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Bericht des Flüchtlingskreises im Bezirksbeirat: Neuer vierköpfiger Sprecherkreis gewählt

(tom) Ursprünglich war ein Bericht des Weilimdorfer Flüchtlingskreises schon für Anfang des Jahres geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie musste er verschoben werden. In der Oktobersitzung war Werner Bossert nun im Gremium zu Gast.

In der Oktobersitzung des Weil­imdorfer Bezirksbeirates am 7. Oktober 2020 stellte Werner Bossert die Arbeit des Flüchtlingskreises vor, der 2015 ins Leben gerufen worden war. „Bezirksvorseherin Ulrike Zich habe die Arbeit des Flüchtlingskreises damals hervorragend vorbereitet“, hielt Bossert eingangs seines Berichtes fest. Im Oktober 2015 seien die ersten Flüchtlinge in der Turnhalle des Solitude-Gymnasiums untergebracht worden, so Bossert weiter „Jetzt betreuen wir Geflüchtete in den Unterkünften in der Solitudestraße in der Steinröhre und in privaten Wohnungen.“ Inzwischen sei es gelungen durch private Kontakte 40 Wohnungen zu vermitteln.

Im Flüchtlingskreis seien derzeit 120 ehrenamtliche Helfer aktiv – einige von ihnen zwei mal pro Woche, andere ein Mal im halben Jahr. Weitere ehrenamtliche Helfer seien immer herzlich willkommen. Wer mitmachen möchte kann sich direkt beim Flüchtlingskreis oder beim Bezirksamt melden.

Alle Ausgaben würden durch Spenden von Firmen und Privatspenden finanziert. Derzeit habe man noch ein kleines Polster zur Verfügung, freue sich aber natürlich immer über weitere Spenden. An der Stelle sprach Bossert dem Kassier des Flüchtlingskreises, Stephan Gier und auch der evangelischen Kirche einen besonderen Dank aus. Dank der Kirche sei es möglich, dass der Flüchtlingskreis Spendenbescheinigungen ausstellt.

In den vergangenen fünf Jahren habe der Flüchtlingskreis verschiedene Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt. Besonders in Erinnerung seien die beiden großen Begegnungsfeste mit Kultur, Musik und Darbietungen, die beide sehr viele Besucher anlockten. Dankbar sei der Flüchtlingskreis dafür, dass er im Alten Rathaus eine Kleiderkammer und ein Möbellager einrichten konnte. Dank dem Möbellager sei es möglich gewesen den Geflüchteten eine Erstausstattung von Möbeln zur Verfügung zu stellen. Die Bekleidung aus der Kleiderkammer sei nicht verschenkt sondern zu einem geringen Preis verkauft worden. Die Einnahmen habe man für die Flüchtlingsarbeit verwendet. Ebenso sei man mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Fahrräder der Fahrradwerkstatt verfahren. In der Fahrradwerkstatt seien insgesamt über 160 Fahrräder repariert und dann verkauft worden. Die Räume für die Kleiderkammer habe die Stadt dem Flüchtlingskreis kostenlos zur Verfügung gestellt, für die Räume der Radwerkstatt müsse der Flüchtlingskreis lediglich Strom- und Heizkosten bezahlen. Miete verlange die SWSG für die Räume nicht. Dafür sei man der Stadt und dem Wohnungsbauunternehmen sehr dankbar.

Nicht unerwähnt ließ Bossert auch die Teilnahme des Flüchtlingskreises mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt, die Fahrradkurse und Ausflüge für Frauen und die vom Jugendrat organisierten Bowling-Aktionen. „Wir hoffen, dass diese Treffen auch vom neuen Jugendrat fortgesetzt werden”. Die Lego-Tage seien ebenfalls immer sehr gut angekommen. Eine ganz besondere Aktion sei der Bau des Spielplatzes in der Steinröhre gewesen. 40 Mitarbeiter der Firma Daimler-Benz hatten zusammen mit den Geflüchteten den Spielplatz in ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut und mit einem kleinen Fest eingeweiht.

Bis März diesen Jahres habe man auch verschiedene regelmäßige Angebote machen können. Aufgrund von Corona sei dann aber alles ausgesetzt worden. Angeboten wurde die Lernzeit, eine Hausaufgabenbetreuung für die Flüchtlingskinder. Ferner gab es Sprachkurse am Abend, die bereits erwähnte Fahrradwerkstatt und das Kaffee Kunterbunt, das sich schnell zu einem Ort des Austauschs entwickelt habe. Dank der großzügigen Spende einer Weilimdorfer Firma habe man auch PC-Kurse anbieten können. Dank der acht Ehrenamtlichen, die in dem Projekt aktiv waren, sei es gelungen, 40 Geflüchtete im Umgang mit dem PC zu qualifizieren. Auch ein MINT Projekt habe es gegeben in dessen Rahmen Kinder einen Kleincomputer zusammenbauen konnten und programmieren gelernt haben. „Auch dafür haben wir eine Spende erhalten“, so Bossert.

Aktuell unterstütze der Flüchtlingskreis die Geflüchteten bei der Wohnungssuche und leiste im Bedarfsfall auch Umzugshilfe. Ferner unterstütze man die Geflüchteten bei der Ausbildungs- und Arbeitsplatzsuche. In diesem Jahr sei es gelungen fünf Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Außerdem begleite man die Menschen aus den Unterkünften bei Gängen zum Sozialamt, ins Jobcenter oder zur Ausländerbehörde.

