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Als Kinder aus der Heimat vertrieben

Es war ein besonderer Termin im Veranstaltungskalender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf, als beim jüngsten Monatsnachmittag der Heimatvertriebenen, Obfrau Waltraud Illner das Ehepaar Gertrud und Rudolf Schwarz aus Leinfelden-Echterdingen begrüßen konnte, die den zahlreichen Besuchern im Saal des „Hauses der Begegnung“ in Giebel von der Vertreibung aus ihrer Heimat erzählten.

Es war ein besonderer Termin im Veranstaltungskalender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf, als beim jüngsten Monatsnachmittag der Heimatvertriebenen, Obfrau Waltraud Illner das Ehepaar Gertrud und Rudolf Schwarz aus Leinfelden-Echterdingen begrüßen konnte, die den zahlreichen Besuchern im Saal des „Hauses der Begegnung“ in Giebel von der Vertreibung aus ihrer Heimat erzählten.

Der ehemalige CDU-Stadtrat aus Leinfelden und seine Frau, die ihre Lebensgeschichte bereits in einem Familienbuch festgehalten haben, möchten mit ihrem Vortrag die Ereignisse vor über 70 Jahren in Erinnerung rufen, damit das Unrecht der Vertreibung nicht in Vergessenheit gerät.

In Neutitschein / Kuhländchen im Ostsudetenland geboren und in Neutitschein-Söhle aufgewachsen, erlebte die damals junge Gertrud Lares den Zweiten Weltkrieg erstmals hautnah mit, als sie im Herbst 1944 zusammen mit ihrer Mutter, ihren verwundeten Vater im Lazarett in Riesa besuchte und auf dem Heimweg zwei Fliegerangriffe erleben musste. Als Anfang 1945 die Evakuierung der Sudetendeutschen angeordnet wurde und die Nachbarn der Familie Lares die Flucht antraten, lag die junge Gertrud mit Fieber im Bett, so dass eine Flucht ausgeschlossen war. So erlebte das damals 9-Jährige Mädchen die russische Besetzung ihres Heimatortes mit all ihren schrecklichen Begleiterscheinungen und wurde 1946 zusammen mit ihrer Mutter aus ihrer Heimat Neutitschein-Söhle vertrieben. Im Güterzug ging es nach einem dreiwöchigen Lageraufenthalt an den Grenzübergang Furth im Wald, von dort nach Augsburg und Heuberg bei Oettingen in Bayern, bis Gertrud Lares, zusammen mit ihrer Mutter, schließlich beim Fahnabauer Lutz in Herblingen ihr endgültiges Quartier fand. Dorthin kehrte auch ihr Vater nach seiner Kriegsgefangenschaft zurück und Gertrud Lares erlebte in Herblingen eine schöne Zeit. Und noch heute pflegt Gertrud Schwarz einen guten Kontakt zur Familie Lutz in Herblingen, die sie und ihre Familie damals als Heimatvertriebene auf ihrem Hof aufgenommen hatten.

Ihr Mann, Rudolf Schwarz, den sie in den 50er Jahren während seiner Lehrzeit in Dinkelsbühl kennengelernt und 1959 geheiratet hatte, erzählte dann im Anschluss seine Eindrücke, die er als kleiner Junge bei seiner Flucht und Vertreibung aus seiner Heimat erleben musste. Der ehemalige Stadtrat aus Leinfelden, der 21 Jahre für die CDU auf den Fildern kommunalpolitisch tätig war, stammt aus Schmiedshau in der Mittelslowakei, wo die Familie Schwarz bereits im Jahre 1706 urkundlich erwähnt wird. Wie seine Frau Gertrud, kam auch Rudolf Schwarz mit dem Zweiten Weltkrieg erst sehr spät in Berührung, als 1944 Partisanen in die Slowakei eingeflogen wurden und mit der zusätzlich herannahenden Ostfront die Deutschen in der Slowakei im Januar 1945 evakuiert wurden. War die Flucht aus der Slowakei noch „human“, weil man im Personenzug an sein Ziel gebracht wurde und, bis auf Haus und Hof natürlich, soviel mitnehmen konnte wie man wollte, war die Vertreibung mit höchstens 30 oder 40 Kilo Gepäck in Güterwagen mit je dreißig Personen, deren Ziel niemand wusste, menschenunwürdig. Rudolf Schwarz wurde, nach zwei Lageraufenthalten in Novak und Pressburg, nach Mecklenburg vertrieben, von wo er dann im November 1946 zu seinen Eltern nach Bayern kam. In Dinkelsbühl heimisch geworden, begann er dann bereits im Jahre 1956 seine Heimatgemeinde Schmiedshau zu betreuen. In seiner 40-jährigen Zeit als Heimatbetreuer, in der er auch die „Schmiedshauer Treffen“ organisierte, hatte der ehemalige CDU-Stadtrat erreicht, dass die Stadt Leinfelden, die 1959 seine neue Heimat geworden war, im Jahre 1984 die Treffenpatenschaft für Schmiedshau übernahm.

Aber auch heute noch engagiert sich Rudolf Schwarz für seine Heimat wo er nur kann und hat erreicht, dass 22 Kunsttontrachtenfiguren aus fast allen Vertreibungsgebieten, die von der Berliner Bildhauerin Doris Balz geschaffen wurden, im neuen Museum „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin ausgestellt werden sollen.

Foto (Heisig): Gertrud Schwarz und ihr Mann, CDU-Alt-Stadtrat Rudolf Schwarz, aus Leinfelden-Echterdingen, erzählten wie sie als Kinder die Vertreibung aus ihrer Heimat erlebt haben.

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