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9. Vollversammlung des Flüchtlingskreises: vielfältige Aufgaben auch in 2017

Am 16. März 2017 lud der Weilimdorfer Flüchtlingskreis im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum zu seiner bereits neunten Vollversammlung, zu der Flüchtlingskreissprecher Werner Bossert eingeladen hatte.

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich gab zu Beginn eine kurze Übersicht über die aktuelle Entwicklung – die sie an manchen Tagen auch mal “links überholen würde”, zumal am Vortag im Bezirksbeirat es noch geheißen habe, die Sanierung des “historischen Ensemble” würde im Juni 2017 beginnen – einen Tag später aber habe ich der Termin wegen Änderungen bei den Brandschutzvorschriften auf 2018 verschoben, da diese erst mit den Sanierungsplanungen abgeglichen werden müssten. Immerhin könne nun der Kindergarten länger als geplant in den Räumlichkeiten bleiben, die Kleiderkammer des Flüchtlingskreises müsse nicht spätestens im Mai das Gebäude räumen, sondern könne dies in Ruhe auch im Sommer erledigen.

Vorgestellt wurde den Mitgliedern des Flüchtlingskreises durch Martin Rubin auch der gemeinnützige Verein Arrival Aid, der 2015 in München gegründet wurde und seit Dezember 2016 auch eine Niederlassung in Stuttgart hat. ArrivalAid begleitet Flüchtlinge im Asylverfahren. Hierzu bereiten ausgebildete Ehrenamtliche die Flüchtlinge kostenlos auf den Anhörungstermin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor und begleiten sie zu diesem. Rubin verwies auf das Angebot von Arrival Aid, dass sie für die Anhörungsvorbereitung, -begleitung und -nachbereitung Ehrenamtliche ausbilden. Dies passiert in einem Wochenendkurs (18 Stunden), zu dem auch interessierte Mitglieder des Flüchtlingskreises Weilimdorf eingeladen sind. ArrivalAid finanziert sich aus Spendengeldern, Großunternehmen wie der Versicherungskonzern MunichRE und Microsoft, aber auch diverse Stiftungen unterstützen die Arbeit des Vereins.

Die Arbeit des Flüchtlingskreises in Weilimdorf bleibt auch in 2017 sehr vielfältig, wie Werner Bossert anschließend feststellte. So werden in den kommenden Wochen die zwei neuen Häuser in der Steinröhre zwischen Hausen und Ditzingen mit neuen Flüchtlingen belegt, für die die Arbeitsgruppe “Lebensbegleitung” bereits in den Startlöchern stehe. “Es sieht so aus, dass die Bewohner der Einrichtungen so lange dort bleiben werden, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben”, so Bossert – und verwies darauf, dass in Stuttgart derzeit mehr als 10.000 Wohnungen fehlen, die Suche für eigene vier Wände für Flüchtlinge sei daher sehr schwierig, man stoße immer wieder auf Vorurteile und auch Ablehnungen, insbesondere bei direkten Anfragen an Eigentümer wie Makler. Dennoch konnte man in den letzten Wochen erfolgreich mehr als 15 Familien in eigenen Wohnungen unterbringen.

Unterstützt wird der Flüchtlingskreis ab 1. April 2017 bei seiner Arbeit und Projekten durch Frau Roja Sabori aus Afghanistan, für sie konnte eine BUFDI-Stelle geschaffen werden. Aktuelle Projekte des ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer sind derzeit die erfolgreich verlaufene Bowling-Aktion mit Jugendlichen der Flüchtlinge und dem Jugendrat Weilimdorf – beide Seiten waren anschließend von der Begegnung begeistert, so Bossert. Auch konnten 50 Flüchtlingskinder erfolgreich in das Ferienwaldheim Lindental der Evangelischen Gesamtkirche Weilimdorf auf noch freie Plätze vermittelt werden, das Circusprojekt “Calibari” findet Dank finanzieller Unterstützung durch den Autokonzern Daimler ab 29. März seine Fortsetzung, die Aufführung der erlernten Akrobatik wird am 1. Oktober 2017 beim Begegnungsfest in der Lindenbachhalle aufgeführt. Ebenso weitergeführt wird in 2017 auch die Hochbeetaktion, neu ist das Pilotprojekt der Vorlesepaten in der Einrichtung in der Solitudestraße – das bei Erfolg nach Möglichkeit im Herbst auch in der Steinröhre angeboten werden soll. Das Jugendhaus Giebel bietet seit kurzem den Flüchtlingskindern aus der Steinröhre jeden Freitagnachmittag ein buntes Programm, die Ausstellungseröffnung des Kunstprojektes ist im alten Schulhaus am 12. Mai 2017 vorgesehen. Flüchtlinge zeigen zwei Wochen lang ihre Kunstwerke, mit denen sie ihre Fluchterlebnisse darstellen.

