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Gedenkveranstaltung in der Oswaldkirche

(TOM) Der Weil­imdorfer Heimatkreis, der VdK und die Forschungsgruppe Untertage hatten gemeinsam zu einer Gedenkveranstaltung in die Oswaldkirche eingeladen. Zahlreiche Weilimdorfer waren gekommen um der Opfer der Bombennächte im zweiten Weltkrieg zu gedenken.

„Dieser Raum verleiht der Veranstaltung die Würde, die sie braucht“, hielt Bezirksvorsteherin Ulrike Zich bei der Gedenkveranstaltung in der Oswaldkirche fest. Dies verbunden mit dem Dank an die evangelische Kirchengemeinde, dass sie das Gotteshaus für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat. Es sei schön, dass so viele Besucher zu dieser Gedenkveranstaltung gekommen sind. Unter den Gästen in der voll besetzten Kirche weilten Stadtrat Michael Schrade, zahlreich Vertreter des Bezirksbeirates sowie von Weilmdorfer Vereinen und Organisationen. Ein Dankeschön sprach die Bezirksvorsteherin auch den Organisatoren der Veranstaltung aus. Dieser Tage sei mit verschiedenen Veranstaltungen an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert worden, hielt Bezirksvorsteherin Zich fest. Ein Jahrestag der eine sehr große Last und auch Bürde für die Menschen in Deutschland sei und große Traurigkeit auslöse.

Mit der Veranstaltung in der Oswaldkirche werde der Bombennächte gedacht, die die Menschen in Weilimdorf während des Zweiten Weltkrieges miterleben mussten. Was es bedeute eine solche Bombennacht mitzuerleben könne man sich nicht vorstellen. „Es ist nicht wie Feuerwerk. Es ist viel dramatischer, lauter, tiefgreifender und auch nicht so hell. Auch nicht so hell wie jetzt in der Oswaldkirche“. Damals als die Alliierten angefangen hätten deutsche Städte zu bombardieren sei das Böse das Deutschland über die Welt gebracht hatte zurückgekommen.

„Die Menschen lebten in Angst. Es war Verdunkelung in den Häusern und in den Herzen“. Bombennächte seien dunkle Nächte gewesen, Nächte mit Fliegeralarm und Nächte in denen alle auf die Geräusche gehört hätten die die Bomber machten. Die Bomber seien lange zu hören gewesen und die Angst der Menschen in ihren Kellern sei immer weiter gewachsen. Und jeder habe sich gefragt was kommt.

Als die Flieger dann da waren habe man die Bomben gehört und die Einschläge – Erdbeben gleich. Bomben die vieles zerstört haben im Dorf. Und dann die Angst Angehörige zu verlieren, selbst verschüttet zu werden oder ums Leben zu kommen – alles Hab und Gut zu verlieren. „Wenn dann alles vorbei war folgte die Müdigkeit“, beschrieb Bezirksvorsteherin Zich den Ablauf einer solchen Bombennacht.

„Ich kann mich nicht an eine solche Bombennacht erinnern, denn ich bin im Frieden geboren“, erklärte Ulrike Zich. „Wir werden heute aber noch Zeitzeugenberichte hören. Bis heute gebe es viele Menschen, die über diese Ereignisse nicht sprechen können, weil sie sich in ihrer Selle eingegraben haben. „Unserer Aufgabe ist es zu erinnern. Das Erinnern wird uns die Kraft geben, unsere Demokratie zu erhalten. Es ist wichtig daran zu erinnern, dass es bei uns andere Zeiten gab.“

Wer die Augen offen hält könne sehen, dass es nicht überall ist wie bei uns. Der könne sehen, dass es die Angst immer noch gibt – die Angst vor Krieg und Bomben. „Unserer Aufgabe ist uns das bewusst zu machen und Ziel der Gedenkveranstaltung ist, dass wir heute Abend etwas mitnehmen und uns einsetzen für eine friedliche und demokratische Zukunft“, schloss Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ihre Ausführungen.