Ein wichtiger Aufgabenbereich ist laut Bossert auch die Betreuung der Familien außerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte. Die hauptamtlichen Mitarbeiter dürften diejenigen, die eine Wohnung gefunden haben, nur noch für eine gewisse Übergangszeit betreuen. Danach seien sie auf sich alleine gestellt. Die Betreuung übernehme dann der Flüchtlingskreis. Bossert berichtete weiter, dass der Flüchtlingskreis alle Kinder zur Einschulung mit einem Schulranzen samt Ausstattung und Sportkleidung ausgestattet hat und dass es gelungen sei zehn Kinder für einen Schwimmkurs bei der Sportvereinigung Feuerbach anzumelden.

Aktuell sei man dabei zu ermitteln, welche Angebote die Geflüchteten derzeit benötigen. Ferner mache sich der Flüchtlingskreis Gedanken darüber wie die neuen Bewohner zu erreichen sind. Auch die Wohnsituation in den Gemeinschaftsunterkünften sei ein Thema ebenso wie die Bereitstellung von W-Lan Anschlüssen. Letzteres sei insbesondere für die Kinder beim Homeschooling extrem wichtig.

„Ich habe mich im September aus der Arbeit im Flüchtlingskreis aus persönlichen Gründen zurückgezogen”, gab Bossert am Ende seiner Ausführungen bekannt. Die Mitglieder des neu gewählten Sprecherkreis sind Ralf Horndasch, Klaudia Kowohl, Achmad Jaber und Stephan Gier. Abschließend bedankte sich Bossert beim Bezirksbeirat und beim Bezirksamt für die stets gute Unterstützung.

In der anschließenden Fragerunde wollte Peter Hanle (FrAKTION) noch einmal wissen, wie die Geflüchteten an eine Wohnung kommen können. „Wir haben eine afghanische Familie in einer kleinen Wohnung aufgenommen. Das sind sehr angenehme und freundliche Mieter“, so Hanle. Bossert erklärte, dass Geflüchtete aus seiner Sicht nur auf privatem Weg an eine Wohnung kommen können. Der Flüchtlingskreis spreche mit potentiellen Vermietern und erkläre ihnen, dass die Miete gesichert ist. „Wo wir mit privaten Vermietern ins Gespräch komme haben wir auch gute Erfolge zu verzeichnen“. Ihm sei nicht bekannt, dass eine Familie über die Stadt oder eine Wohnbaugesellschaft eine Wohnung vermittelt bekommen habe. Auch privat übers Internet an eine Wohnung zu kommen sei nicht möglich.

Wie Barbara Graf (Bündnis 90/Grüne) hatte auch Hanle zuvor den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit gelobt. „Was die Ehrenamtlichen geleistet haben und leisten mussten, weil es unser Staat nicht geschafft hat, entsprechende professionelle Strukturen aufzubauen ist gewaltig“, so Graf. Sie sei selbst in der Lernzeit engagiert und habe festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen optimierbar sei. Sie regte an mit den Hauptamtlichen der evangelischen Gesellschaft (eva) in einem Gespräch zu klären, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann und das Ehrenamt eine größere Wertschätzung erfährt. “In Deutschland sei vieles ohne Ehrenamt nicht möglich”, erwiderte Bossert. „Es ist schön und gut, dass es so viele ehrenamtlich engagierte Menschen in Weilimdorf gibt”. Den Dank gebe er an die Helfer des Flüchtlingskreises gerne weiter. Zum Thema Zusammenarbeit meinte Bossert: „Es gibt nichts, was nicht besser werden könnte“. Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit der eva. Es sei eine der Aufgaben für den neuen Sprecherkreis mit der eva neue Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit zu finden.

Lob für die Arbeit der Ehrenamtlichen im Flüchtlingskreis kam auch von Jürgen Raiser (FW) Der Flüchtlingskreis leiste hervorragende Arbeit. „Ihr seid für die Geflüchteten Stütze in allen Lebenslagen. Die Arbeit, die ihr für unsere Gesellschaft leistet ist unbezahlbar.“

Dr Jörg Grunert (SPD) schloss sich den Dankesworten an. Er wollte ferner wissen, wie viele Menschen derzeit in den Unterkünften wohnen. “Die Belegung ergebe sich aus den Vergaben”, erläuterte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. Die Wohnfläche werde den Geflüchteten berechnet. Die Hoffnung, dass durch die Einführung der 7,5 Quadratmeter-Regel in den Unterkünften mehr Platz entsteht habe sich nicht erfüllt, erklärte Bossert. In den Unterkünften in Weilimdorf würden noch immer sehr viele auf fünf Quadratmetern leben. „Wir hoffen, dass der Gemeinderat eine Lösung findet, die es möglich macht, dass alle 7,5 Quadratmeter Wohnraum zu Verfügung bekommen“.

„Ich hoffe, dass viele durch ihr Vorbild inspiriert werden, sich ehrenamtlich zu engagieren”, erklärte Suzanna Lipovac (CDU). Man könne den ehrenamtlich engagierten nicht genug danken. Sie wollte wissen was die Geflüchteten benötigen und wie die Helfer an die neu hinzugekommen Menschen herankommen. Bossert erklärte, dass jetzt vor allem Einzelpersonen aus afrikanischen Ländern in die Unterkünfte kommen. Zu diesen einzelnen Personen einen Zugang zu bekommen sei deutlich schwieriger wie am Anfang der Arbeit, als man es vorwiegend mit Familien zu tun hatte. Vor Corona habe man ein Konzept erarbeitet, dass dann aber nicht umgesetzt werden konnte. Das müsse man nun wieder angehen.

„Ich denke wir können uns glücklich schätzen, dass Werner Bossert vor fünf Jahren die Aufgabe des Sprechers übernommen hat. Es liegt nicht nur im Machen sondern vor allem in der persönlichen Haltung und am persönlichen Einsatz. Sie Herr Bossert sind ein Glücksfall”, so Bezirksvorsteherin Ulrike Zich abschließend.

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