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Bei Bernd Heier ist Weilimdorf ein wenig wie der Frankfurter Flughafen

Wenn Weilimdorf etwas NICHT zu wenig hat, dann einen Friseur – mag man denken. Doch man sollte nie die Rechnung ohne die Statistik machen: Bundesweit gibt es ca. 90.000 Friseurgeschäfte – macht je Friseur ca. 910 Kunden im Jahr. In Weilimdorf kommen auf je Haarkünstler rund 2.000 Weilemer – da geht noch was!

Das findet übrigens auch Bernd Heier so – doch dazu später. Heier ist inzwischen in Weilimdorf kein Unbekannter mehr – „Bos Barber“ ist in Stuttgarts nordwestlichem Stadtbezirk seit diesem Frühling „bekannt aus Funk und Fernsehen“. Als Bernd Heier vor rund zwei Jahren mit der Hausbank im Rücken seinen Barber-Shop am Löwen-Markt 8 startete, war ihm der „Playboy“ eher als reine Zeitschrift für die Männer bekannt. Durch Zufall sah Heier die Umfrage bzw. Suche des Magazins nach den „Top 100 besten Barber Shops Deutschlands”. Den Kunden wurde es erzählt – und diese waren wohl mit seiner Handwerkskunst so zufrieden, dass im April 2018 ein Schreiben des herausgebenden Verlags aus München kam. „Dass ich am Ende mit einer Gesamtnote von 1,03 den ersten Platz für Baden-Württemberg belegen würde, habe ich nicht erwartet!“, so Heier. „Da es die erste Auszeichnung dieser Art ist, freue ich mich natürlich besonders darüber. Vergleichen kann man diesen Titel nur mit einem neu erfundenen Fernsehformat, bei dem man Sieger einer erstmals ausgestrahlten Staffel ist – das bleibt lange hängen!“ Der anschließende Medienrummel war groß: die Stuttgarter Zeitung kam zum Interview, BILD war auch vor Ort – und das SWR-Landesschau-Team war das i-Tüpfelchen mit dem Beitrag über Heier am 27. April zur Primetime. Weilimdorf ist seither „der Nabel der Barber-Welt“, so dass bereits im November 2018 eine Sonderausgabe des „Playboy“ erscheinen wird, in der Bernd Heier exklusiv über seinen Salon berichten wird.

Barttragen ist die „Emanzipation des Mannes“__

Das wissen inzwischen nicht nur viele Weilemer Herren (mit wie ohne Bart) – sondern auch Geschäftsleute aus aller Welt: „Hier geht es manchmal zu wie auf dem Frankfurter Flughafen!“, weiss Heier zu erzählen: „Aus dem Gewerbegebiet hier in Weilimdorf habe ich sehr viele internationale Kunden, viele nur englischsprachig“. Heiers Erfolg zu Gute kam am Ende auch der derzeitige Hype um Bärte: Noch vor 20 Jahren haben Friseure den Männern die Barthaare mehr schlecht als recht geschnitten, der Beruf des Barbiers stand angesichts heimischer elektrischer Rasierer und einfacher Nassrasur auf der Kippe. Durch die neue Bartkultur bei Männern, in der Heier auch ein wenig die „Emanzipation des Mannes“ gegenüber den Frauen sieht, erlebt der Beruf des Barbier derzeit eine Renaissance.

__Zu „Bart & Haare“ gerne ein Feierabendbier__

Um dort zu stehen, wo Heier heute ist, hat es allerdings lange Zeit gebraucht. Nach der Ausbildung zum Friseur in den 1980er Jahren folgte 1991 der erfolgreiche Abschluss der Meisterprüfung. In den nächsten zwei Jahrzehnten arbeitete Heier bei vielen Friseurbetrieben – u.a. als Salonleiter in Leonberg. „Weilimdorf war mir zu der Zeit bekannt wie Münster oder Hedelfingen – nur vom Namen her und mit der U-Bahn ging es in der Regel hier nur unterirdisch durch“, sinniert Heier rückblickend. Daher konnte er 2016 „wertfrei“ wie zufällig sich im Ortszentrum umsehen – den (passenden) Leerstand sehen und sich sagen „hier ist es schön, hier gehöre ich hin!“ Dieser Gedanke findet sich inzwischen auf seiner Visitenkarte wieder: „Dahoim isch, wo de dahoim bisch…“ – und ist zu seinem Markenzeichen geworden: das „Bos Barber“ strahlt eine exklusive Wohlfühlatmosphäre aus, statt Zeitschriftenbergen liegt für jeden Kunden ein iPad mit aktuellen Magazinen zum digitalen durchblättern bereit, dazu für jeden Handy-Typ das passende Ladekabel, der Strom aus der Steckdose ist Naturstrom, für den nach einem stressigen Arbeitstag Ruhe suchenden Herren von Welt gibt es gerne ein kühles Wulle-Feierabendbier – oder einen ausgesuchten Whisky. Und wer das volle Programm von „Bart & Haare“ genießt, braucht neben viel entspannter Zeit von rund 90 Minuten vielleicht auch noch die passenden Rasierutensilien für daheim. „Zudem führen wir Marken starker Partner was Herren-Pflegeprodukte angeht – aus fünf Kontinenten. Wella kann jeder, wir können mehr!“ Unterstrichen wird dies auch durch die Auszeichnung seines Betriebes mit vier von fünf Sternen: „Diese Sterne sind angelehnt an das Klassifizierungssystem der Hotelbranche. Der noch fehlende fünfte Stern wäre für umfassende Angebote aus der Kosmetik. Die habe ich noch nicht im erforderlichen Umfang. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!“, verrät Heier. Übrigens: Heiers Team ist nicht nur für die Herrenwelt da – auch die Damen kommen beim gebürtigen Weilemer Friseurmeister Martin nicht zu kurz.

_Soziales Engagement

Das soziale Engagement ist für Heier ebenso wichtig wie zufriedene Kunden: „Mir geht es gut, ich bin zufrieden. Gerne gebe ich daher wieder etwas an die Gesellschaft zurück! Letztes Jahr haben wir das Waldheim im Lindental unterstützt, nun sind die Weilimdorfer Ringer bei uns im Fokus. Wir wollen lokal helfen und unterstützen und schauen uns daher in Weilimdorf regelmäßig um, wo es unsere Hilfe und Unterstützung braucht.“ Doch auch für Menschen am Rand der Gesellschaft trägt Heier das Herz am rechten Fleck. So bietet er regelmäßig Obdachlosen ohne Einkommen oder Stütze die Gelegenheit, bei ihm sich kostenlos Haare und oder Bart schneiden zu lassen: „Ich möchte diesen Menschen einen wunderbaren Moment schenken!“ Das Schild am Eingang verweist auf dieses Engagement mit dem kommenden Datum 1. Oktober 2018 ab 13 Uhr – ebenso die halbseitige Gutschein-Anzeige im aktuellen „trottwar“, der Straßenzeitung im Südwesten.

Und dass es in Weilimdorf noch ein paar Friseure – oder wenigstens einen Barber mehr geben sollte wie eingangs erwähnt, meint Heier ernst: „Zum einen suche ich Mitarbeiter, jeder ist willkommen, der bei uns arbeiten möchte. Wem eine passende Qualifizierung fehlt, den schicke ich gerne auf Schulungen und Fortbildungen! Und zum anderen fände ich es toll, wenn ein weiterer Barber nach Weilimdorf kommt. Dann wird unser Ort vielleicht noch zum Mekka der Männerhaare!“, schmunzelt er.

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