesamten Hauptbahnhof unter die Erde zu legen, woraus schließlich das umfassende Projekt „Stuttgart 21“ als Synergiekonzept von Verkehr und Stadtentwicklung resultierte, dass 1994 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. So werden über den künftigen Durchgangsbahnhof in Tieflage mit 8 Gleisen, alle Strecken des Personenverkehrs, bis auf die S-Bahnen, fließen und eine direkte, kurze Umsteigeverbindung zu den künftigen Bahnsteigen des Regional- und Fernverkehrs bieten. Auch werden mit der Gestaltung der Gleisanlagen und Netzanbindungen mit der Wangener Schleife, dem Innenstadtring, Fahrmöglichkeiten für den Fern- und Regionalverkehr über den neuen Hauptbahnhof in allen Relationen ermöglicht, ohne dass die Züge einen Richtungswechsel vornehmen müssen. Mit der Neubaustrecke, dem Durchgangsbahnhof, der Neuordnung des Knotens Stuttgart sowie der Flughafenanbindung, werden aber auch zum Teil spektakuläre Fahrzeitverkürzungen erzielt, im Regional- wie auch im Fernverkehr. Natürlich sprach Professor Gerhard Heimerl auch die vieldiskutierte Kapazität des neuen Durchgangsbahnhofs im Vergleich zum „alten“ Kopfbahnhof an. So ist unter Fachleuten international unumstritten, dass für einen Kopfbahnhof weit mehr Gleise als für einen Durchgangsbahnhof notwendig sind, um die gleiche Betriebsleistung zu bewältigen. Als verantwortungsvoller Verkehrsplaner, machte sich Professor Heimerl natürlich auch Gedanken über Ausbauoptionen für die fernere Zukunft. Bereits im Jahre 1996 übermittelte der aus dem Egerland stammende Verkehrsentwicklungsexperte in einem Schreiben an die Deutsche Bahn seine Überlegungen, die zum Teil auch im Schlichtungsverfahren zum Projekt „Stuttgart 21“ erneut diskutiert wurden. So wurden beispielsweise die Optionen der Anbindung der heutigen Ferngleise von Feuerbach durch den Pragtunnel an die neuen Ferngleise von Bad Cannstatt zum Hauptbahnhof sowie eine S-Bahn-Verbindung von Feuerbach nach Bad Cannstatt im Planfeststellungsverfahren baurechtlich bereits berücksichtigt während seine Option der Nachrüstung zum 10-gleisigen Hauptbahnhof jedoch keine Anerkennung fand.

Mit einem Appell zum Erhalt der Gäubahn und der Feststellung, dass nur eine Infrastruktur, die den Qualitätsanforderungen im deutschen und europäischen Wettbewerb gerecht wird, längerfristig die Standortvorteile und die wirtschaftliche Spitzenstellung des Landes und der Region sichern kann, schloss der Ideengeber von „Stuttgart 21“, Professor Gerhard Heimerl seinen Vortrag über sein Lebenswerk.

Foto (Heisig): Obfrau Waltraud Illner bedankt sich bei Professor Dr. Gerhard Heimerl für seinen Vortrag.

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