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Ganz arg wichtig: Heinrich del Core patronizierte St. Theresia

“Ganz arg wichtig” war dem Organisationsteam von St. Theresia die Verpflichtung von Comedian Heinrich del Core für das Patrozinium der katholischen Kirchengemeinde – und bekam auch gleich von del Core persönlich den Wink mit dem Zaunpfahl, dass man ihn durchaus auch in der Kirche hätte auftreten lassen können.

Denn wenn schon ein schwäbischer Halbitaliener mit seinem Programm in eine Kirchengemeinde eingeladen wird, ist er es eigentlich seit letzten Jahr gewohnt, in der Kirche aufzutreten, weil der Gemeindesaal zu klein sei – beim Blick in den Saal von St. Theresia hätte da auch nicht mehr viel gefehlt und man hätte umziehen können dürfen müssen. Dann allerdings hätte es, so del Core, auch die Folge haben müssen, dass er an Heilig Abend “seine” Weihnachtsgeschichte auf der Kanzel vorgeträgt, die “ein ganz klein wenig” von der offiziellen Version der Kirche abweicht, wenn auch eigentlich alles recht gut zusammenpasst, so man die “Patchworkfamilie von Maria, Josef und Jesus” in die heutige Zeit versetzt, inkl. einem “nicht ständigen Wohnsitz” im Stall, Ochsen und Eseln als Nachbarn und einem kostenlosen Krippenplatz. Alles nur noch eine Frage der Zeit, bis del Core als katholischer Halbitaliener Namenspatron einer eigenen Gemeinde wird.

“Alltäglichen Kuriositäten detailgetreu und so plastisch, dass man glaubt selbst dabei gewesen zu sein” verspricht del Core dem Publikum – und er hält was er verspricht. Seine Erlebnisse auf dem Weg vom Bahnhof ins Hotel in Hannover mit der 92jährigen Seniorin und ihrem Rollator, wie ein “männlich emanzipierter romantischer Abend” beim Italiener mit seiner Frau nach vielen Jahren Ehe auf Lipari (bekanntlich eine der italienischen ostfriesischen Inseln) verläuft und “man” sich jederzeit wiedererkennt, wenn es um die Auswahl – oder besser das Teilen der zwangsbestellten Pizza geht, die Anschaffung eines 1200 Euro teuren und 83 Dezibel lauten Thermomix Küchenhelfer “für SIE” über der Anschaffung einer Drohne “für IHN” steht.

Leicht politisch geht´s natürlich bei del Core auch. Es darf doch durchaus die Frage gestellt werden, warum die Türken in Deutschland für Erdogans Verfassungsreform hin zu einem autoritären Staat gestimmt haben – das wäre ja so, als wenn “Freilandhühner für die Käfighaltung stimmen”. Da sind die Lacher garantiert – und auch die AfD bekommt angesichts leerer wie hohler Phrasen ihr Fett weg – was bekanntlich dazu führt dass man oben schwimmt – wobei “die ja eigentlich nicht ganz dicht” seien und man damit rechnen könne, dass sie bald wieder untergehen werden.

Voller Selbstironie vergeht der Abend mit del Core, die Zeit rinnt rasend schnell dahin – die alltäglichen Geschichten aus dem Familienleben sind ein Spiegel jedes Einzelnen, egal ob es um ein oder zwei Gläschen Wein zuviel, zuviel oder zuwenige Kilo auf den Rippen geht – oder man ohne E-Bike als “Mann in den Wechseljahren” auf dem Mountainbike von Rentnern auf der Passstraße zum Großglockner entspannt rechts überholt wird. Selbst die skurrile Abizeitung der Tochter ist vor del Cores Sprachwitz nicht sicher – gekonnt wird die junge Generation mit ihren zukunftsfernen Vorstellungen auf die Schippe genommen, die als Lebensziel einen Privatparkplatz vor dem Breuninger oder jobtechnisches “Chillen bei der Sparkasse” hat.

Nach mehr als zwei Stunden Kuriositäten hat del Core bei willigem Publikum noch die eine oder andere Zugabe parat – in St. Theresia gab es eine Zusammenfassung seines “Leben vor dem Kabarett”, das er als Zahntechniker bestritt. Nicht sinnige Erfindungen aus dieser Zeit – aber auch die absurden Erlebnisse auf dem Zahnarztstuhl mit Bohrer, Spritze und Eisspray werden detailliert dargestellt.

Last but not least ist natürlich DER “del Core Klassiker” Bestandteil dieses die Lachmuskeln strapazierenden Abend: die Fernbedienung des App gesteuerten Geberit-WC´s, übrigens jederzeit ist dieser Programmausschnitt auf Youtube zu sehen. Als Video ganz lustig – aber live auf der Bühne zehnmal besser…:

Man(n)/Frau darf gespannt sein, wie St. Theresia 2018 einen solchen Abend noch toppen will – Hut ab, das Patrozinium der Kirchengemeinde gehört mittlerweile unbestritten zu den jährlichen kulturellen Highlights von Weilimdorf.

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