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Bergheim und sein „Berkheimer Schlößle“

In Weilimdorf steckt sehr viel Geschichte. Um die Historie des Stuttgarter Stadtbezirks wach zu halten und zu pflegen, gibt es seit 1986 den Weilimdorfer Heimatkreis e.V., dessen Vorsitzende, Erika Porten, jüngst beim monatlichen Treffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf im „Haus der Begegnung“ in Giebel zu Gast war, um dort von der Geschichte um das „Berkheimer Schlößle“ zu erzählen.

Erika Porten, die seit 12 Jahren dem „Weilimdorfer Heimatkreis“ vorsteht und engagiert mit Ausstellungen und Veröffentlichungen die Geschichte des Stadtbezirks lebendig hält, hatte den zahlreichen Besuchern des sudetendeutschen Monatsnachmittages die Geschichte um Bergheim und sein „Berkheimer Schlößle“ mitgebracht.

Auch wenn „Berkheim“, das im Jahr 1904 zu „Bergheim“ wurde, bereits vor ca. 7000 Jahren erstmals besiedelt wurde, beginnt die Geschichte um das „Schlößle“ doch erst viel später. Der „Berkheimer Hof“, im Mittelalter zunächst ein Hofgut der Herren von Gütlingen und dann im Besitz der Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg, erlebte 350 Jahre lang einen steten Besitzerwechsel. Erika Porten schilderte den Zuhörern dazu die Umstände und Veränderungen, die der „Berkheimer Hof“ in dieser Zeit erlebte und kam schließlich auf Friedrich Notter (1801-1884) zu sprechen, der aufgrund seiner Verdienste zu Friedrich von Notter geadelt wurde. Der angesehene Politiker und Schriftsteller, der neben seiner literarischen Tätigkeit sich auch als Übersetzer einen Namen machte, wurde deutschlandweit bekannt, als er Teile des Buches von Edward Bulwer Lytton „Die letzten Tage von Pompeji“ übersetzte und das auch als Anstoß für den pompejanischen Stil des „Berkheimer Schlößle“ gilt. Friedrich von Notter, Sohn und Erbe von Martin Notter, der als reichster Mann des Herzogtums Württemberg galt, schwebte nämlich der Bau eines Landhauses vor, dass er auf dem „Berkheimer Hof“ verwirklichen wollte. Unterstützung, um den architektonischen Stil Pompejis in seinem Landhaus zu realisieren, fand Friedrich von Notter in dem Architekten Karl Ludwig von Zanth (1796-1857), der auch die „Wilhelma“ in Stuttgart erbaute. Der Baumeister aus Breslau, der mit seiner Abhandlung „Über die Wohnhäuser von Pompeij“ seinen Doktor der Philosophie erwarb, baute in den Jahren 1836/1837 dem Berkheimer Friedrich von Notter sein gewünschtes Landhaus, bei dessen Außen-und Innenarchitektur sich Karl Ludwig von Zanth den italienischen Stil zum Vorbild nahm. Die Weilimdorfer Heimatkreisvorsitzende hatte dazu auch Fotos vom „Berkheimer Schlößle“ mitgebracht, mit denen sie den Besuchern einen Einblick in die Innenausstattung des Landhauses vermitteln konnte.

Nachdem Friedrich von Notter im Jahre 1884 gestorben war, ging das „Schlößle“ zunächst in den Besitz seines Schwiegersohnes, Finanzrat Märklin über, wurde schließlich Eigentum des Verlegers und Besitzers des Cotta- Verlages, Adolf Kröner (1836-1911) um schließlich nach dessen Tod im Rahmen eines Erbschaftsvertrages den nachkommenden Familien ein einjähriges Wohnrecht im „Schlößle“ einzuräumen. Im Landhaus selbst wohnte im Obergeschoss des Gebäudes die Pächterfamilie Bihr, dessen Tochter Anneliese Bihr und ihre Mutter am 28.Januar 1945 miterleben mussten, wie nach einem Bombenhagel über dem Bergheimer Hof, das „Bergheimer Schlössle“ in Flammen stand und lichterloh abbrannte. Nach Kriegsende erwarb Familie Ellner das Grundstück des „Schlößle“, baute darauf ein Wohnhaus, dessen Eigentümerin inzwischen die Diakonie Stetten ist, die dort ein Heim für geistig Behinderte einrichtete.

Foto (Heisig): Die Vorsitzende des Weilimdorfer Heimatkreises e.V., Erika Porten (rechts), erzählte vom „Berkheimer Schlößle“. Links Obfrau Waltraud Illner.

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