Edeltraud John vom Weilimdorfer Heimatkreis erinnerte eingangs ihrer Ausführungen daran, dass es zwischen Weilimdorf und Gerlingen eine sogenannte Scheinanlage gab. „Wegen dieser Attrappe sind viele Bomben auf Weilimdorf niedergegangen“, so John. Sie selbst habe die Zeit nach dem Krieg bewusst erlebt. Für jungen Menschen bei uns sei heute nur schwer zu verstehen, was Krieg ist. „Heute leben wir im Luxus.“

Über die Bombennacht von 28. auf 29. Januar 1945 erzählt Hilde Adler im Heimatblatt Nr 43 des Weilimdorfer Heimatkreises über den Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. „Es war ein Sonntag mit viel Schnee und minus 14 Grad Kälte. Etwa gegen 20 Uhr habe es den ersten Fliegerallarm und eines Stunde später wieder Entwarnung gegeben. Gegen 22 Uhr seien dann alle ins Bett gegangen aber schon eine Stunde später war der zweite Fliegeralarm in der Nacht. Schutz suchte Aline Groß mit ihrer Familie und Bekannten aus der Nachbarschaft im Gewölbekeller unter ihrem Haus. „Auf einmal hörte man ein unheimliches Brummen von Flugzeugen und das Schießen der Flak. Plötzlich hat es schrecklich gekracht und die Luftschutztür wurde aufgerissen“. Alles habe gezittert und gebebt und jeder habe darauf gewartet, dass das Kellergewölbe einstürzt. Als alles vorbei war habe man mit den Löscharbeiten begonnen. Am Haus der Familie Adler gab es große Schäden. Am schlimmsten habe es aber den Maierhof getroffen. Eine Sprengbombe habe das halbe Wohnhaus weggerissen und sei bis in den Gewölbekeller durchgeschlagen. Dort starben bei dem Angriff elf Menschen.

Der erste Luftangriffe auf Stuttgart sei am 25. August 1940 erfolgt, berichtet John bei der Gedenkveranstaltung. Beim dritten Angriff auf Stuttgart, am 2. Oktober 1941 wurde Schloss Solitude getroffen. Insgesamt habe es 53 Luftangriffe auf Stuttgart gegeben. Zwölf Mal sei Weilimdorf betroffen gewesen. Durch diese Luftangriffe starben in Weilimdorf 103 Menschen, darunter 44 Zwangsarbeiter. 241 Weilimdorf seien auf dem Schlachtfeld gefallen.

Norbert Prothmann, wie Erika Porten, Martin Kreder und Rolf Zielfleisch Autor des Heimatblattes Luftschutz im Zweiten. Weltkrieg erinnerte in seinen Ausführungen daran, dass die Gebrüder Wright erst 1903 der erste Motorflug gelungen war und schon 1911 der erste Luftangriff der Weltgeschichte erfolgte.

Ziel der Luftangriffe der Alliierten seien Bahnhöfe und Industrieanlagen gewesen. Um die feindlichen Bomberpiloten zu irritieren seien Scheinanlagen gebaut worden. Bereits 1940 sei bei Laufen am Necker eine Scheinanlage errichte worden, die bei Nacht das Stuttgarter Bahnhofsviertel vortäuschte. Bis 1943 sei diese Scheinanlage auch immer wieder bombardiert worden. „Ab 1943 waren die britischen Bomber aber in der Lage, Stuttgart auch bei fehlender Sicht so genau zu orten, dass die Anlage bei Laufen ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen konnte. Deshalb sei als Ersatz die Anlage zwischen Weilimdorf und Gerlingen errichtet worden. Hier seien keine Attrappenbauten wie bei Laufen errichtet worden. Vielmehr habe es sich um eine Signal-Scheinanlage gehandelt, die Signalraketen abschoss, die die Zielmarkierungen der alliierten Bomber imitierten. Vor dem Bau der Scheinanlage sei keine einzige Bombe auf Weilimdorf gefallen“, erklärt Proth­mann.

Erschütternd war auch der Bericht einer Geflüchteten aus Afghanistan. In Afghanistan herrsche seit 1989 Bürgerkrieg erzählt sie. Zusammen mit ihrem Mann sei sie aus ihrem Heimatland vor Krieg und Bomben geflohen. Über den Iran sei sie nach Deutschland gekommen. „Wir sind froh heute hier leben zu können und hoffen auf eine friedliche Zukunft“, erklärt sie. „Ohne Frieden ist alles nichts“.

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