Dank der finanziellen Unterstützung und Patenschaft durch das Weilimdorfer Unternehmen “M+W” und “care for kids” werden in Kürze in beiden Einrichtungen PC-Räume eingerichtet. Das Unternehmen stellt 10 Computer fertig konfiguriert zur Verfügung. Die Rechner können dann von den Flüchtlingen bzw. den Kindern unter ehrenamtlicher Begleitung für Bewerbungstraining und Bildungszwecke genutzt werden. “Spiele und privates Surfen wird nicht möglich sein!”, so Bossert. Das WLAN-Projekt für die Einrichtungen wurde für beendet erklärt – die Kosten für einen Breitbandanschluss beider Einrichtungen sowie technische Geräte hätten einen fünfstelligen Eurobetrag gekostet, Geld das der Flüchtlingskreis nicht hat.

In 2017 wird der Flüchtlingskreis sich weiterhin um die Unterstützung bei Bewerbungen für Praktika, Ausbildung und Arbeitsplätze für die Flüchtlinge kümmern, in beiden Einrichtungen soll in Zusammenarbeit mit der türkischen Gemeinde ein IFTAR-Fest gefeiert werden. Zum Einweihungsfest des neuen Löwen-Markt am 14. Oktober 2017 wird der Flüchtlingskreis einen Stand betreiben. Vom 25. bis 27. August werden im Oswaldgemeindehaus in der Ludmannstraße wieder die Legotage für Kinder stattfinden, das Cafe “Kunterbunt” startet in beiden Einrichtungen ab 1. April wöchentlich um 16 Uhr, donnerstags in der Steinröhre, freitags in der Solitudestraße. SchülerInnen des Solitude-Gymnasiums haben sich bereit erklärt ein Chorprojekt für Kinder ab 10 Jahren anzubieten – die Gesangseinlagen sind zur Aufführung am 1. Oktober 2017 beim Begegnungsfest in der Lindenbachhalle vorgesehen.

Probleme machen die Fahrräder der Flüchtlinge – viele Räder sind außerhalb der Fahrradwerkstatt besorgt, sind nun defekt und liegen bzw. stehen vor den Einrichtungen rum. “Wir können sie aber aus rechtlichen Gründen nicht einfach mitnehmen”, so Bossert – die Eigentumsfrage steht hier im Vordergrund. Da die Fahrradwerkstatt im Kahlhieb ist, hat sich das Interesse daran bei den Flüchtlingen auf Grund der Erreichbarkeit deutlich verschlechtert. Hier wird der Flüchtlingskreis in Zusammenarbeit mit der EVA eine Lösung suchen.

Die Kleiderkammer des Flüchtlingskreises wird Ende Mai aufgelöst, für den 24./25. Mai ist ein Ausverkauf vorgesehen. Verbleibende Kleidung und Schuhe werden aber nicht an Gewerbeanbieter verkauft sondern an andere Soziale Einrichtungen kostenfrei abgegeben, die sich um Obdachlose und Hilfsbedürftige in Osteuropa kümmern – “auch dort brauchen viele Menschen Hilfe, wir unterstützen dies gerne mit den verbleibenden Kleidungsstücken aus unserer Kammer”, so Werner Bossert.

Erfreulich sei, dass die Polizei die Einrichtungen in Weilimdorf sehr lobt: “Es sei auffallend, wie wenig im Vergleich zu anderen Einrichtungen in der Stadt bzw. bundesweit bei uns passiert!”, freute sich Bossert.

Kassenwart Stephan Gier verwies darauf, dass der Flüchtlingskreis zwar noch genügen finanzielle Mittel habe, um auch die kommenden ein bis zwei Jahre seine Projekte durchführen zu können. Jedoch habe die Spendenbereitschaft von Privatpersonen und Firmen in den letzten Monaten stark nachgelassen – seit Weihnachten habe er gerade mal 1.790 Euro Spendengelder verbuchen können: “Die Tendenz geht derzeit gegen Null!”, so Gier zu den anwesenden Helfern.

Damit der Flüchtlingskreis weiterhin so gut arbeiten und unterstützen kann, ist er auf Spenden und ehrenamtliche Mithilfe angewiesen. Wer mitmachen will, kann sich auf der Webseite HIER informieren. Für telefonische Auskünfte kann gerne unter +49 (160) 1752834 angerufen werden.

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