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Bezirksbeirat erwartet durch B295-Sperrung Verkehrschaos

Nicht gerade schicksalsergeben sondern um Chaoseingrenzung bemüht zeigte sich am Mittwochabend der Weilimdorfer Bezirksbeirat bei seiner jüngsten Sitzung. Bettina Ries und Sven Schofer vom Regierungspräsidium Stuttgart erörterten den Lokalpolitikern das drohende Verkehrschaos, das ab August 2006 für 21 Wochen über die Region im “Verkehrs-Bermuda-Dreieck” Weilimdorf-Gerlingen-Ditzingen erwartet wird. Denn zu Ferienbeginn muss die Bundesstraße 295 zwischen der BAB-Auffahrt Feuerbach und der Kreuzung Flachter-/Gerlinger Straße einer Totalsanierung unterzogen werden. Die Schäden, so Ries vor dem Bezirksbeirat, gingen bis in die unterste Schicht des Straßenfundaments: “Würden wir nur die Deckschicht erneuern, müßten wir dies in zwei Jahren bereits wiederholen!” Und so greift das Regierungspräsidium Stuttgart in die Baustellenkiste und hat für den Sanierungsfall, der unumgänglich im August starten wird, mehrere Szenarien durchgespielt, wie das Verkehrschaos gemanagt werden soll (weilimdorf.de berichtete). Ingesamt geht es um eine Streckenlänge von 2.000 Meter mit einer Straßenfläche von 47.100 Quadratmetern, die mit einem finanziellen Aufwand von vier Millionen Euro auf Vordermann gebracht werden sollen. Die Szenarien “1/1 mit AS” (jeweils eine Fahrtrichtung frei mit Autobahnabfahrtsnutzung) sowie “1/1 ohne AS” (gleiches ohne Autobahnabfahrt) wurden als “nicht praktizierbar” bezeichnet, da zu den Rush-Hours Stauzeiten von durchschnittlich 88 Minuten zu erwarten seien. Auch die Freigabe von 2 Spuren in eine Fahrtrichtung mit Autobahnausfahrtnutzung erweise sich als nicht praktikabel, da mit dieser Variante die Bauzeit über Gebühr verlängert wäre. Als sinnvollste Lösung sieht daher das Regierungspräsidium die komplette Sperrung der B 295 an, die nur mit den Zufahrtsgenehmigungen von der Autobahnanschlussstelle in die Gewerbegebiete für den Lieferverkehr ausgestattet ist. Der Pendler- und Nahverkehr muss sich hier komplett neue Wege suchen.

Da diese Variante – auch laut Gerlinger Stadtratsempfehlung – die Einbeziehung der Bergheimer Steige in den Umleitungsplan vorsieht, um die Panoramastraße in Gerlingen zu entlasten, sties bei den Weilimdorfer Bezirksbeiräten auf keine Gegenliebe. Quer durch alle Parteien ging die Feststellung, dass die Steige bereits täglich im Berufsverkehr dem Verkehrskollaps ausgesetzt sei. Sollte nun auch noch der Pendler-Fernverkehr hier umgeleitet werden, würde der Verkehr auf der Steige gänzlichst zusammenbrechen. Insbesondere dann, wenn sich auch noch LKW-Fahrer vom Fahrverbot der Steige nicht beeinflussen lassen und die schmale Auffahrt trotzdem wählten und dann schließlich steckenbleiben würden. Hier erfolgte der Appell an das Regierungspräsidium, die Steige insbesondere für den LKW-Verkehr deutlichst von der Umleitungsempfehlung auszunehmen und auch den PKW-Verkehr auf die anderen Routen via Gerlingen bzw. Münchingen “wegzuloben”. Doch wies Bettina Ries auch darauf hin, dass der Pendlerverkehr nicht kalkulierbar sei, da sich bei Stausituationen der PKW-Fahrer automatisch die nächste ihm bekannte Strecke aussuchen werde und zwangsläufig diese auf der Steige ende.

Insbesondere die lange Bauzeit von 21 Wochen störte die Bezirksbeiräte vornehmlich, zumal sich in der anschließenden Diskussion herausstellte, dass das Regierungspräsidium bei der Ausschreibung von den Baufirmen keine Doppelschichten der Arbeitskolonnen bzw. eine 7-Tage-Woche oder gar Nachtarbeit erwarte. Zwar sei an einigen Positionen Kolonnen- und auch Samstagsarbeit einkalkuliert, aber nicht in der gesamten Planung. So mußten sich Ries und Schofer vorrechnen lassen, dass mit dieser erweiterten Arbeitszeit sich die B295 in immerhin 15 Wochen sanieren lassen könne, also binnen drei bis vier statt fünf bis sechs Monaten. So stellte der Bezirksbeirat abschließend den Antrag an das Regierungspräsidium, das gesamte Verfahren zu beschleunigen, sei es durch eine 7-Tage-Woche oder gar Nachtarbeit, um den unvermeidlich kommenden Verkehrskollaps im Herbst 2006 rund um Weilimdorf zumindest zeitlich weiter einzuschränken. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich erhofft sich durch die Baumaßnahmen am Ende gar einen positiven Effekt für den öffentlichen Nahverkehr, denn weder U- noch S-Bahn seien von den Baumaßnahmen betroffen: “Sehen wir es einfach so, dass dies der Auftrag an die Bürger ist, den ÖPNV ab August zu nutzen und nicht das Auto!”.

Foto (hmg): Bettina Ries und Sven Schofer vom Regierungspräsidium Stuttgart vor dem Weilimdorfer Bezirksbeirat.

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