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28.01.1945: Weilimdorf ein Flammenmeer

Auf dem Alten Friedhof erinnert das Gräberfeld „FLIEGEROPFER 1944–1945“ an die Toten des Luftkriegs in Weilimdorf. 44 Namen werden auf den 10 Grabplatten genannt. Tatsächlich waren aber wesentlich mehr Tote zu beklagen: 103 Menschen wurden in Weilimdorf Opfer des Bombenkriegs, darunter waren 44 Zwangsarbeiter. Auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs verloren 241 Weilimdorfer als Soldaten ihr Leben. Nur neun Monate vor dem Kriegsende forderte der Luftkrieg im Juli 1944 die ersten elf Opfer unter der Weilimdorfer Zivilbevölkerung. Während die Westfront näher rückte und damit das Ende des Krieges absehbar war, gab es im Oktober 1944 weitere 16 Opfer. Am 28. Januar 1945 griffen 353 britische Bomber kurz vor Mitternacht Stuttgart an. Weilimdorf war dabei ein Schwerpunkt des Angriffs. Für Weilimdorf war es die schwerste Bombennacht des gesamten Krieges, die auch die meisten Todesopfer forderte. Unter den Toten waren überwiegend Frauen und Kinder.

Der Bericht des Bezirksvorstehers Schnierle vom 30.12.1948: In der Nacht vom 28./29.1.1945 erfolgte ein Grossangriff auf Weil im Dorf. Bereits vor Mitternacht wurden die Bewohner durch Fliegeralarm aus dem 1. Schlaf gerissen. Die Feuer der Scheinanlage brannten, jedoch kein Angriff erfolgte. Bald nach der Entwarnung heulten jedoch wiederum die Sirenen. Die Menschen in den Luftschutzstollen erzitterten, als die ersten Bomben einschlugen. Schlag auf Schlag erdröhnte, die Lichter erlöschten. Es wurde zur Gewissheit, der Stadtteil Weil im Dorf hatte seinen ersten grossen Angriff zu überstehen. Diese Schreckensnacht wird allen Beteiligten nicht mehr aus dem Gedächtnis entschwinden.

Nach dem Kommando „Männer heraus“ bot sich denselben ein schrecklicher Anblick.

In ca. 30 Minuten wurde eine Unzahl von Spreng- u. Brandbomben, sowie Minenbomben abgeworfen. Ueberall in fast allen Straßen brennende u. eingestürzte Häuser. Kein Licht, kein Gas, die Hauptwasserleitung zerstört. bei einer Kälte von ca. 15 Grad minus musste nach Aufbrauchen der Wasservorräte mit Schnee gelöscht werden, welcher glücklicherweise in grossen Mengen vorhanden war. Unser Ort bot einen schrecklichen Anblick, der angerichtete Schaden war sehr gross. So musste unsere tapfere Einwohnerschaft bis zum bitteren Ende ausharren.

Zum Gedenken an den Bombenangriff findet am heutigen Freitag, 28. Januar 2005, um 18 Uhr eine ökumenische Andacht aller Weilemer Kirchengemeinden in der Oswaldkirche statt.

Text und Bild (Solitudestraße Ecke Staigerstraße ) mit freundlicher Genehmigung des Weilimdorfer Heimatkreis e.V., der zum Anlass des 60. Jahrestages ein Erinnerungsblatt herausgegeben hat: 70499 Stuttgart-Weilimdorf, Ditzinger Str. 7, im Rahmen des Projekts “Weilimdorf 1933-1945”, Januar 2005, Redaktion Bernhard Klar.

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