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Gemeinsames von Gerlingen und Weilimdorf

(HH) Einen Streifzug über die Gemeinsamkeiten der Stadt Gerlingen mit seinem Stuttgarter Nachbarstadtbezirk Weilimdorf, präsentierte der Leiter des Gerlinger Stadtarchivs, Stadtrat Klaus Herrmann, jüngst beim Monatsnachmittag der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf im „Haus der Begegnung“ in Giebel.

Obfrau Waltraud Illner freute sich, den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Ludwigsburger CDU-Stadtrat wieder einmal in den Reihen der Weilimdorfer Sudetendeutschen begrüßen zu können, erfreuen sich doch die Vorträge des Gerlinger Stadtarchivars großer Beliebtheit. Stadtrat Klaus Herrmann, der selbst historische Verbindungen zum Sudetenland hat, erzählte dann auch sehr eindrücklich über das Gemeinsame der Gerlinger und Weilimdorfer und hatte dazu auch die eine oder andere Kuriosität zu berichten.

Zunächst einmal gehörten Gerlingen und Weilimdorf beide zum Oberamt Leonberg, waren also Teil des Landkreises Leonberg, bis Weilimdorf nach Feuerbach eingemeindet wurde. Auch die beiden Kirchen, die Petruskirche in Gerlingen und die Oswaldkirche in Weilimdorf, entstanden etwa zur gleichen Zeit und beide Orte haben bzw. hatten einen See. In Weilimdorf der Tachensee und in Gerlingen ein seichter See im Gebiet des heutigen Gewann Seewiesen, der 1650 abgelassen und in Wiesen umgewandelt wurde, von denen damals jeder Gerlinger Bürger ein Stück Land bekam.

Eine Verbundenheit der Gerlinger mit den Weilimdorfern, gibt es auch beim Bau des Schloss „Solitude“, dem Jagdschloß von Herzog Carl Eugen. Vom Oberamt Leonberg zum Frondienst verpflichtet, mussten Weilimdorfer und Gerlinger den Bau des Schlosses verwirklichen. Der Gerlinger Stadtarchivar erzählte dabei auch von der Zeit als Johann Caspar Schiller, der Vater des Dichters Friedrich Schiller, auf „Schloss Solitude“ war. Zu der damaligen Zeit war das Schloss Gerlingen zugeordnet. Und da die Familie des berühmten Dichters Friedrich Schiller die längste Zeit ihres Lebens auf Schloss Solitude verbrachte, nennt sich die Stadt Gerlingen seit dem Jahr 2005 „Heimat der Familie Schiller“. Herzog Carl Eugen hatte nämlich Johann Caspar Schiller zum Leiter der herzoglichen Hofgärten von Schloss Solitude ernannt, einer riesigen Gartenanlage um das Schloss, zu der neben Orangerie Häuser auch sechs Seen mit gestautem Regenwasser zählten. Klaus Herrmann, für den als Leiter des Gerlinger Stadtarchivs sein Hobby zu einer erfüllenden Nebentätigkeit wurde, wusste dazu eine schöne Anekdote zur „Schillerzeit“ auf Schloss Solitude zu erzählen, nämlich dass der Räuber namens Schweizer aus dem berühmten Drama Friedrich Schiller`s „Die Räuber“, ein Gerlinger gewesen sein muss. So habe der Gerlinger Waldschütz zu Zeiten des Hofgärtners Johann Caspar Schiller`s auch Schweizer geheißen, weshalb der Gerlinger Stadtarchivar Herrmann daraus schließt, dass der Hofgärtner Schiller bei seiner Tätigkeit wohl auch dem Waldschütz Schweizer begegnet sein musste und sein Sohn, der Dichter Friedrich Schiller, bei einem seiner Besuche bei seinem Vater den Namen „Schweizer“ aufgeschnappt und es dann für sein literarisches Werk verwendet habe. Auch wenn es dafür keine Beweise gebe, spreche doch viel dafür, dass der Gerlinger Waldschütz Schweizer zum Namensgeber des Räubers in Schiller`s Werk geworden ist, meinte Stadtrat Klaus Herrmann.

Neben der Familie Schiller, kann Gerlingen, das Mitte des 19.Jahrhunderts ein sehr pietistisch geprägter Ort war, auch mit zwei berühmten Missionaren aufwarten. So gilt der Missionar Johannes Rebmann als Entdecker des Kilimandscharo und auch Missionar Johannes Zimmermann, machte sich mit seinem Einsatz bei den Menschen in Ghana und als Sprachforscher einen Namen.

Gab es nach dem I. Weltkrieg in Gerlingen, Feuerbach und Weilimdorf den Wunsch, sich zu einer Stadt zusammenzuschließen, verlief dieser Gedanke zunächst im Sande, bis Gerlingen Ende der 20er Jahre zur Gemeinde Feuerbach eingemeindet werden wollte, dem jedoch das Oberamt Leonberg widersprach. Schließlich kam Anfang der 70er Jahre nochmals die Überlegung auf, Gerlingen nach Stuttgart einzugemeinden, doch die Gerlinger wehrten sich mit Erfolg und demonstrierten im Stuttgarter Rathaus, zu denen auch der Ludwigsburger Stadtrat Klaus Herrmann als 14-jähriger Bub gehörte.

Gemeinsames entstand auch nach Ende des II. Weltkrieges, als viele Vertriebene Gerlingen und Weilimdorf erreichten. Waren es in Gerlingen die Ungarndeutschen, kamen in den Stadtbezirk Weilimdorf in erster Linie Heimatvertriebene aus dem Sudetenland, für deren Wohnunterkünfte der neuer Stadtteil „Giebel“ entstand. Unter den Sudetendeutschen in Gerlingen befand sich auch der Reichenberger Adolf Kabatek, der als langjähriger Geschäftsführer des Verlagshauses Ehapa unter anderem die deutschen Bände der Donald-Duck- und Asterix-Comics herausbrachte. Doch auch Weilimdorf hatte eine Besonderheit zu bieten, wurde doch die 24-Jährige Marlene Schmidt aus Giebel im Jahre 1961 zur Miss Germany“ und im gleichen Jahr noch zur „Miss Universe“ gekürt.

Der Gerlinger Stadtarchivar, Stadtrat Klaus Herrmann, wusste natürlich noch viel mehr zu erzählen, so dass die gemeinsame Gerlinger und Weilimdorfer Geschichtsstunde wie im Fluge verging. Dazu gehörte auch die Kuriosität, dass Gerlingen Anfang der 60er Jahre noch eine 10%ige Getränkesteuer verlangte, was viele Gehenbühler dazu bewog, ihr „Viertele“ lieber in Giebel zu trinken. Und hatte der Gehenbühler nebenbei noch einen Brief nach Stuttgart zu verschicken, nutzte er bevorzugt die Briefkästen in Giebel, galt doch damals noch der Postortsverkehr, der innerhalb eines Ortes 10 Pfennig und außerhalb 20 Pfennig Briefporto verlangte.

Foto (Heisig): Der Leiter des Stadtarchivs Gerlingen, Stadtrat Klaus Herrmann, trug sich nach seinem Vortrag in das Gästebuch der SL Weilimdorf ein. Rechts Obfrau Waltraud Illner.

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