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“Hilfe! Die Herdmanns kommen!” Das etwas andere Krippenspiel an Weihnachten in der Stephanuskirche

An Heilig Abend war in der evangelischen Stephanuskirche in Giebel “alles etwas anders”. Nicht nur, dass die Gemeindepfarrer Gscheidle und Fischer in den Reihen saßen und Vikarin Stefanie Schütz den Weihnachtsgottesdienst hielt – nein, es war die monatelange Arbeit eines Teams im Alter von 5 bis 65 von Kinderkirchkindern, Konfirmanden, Team-Mitarbeitern unter der Leitung des Kirchengemeinderatsvorsitzenden Lothar Gramm, die für Aufsehen sorgte: “Hilfe! Die Herdmanns kommen!” so der Titel des Krippenspiels, das die Gemeinde begeisterte. Lothar Gramm und sein Team haben die Wandlungsfähigkeit dieses modernen Krippenspiels dazu genutzt, es in die Realität der Gemeinde umzusetzen, nach Weilimdorf zu “verpflanzen”: Die Herdmanns – sie waren die schlimmsten Kinder aller Zeiten. Sie logen und klauten, rauchten heimlich Zigaretten und erzählten schmutzige Witze. Ralf, Eugenia, Klaus, Leopold, Olli, Hedwig – sechs verwahrlost aussehende Jugendliche, die der Schrecken der Schule waren – und durch einen als Witz gemeintem Spruch “in der Kinderkirche gibt es massenweise Süßigkeiten” in die Kinderkirchproben zum Krippenspiel gelockt wurden. Das Krippenspiel zeigte auf, wie schnell “die heile Welt der Weihnachtsgeschichte” mit wenigen (Kinder-)Fragen ins Wanken zu bringen ist und in einem anderen Licht erscheint. So wohnten im diesjährigen Krippenspiel diese verwahrlosten “Hartz-IV”-Kinder im Fasanengarten, Oberbürgermeister Dr. Schuster (der keine Schuhe fertigt!) wurde zu Kaiser Augustus, aus dem Statthalter Quirinius wurde die Statthalterin (Bezirksvorsteherin) Ulrike Zich, die Kinderkirchkinder spielten sich selber – und Pfarrer Fischer wurde zum Sozialarbeiter in eigenem Namen. Sechs Kinder, aufgewachsen in einer Welt der Sozialhilfe und etwas anderen Vorstellungen vom Leben, die am Ende das Kind nicht in die Krippe legten sondern auf der Schulter trugen und als Könige statt Gold, Weihrauch und Myrrhe dem Jesuskind ein etwas praktischeres Weihnachtsgeschenk brachten: einen riesigen geräuchterten Schinken.

Für die Familien und Kinder der Stephanusgemeinde, die die Kirche bis auf den letzten Platz füllten, ein besonderes Erlebnis. Denn beim Einzug von den Herdmanns als Maria, Josef und die Könige wurden sie automatisch zu einem Teil des Krippenspiels – spielten sich selber als Publikum der Stephanusgemeinde. So mancher Erwachsene wurde sichtlich nachdenklich, Taschentücher zeigten Berührtheit, dass die Botschaft dieses Krippenspiels angekommen war.

Der Schinken wurde übrigens am Ende angeschnitten und eine saftige Scheibe konnte beim Verlassen der Kirche gegen einen Euro mit nach Hause genommen werden.

Mehr Geschichten und Gebete gibt es traditionell am 2. Weihnachtsfeiertag (26. Dezember) um 17 Uhr zur “Waldweihnacht” im Fasanenwald. Dort treffen sich nach einer Andacht in den eigenen Kirchen gegen 17.30 Uhr die Gemeinden aus Weilimdorf am Lagerfeuer bei Glühwein und Punsch auf dem Kinderspielplatz zum Lauschen von weihnachtlichen Geschichten und Singen von alten Weisen.

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