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Geliebte Rennpappe: Auch 27 Jahre nach dem Ende der Trabi Produktion gibt es selbst in Weilimdorf Liebhaber

Am 30. April 1991 lief in Zwickau der letzte Trabant vom Band – nach 34 Jahren erfolgreicher VEB-Produktion des „Plastikbombers“, der auch als „Rennpappe“ bekannt geworden ist. Im August-Horch-Museum, im Herzen des alten Audi-Werkes in Zwickau, geht am 19. August eine Sonderausstellung „60 Jahre Trabant“ zu Ende.

Die Trabis sind im Straßenverkehr auf Deutschlands Straßen seit der Wiedervereinigung immer weniger geworden – wenngleich wohl in dem einen oder anderen Gefährt das eine oder andere Bauteil eines „Ausgemusterten“ noch mitfährt. Selbst in Weilimdorf gibt es, 27 Jahre nach dem Ende der Trabi-Produktion, in Wolfbusch noch eines dieser letztlich zum Kultauto gewordenen „vier Räder mit Lenkrad, mit zwei oder vier Takten angetrieben“: Daniela Feindor, ihres Zeichens die „Geschäftsstelle des Trabi-Team Stuttgart“. „Meiner steht allerdings derzeit abgemeldet in der Garage. Familie geht gerade vor!“, sagt sie mit liebevoll lächelnden Blick auf die selbst noch bei über 30 Grad Hitze ungebremst durch die Wohnung tobende Tochter.

Der Club „Trabi Team Stuttgart“, im Dezember 1995 aus einer Laune heraus gegründet, hatte in den Nuller-Jahren zeitweise mehr als 60 Mitglieder, heute sind es noch etwa 30 . Als „Aktive“ bezeichnen Feindor und der inzwischen ebenso zum Gespräch hinzugestoßene Stephan Hübner aus Stuttgart, etwa zwölf Trabi-Freunde an der Zahl. „Wir treffen uns immer noch jeden ersten Sonntag im Monat im Klara-Zetkin-Haus in Sillenbuch zum Gedankenaustausch, Fachsimpeln, Reparaturmöglichkeiten besprechen, Ersatzteilquellen eruieren!“ Längst sind aus den 23 Jahren des „Team-Daseins“ enge Freundschaften entstanden – Pappe und Plastik sind der Kit. Auch tauchen teilweise nach Jahren immer wieder altbekannte Gesichter bei den Treffen auf, wo man längst davon ausging, dass dieses Mitglied weggezogen ist – oder der Trabi nicht mehr ist. Aber weit gefehlt: Es wird immer fleissig geflickt und ausgetauscht, was die Tauschbörsen und Händler hergeben. Für diverse Ersatzteile wie Verschleißteile gibt es weiterhin auch Betriebe, die sich auf deren Herstellung von Trabi-Teilen spezialisiert haben: „Durch eine Club-Mitgliedschaft haben wir da immerhin Sonderrabatte“, so Feindor und Hübner zufrieden.

Highlight eines jeden Trabi-Fan ist das jährlich stattfindende „Internationale Trabanttreffen Zwickau“ (ITT) in Sachsen, 2019 wieder vom 14. bis 16. Juni – dann bereits zum 20. mal. Bei mehreren Hundert Teilnehmern braucht es Platz: 2017 waren es, allerdings auch das Jubiläumsjahr des Trabi, mehr als 800 Teilnehmer mit ihren „historischen Ostfahrzeugen“. „Es gibt auch andere, jedoch weitaus kleinere Treffen“, so Feindor – selbst in Denkendorf bei Esslingen. „Allerdings darf es eigentlich nicht viel regnen“, stellt Hübner fest – zwar ist Regenwasser für die alten Fahrzeuge eigentlich nicht so schlimm – aber beim Kübelwagen mit dem Stoffverdeck nicht der Bringer: „Wenns tröpfelt geht es noch, leichte Regenschauer auch – aber prasselnder Dauerregen… dem begegnet man nur noch mit großen Abdeckfolien“. Highlights bei den Treffen sind neben Rundfahrten, Ersatzteilsuche sowie „sehen und gesehen werden“ aber auch die Wettbewerbe: „In Zwickau gibt es z.B. den Motortausch. Der Rekord liegt bei einem Zweitakter mit seinen 65 Kilo Gewicht bei knappen 12 Minuten!“, grinst Hübner.

Die Liebe zum Trabi ist allerdings längst nicht mehr den Ostdeutschen vorbehalten. „Bei uns im Club gibt es ebenso viele Wessis wie Ossis. Für die Ostler ist es ein bisschen Heimat, für die Mitglieder aus dem Westen ein Kulturgut! Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe“, stellt Feindor fest.

Wenn die Tochter älter ist, wollen Daniela Feindor und ihr Mann Jörg Mandel, der durch das Hobby seiner Frau sprichwörtlich in die Plastikbomber-Liebe eingeheiratet hat, den eigenen Trabi wieder zulassen und auf die Straße bringen. Immerhin schafft man mit dem originalen Zweitakter mit 26 PS stolze 105 km/h. Bei den kräftigeren, rund 40 PS starken Motoren liegt die offizielle Höchstgeschwindigkeit bei 125 km/h. „Auf ebener Strecke sind mit der 700 Kilo schweren Rennpappe auch mal 140 Sachen drin!“, lacht Stephan Hübner – und antwortet schmunzelnd auf die Frage „Wie ist es denn so bei diesem heißen Sommerwetter ohne Klimaanlage?“ mit „angenehm warm!“.

Wer mehr über das von Weilimdorf aus organisierte Trabi-Team Stuttgart wissen will, kann jederzeit über die Webseite www.trabi-team-stuttgart.de Kontakt aufnehmen. „Die Webseite ist wegen der DSGVO-Problematik gerade etwas abgespeckt, aber wir sind dran die wieder auszubauen!“, so Feindor und Hübner. Dank sozialer Medien und Internet ist das „kontakten“ ja heutzutage sehr einfach: „Früher ging das nur mit einem Zettel hinter der Windschutzscheibe!“, erinnern sich die Trabi-Fans.

_Foto (Hans-Martin Goede, oben), v.l.n.r.: Jörg Mandel, Daniela Feindor und Stephan Hübner_
_Foto ITT Zwickau (mittig): Archiv Trabi Team Stuttgart_
_Foto (Hans-Martin Goede, unten): Stephan Hübner und der Motor seines Trabant T1.1 mit 40 PS und 4 Zylindern

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