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Bezirksbeirat spricht sich vehement gegen weitere Wohnbebauung aus

Seit Monaten geistert nur ein Thema durch die Presse: die Erschließung neuer Flächen zur Wohnbebauung in der Landeshauptstadt Stuttgart. Einen besonderen Augenmerk scheint hier die Stadtverwaltung auf Weilimdorf gelegt zu haben, denn ein Entwurf des Gemeinderates und der Stadt Stuttgart sieht vor, zwischen Giebel und Wolfbusch, in Hausen und an der Bergheimer Straße Landschaftsschutzgebiete aufzuheben und zur Bebauung freizugeben. Nun regt sich im Bezirksbeirat massiver Protest gegen diese Pläne. Herr Klenk vom Stadtplanungsamt Stuttgart stellte am Mittwochabend dem Bezirksbeirat in seiner jüngsten Sitzung die Planungen der Stadtverwaltung vor. Ihm sei klar, dass Weilimdorf ein “streitbarer Ortsteil” sei, insbesondere was die Landwirtschaft angehe – was man auch an den klaren Grenzen zwischen Feldern und Ortsbebauung speziell am westlichen Rand von Weilimdorf sehen könne. Doch eben die Stadtverwaltung sieht nun den erst 2001 beschlossenen “Flächennutzungsplan 2010” angesichts der problematischen gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland “nachverhandlungswürdig”. Denn nicht nur der demographische Faktor, den man ja recht gut fassen könne, sei das Problem, sondern die “große Unbekannte”, die Zuwanderung aus dem Ausland. Die nun vorliegenden Prüfaufträge sind derzeit noch in der Beratungsphase und sollen am 27. Februar 2007 den Ausschüssen und dem Stuttgarter Gemeinderat vorgestellt werden. Erst daran wird sich das Änderungsverfahren mit allen Faktoren in Gang setzen lassen.

Die Prüfaufträge, so Klenk, sehen derzeit 2 große Neubaugebiete in Weilimdorf vor: Eine 2 Hektar große Fläche “Giebel Ost” zwischen Mittenfeldstraße und dem SG-Sportgelände. Hier will die Stadtverwaltung 150 Wohneinheiten für rund 450 Menschen hochziehen. Doch derzeit ist die Fläche im Besitz des Obstbauernhofes Hörnle (mit Plantage) und des Bergheimer Hofes. Ebenso ist die Komponente “Lärmbelästigung” durch das Sportgelände nicht zu vernachlässigen. Die zweite Neubaufläche ist an der Bergheimer Straße mit einer Größe von 0,8 Hektar vorgesehen mit 40 Wohneinheiten für rund 120 Menschen. Doch gerade hier hat es nachweislich sehr guten Ackerboden und Streuobstwiesen. In Hausen stehen die Losäcker zur Diskussion zwischen Gerlinger Straße und Fasanenwald sowie entlang des Hausenrings eine Nachverdichtung. Doch dies ist derzeit kein Bestandteil der aktuell laufenden Prüfaufträge.

Sowohl Waltraud Illner und Marc Benzinger (CDU), Dieter Benz (SPD), Joachim Ludmann und Jürgen Raiser (Freie Wähler), Bernd Klingler (FDP) und Joachim Schwarz (Grüne) setzten Klenk im Namen ihrer Fraktionen mittels interfraktionellen Antrags unter Druck, diese Planungen sofort einzustellen. Erst vor 2 Jahren wurde ausgerechnet die Fläche zwischen Giebel und Wolfbusch dem Landschaftsschutz als Ausgleichsfläche für das derzeit im Bau befindliche Projekt “Frauenholz” angegliedert – nun soll es schon wieder geopfert werden. Auch müsste die Obstplantage des Bauern Hörnle mühsam neu aufgeforstet werden, dem Bergheimer Hof würde die Grundlage für seine Biogasanlage entzogen werden. Alle Parteien wiesen darauf hin, dass sich derzeit im Stadtgebiet von Weilimdorf rund 600 Wohneinheiten für mehr als 1000 Menschen im Bau befinden würden, zudem ständen in allen Ortsteilen ausreichend Flächen zur Nachverdichtung zur Verfügung, das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Walz am Bergheimer Hof sogar komplett. Für den Bezirksbeirat ist damit das “Ende der Fahnenstange” erreicht, Weilimdorf hat seinen Beitrag zur Wohnbebauung im Stadtgebiet der Landeshauptstadt überproportional beigesteuert – nun muss Schluss sein. Rund 40 anwesende Bürger Weilimdorfs untermauerten die Argumente der Bezirksbeiräte, die die Prüfaufträge abschließend einstimmig ablehnten und eine weitere Freigabe von landwirtschaftlichen Flächen ohne bestehendes Agrarstrukturkonzept vehement verweigern. Der Sprecher der Bürgerinitiative “IG Fasanengarten” Herr Langer dankte abschließend den Bezirksbeiräten für das ausdrückliche Nein zu den Plänen der Stadtverwaltung, wies aber darauf hin, dass der Bezirksbeirat leider keinerlei Entscheidungsbefugnis besitze: Nun seien die Gemeinderäte aus dem Stadtbezirk aufgefordert, den Bauplänen der Stadtverwaltung Einhalt zu gebieten.

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