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Bei der Familienberatung bleibt Weilimdorf benachteiligt

Auf der Sitzung des Bezirksbeirates in Weilimdorf am Mittwochabend stand als erster Tagespunkt der Jahresbericht 2002 der städtischen Beratungsstelle für Eltern, Familie und Jugendliche zur Diskussion. Herr Nobach, Leiter der Beratungseinrichtung, die ihren Sitz im Stadtbezirk Zuffenhausen hat (aber auch für die Stadtbezirke Feuerbach, Stammheim, Weilimdorf und Mühlhausen zuständig ist), referierte über den Arbeitsauftrag seiner Mitarbeiter und die Arbeitsschwerpunkte des vergangenen Jahres. Von 642 in 2002 betreuten Familien mit Beratungsbedarf waren es 449 Neuanmeldungen aus den fünf Stadtbezirken, allein 89 (25 Prozent) davon waren aus Weilimdorf mit den Schwerpunkten Giebel und Hausen. Dabei zeigten sich die beratenen Familien mit der Beratungsstelle sehr zufrieden: 97,3 Prozent gaben an, mit der Beratung zufrieden gewesen zu sein, 2,7 Prozent waren es teilweise – unzufrieden war niemand. Nobach wies darauf hin, dass die Arbeit der Beratungsstelle durch die Entscheidungen des Stuttgarter Gemeinderates, aus Kostengründen und Sparzwang der Stadt Stellen zu streichen und Aufgaben privaten Trägern zu übertragen, immer schwieriger würde und die Einsparungen als aller erstes an den präventiven Projekten zur Fallberatung, wie z.B. der Teilnahme an Stadtteilrunden angesetzt werden müssen. Daher falle wie 2002 auch in 2003 Weilimdorf mit seinen Stadtteilen “durch das Raster”, das Engagement der Beratungsstelle werde nun auf Zuffenhausen und Feuerbach eingeschränkt. Nobach ist sehr daran interessiert, in Weilimdorf eine Niederlassung seiner Abteilung einzurichten, zumal der Stadtbezirk derzeit durch junge Familien extrem aufgesiedelt werde. Doch der Sparwillen des Gemeinderates fordere hier seinen Tribut, wenn auch er nicht verstehen kann, wie freie Träger mit weniger Geld eine bessere Beratung als sein Team leisten können. Während die CDU-Bezirksbeiräte Verständnis zeigten für die Entscheidung des Gemeinderates, Einsparungen vorzunehmen und die Einschaltung kostengünstiger freier Träger bei der Familienberatung durchzusetzen, rührte sich wenigstens bei der SPD das soziale Gewissen und übte harsche Kritik an den Entscheidungen des Gemeinderates. Hier würde letztlich ein Stadtbezirk aufs Abstellgleis geschoben, obwohl gerade mit den sozialen Brennpunkten Hausen und Giebel dringender Handlungsbedarf vor Ort bestehe. Derzeit müßten Familien mit Beratungsbedarf den umständlichen Weg nach Zuffenhausen in Kauf nehmen – und dass nun im zweiten Jahr hintereinander keine Aktionen der Beratungsstelle mehr in Weilimdorf stattfinden, zeigt das Desinteresse des Gemeinderates an der sozialen Struktur Weilimdorfs mit immer mehr jungen Familien und deren Hauptproblemen mit fehlenden Ganztagesbetreuungsplätzen im Kindergarten- und Schulbereich.

Foto: Beratungsstellenleiter Nobach (rechts) vor dem Weilemer Bezirksbeirat (links Bezirksvorsteherin Ulrike Zich).

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