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Felderrundfahrt 2019: von Bienen, der SSB-Trasse – und den ersten „Weilemer Linsen“

(RED) Es ist gute Tradition, dass Weilimdorfs Landwirte Hörnle, Renschler, Ludmann und Ritz Anfang Juli zur „Felderrundfahrt“ einladen. In diesem Jahr war die Teilnehmerzahl mit rund 70 Weilemern so groß wie nie – das Interesse war groß.

Und so machten sich drei Traktoren und ein Unimog mit jeweils einem Anhänger mit Startpunkt am Obsthof Hörnle in der Ditzinger Straße auf den Weg, die Felder in Weilimdorfs Westen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dank des „sehr nahe wohnenden „Rübeninspektor“ Veit Nübel von Südzucker, kann man als überwiegende Feldfrucht in diesem Jahr auf Weilimdorfer Fluren sehr viel mehr Zuckerrüben als sonst sehen. 2018 war die Rübenernte in Weilimdorf sehr gering, weiss Konrad Ritz zu berichten, da der lange und am Ende extrem trockene Sommer das Ausreifen der Feldfrüchte verhindert hat – hinzu kam, dass die den aufgehobenen EU-Schutz für Zuckerrüben der Weltmarktpreis gilt. Und dieser ist extrem gering. „2019 war die Witterung bislang gut, die Spritzmittel taten ihr übriges, wir können einen guten Wuchs der Zuckerrüben beobachten“, so Ritz. Nachteil von Rüben ist ihre Anfälligkeit für Schädlinge – doch mit Neonicotinoiden „geimpfte“ Setzlinge sorgten am Ende nicht nur für wenig Befall der Rüben, sondern sind mit Schuld am Bienensterben. Seit 2019 sind diese Pestizide verboten. „Die Läuse auf den Rüben waren schon zu Zeiten meiner Ausbildung ein Problem“, erinnert sich Ritz. Damals verteilte man noch die Pestizide per Hand. „Wir sollten es nur nicht einatmen, es wäre sehr giftig!“, war damals die Devise. In diesem Jahr sind Weilimdorfs Rübenfelder nun komplett ungespritzt, es wird sich zeigen, was die Ernte bringt. „Es hieß auch einmal, dass die Rübenläuse bei über 30 Grad sterben würden. Nun, das kann ich auch nach Jahren mit diversen Hitzewellen noch nicht bestätigen“ – damit hatte Ritz die Lacher auf seiner Seite, die bei traumhaften Sommerwetter von um die 25 Grad und einem leichten Wind auf den Anhängern im lauschten.

Um dem Bienensterben zu begegnen, wurden von den Weilimdorfer Landwirten an vielen Feldrändern nun Blühstreifen angelegt. „Bei meinen muss ich was falsch gemacht haben. Sei es der Ausbringzeitpunkt oder das Wetter“, schmunzelt Ritz – doch der gezeigte Blühstreifen nahe der B295 an einem Rübenfeld blühte prächtigst bunt. Was auch Obstbauer Hörnle mit zu verdanken ist, der an vielen Rändern seiner Plantagen nicht nur „Insektenhotels“ und Nistmöglichkeiten für Wildbienen angebracht hat, sondern auch aktiv viele Streifen an den Äckern in diesem Jahr mit mehrfachem Umgraben behandelt, um Unkräuter absterben zu lassen um mehrjährige Blühstreifen anlegen zu können: Der Startschuss für Hörnles Projekt war am 11. Juni, da vorher aufgrund zu wenig Bodenfeuchtigkeit nicht begonnen werden konnte. Der Boden wird im Laufe des Sommers nun mehrmals bearbeitet, damit er bis zur Aussaat im September eine gute Struktur ergibt. Erfreulich: mittlerweile haben sich noch andere Bewirtschafter gemeldet und ihre Flächen zur Verfügung gestellt.„Es ist schön, dass das Garten- und Friedhofsamt in diesem Jahr so viele Flächen blühen und wachsen lässt wie nie zuvor, doch wenn dann großflächig wie dieser Tage an der Ditzinger Straße diese Wiesenstreifen komplett abgemäht werden, ist nichts gewonnen!“ so Chris Hörnle in seiner Aussage mit Adressierung an die Stadtverwaltung, es nicht nur gut, sondern zukünftig noch besser zu machen. Auch würden Blühstreifen insbesondere die Honigbiene unterstützen – doch deren Völker bedrohen wiederum die vom aussterben bedrohten Wildbienen. „Ende 2017 waren in Stuttgart 2320 Bienenvölker gemeldet, die von 550 Imkern betreut werden. Bei 207 Quadratkilometern Stadtfläche macht das etwa elf Völker je Quadratkilometer. Rechnet man je Volk mit ca. 40.000 Bienen, haben wir in Stuttgart rund 92 Millionen Honigbienen. Da sind wir weit weg vom Bienensterben – im Gegenteil: die Zuchtbienen lassen den Wildbienen und Faltern nichts übrig!“, so Hörnle erläuternd.

Bereits bei der Felderrundfahrt 2018 war die Trassierung der Schienen zum neuen Betriebshof der SSB bei Hausen ein großes Thema – auch in diesem Jahr wurde eine weite Strecke entlang der B295 abgefahren. „Wir werden die Trasse parallel zur B295 legen und damit nur in den Hang eingreifen, ansonsten bleibt alles unberührt!“, versicherte Dr. Jochen Rowas von der SSB. Nur auf Höhe des Ludmann-Hofes nahe der Kreuzung der B295 mit der Gerlinger Straße wird der landwirtschaftliche Weg verlegt werden müssen, um Platz für die Haltestelle und Querung der Gerlinger Straße schaffen zu können. Derzeit laufen diverse Gutachten: „Vor Mitte 2020 werden wir hier keine Ergebnisse haben“, so Rowas weiter. Bis 2022 wird voraussichtlich das Planfeststellungsverfahren wie Ausführungsplanung laufen, parallel die Ausschreibung in die Wege geleitet, so dass mit einem Baubeginn durch die SSB nicht vor 2022 zu rechnen ist.

Auf der Nordseite der B295 gibt es auf Weilimdorfer Fluren in 2019 eine Neuheit: Landwirt Konrad Ritz hat erstmals Linsen ausgebracht, die er zusammen mit Hafer auf einem Feld wachsen lässt. „Dieses Feld wird weder gedüngt noch gespritzt, es ist absolut sauber!“, so Ritz stolz. Voraussichtlich Ende Juli wird er die Linsenernte in die Wege leiten. Ritz, der auf Weilimdorfer und Ditzinger Gemarkung insgesamt rund 67 Hektar Acker und 13 Hektar Grünland bewirtschaftet, sowie weitere 31 Hektar bei Markgröningen vom elterlichen Betrieb mit betreut, hat zudem in seinen Hof frisch investiert. Seine Tochter hat einen Bäcker geheiratet – die Linsen reifen, der neu gebaute Hofladen samt Backstube wird in Kürze fertig sein. „Dann gibt es hier Kartoffeln, Brot und Linsen zu kaufen!“, so Ritz stolz. Seine Braugerste allerdings wird noch verkauft – aber vielleicht steckt ja durchaus in der einen oder anderen Bierflasche ein wenig Gerste aus Weilimdorf?

Die Felderrundfahrt endete frisch und fröhlich beschwingt auf dem Ritz´schen Hof unterhalb des Grünen Heiner mit einer Hocketse in der Scheune bei Süßem & Salzigen wie ausreichend Getränken, bevor die verbliebenen Gäste mit den übrigen Traktoren samt Anhängern wieder zum Ausgangspunkt retour gebracht wurden.

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