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Historisches und Kurioses aus der Stadtgeschichte Gerlingens

Einen unterhaltsamen Nachmittag erlebten vor kurzem die Besucher des Monatstreffens der Sudetendeutschen Landsmannschaft Weilimdorf im „Haus der Begegnung“ in Giebel, als der Leiter des Stadtarchivs Gerlingen, Klaus Herrmann, Historisches und Kuriositäten aus der Stadtgeschichte Gerlingens erzählte. Schon seit seiner Kindheit interessiert sich der christdemokratische Abgeordnete des baden-württembergischen Landtags für die Geschichte seiner Heimatstadt, deren Ortsname „Gerlingen“ auf die Besiedlung durch die Leute des alamannischen Sippenoberhaupts „Gero“ zurückgeht. Im Jahre 797, erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich Gerlingen im Laufe der Jahrhunderte zu einem Bauern- und Weingärtnerdorf und wird zur Heimat der Familie des berühmten Dichters Friedrich Schiller. Pietistisch geprägt, gingen aus dem Nachbarort Weilimdorfs auch bekannte Missionare hervor, wie der Entdecker des Kilimandscharo, Johannes Rebmann und der Sprachforscher Johannes Zimmermann. Mit dem Beginn der Steinbruchindustrie in Gerlingen, nahm die Bedeutung des Weinanbaus im Ort ab und entwickelte sich zu einer Arbeiterwohngemeinde, in der sich immer mehr Menschen ansiedelten. Mit der Einrichtung der Bahnline von Leonberg nach Stuttgart und der späteren direkten Anbindung Gerlingens mit der Straßenbahn über Feuerbach nach Stuttgart, begann die Geschichte der modernen Stadt Gerlingen, die mit der Stadterhebung am 30.Juni 1958 dann einen vorläufigen Höhepunkt erlebte.

Klaus Herrmann wäre jedoch kein guter Stadtarchivar, wüsste er zu der Historie der 19000 Einwohner zählenden Gemeinde nicht auch Kuriositäten zu berichten. Kein Geheimnis ist, dass die Landeshauptstadt Stuttgart die wohlhabende Stadt Gerlingen gern eingemeindet hätte. Auch Klaus Herrmann war im Jahre 1973 als damals 14-jähriger Bub dabei, als eine Abordnung aus Gerlingen im Stuttgarter Rathaus gegen die Eingemeindung seiner Heimatstadt nach Stuttgart demonstrierte. Doch wer hätte gedacht, dass der erste Bürgermeister der neuen Stadt Gerlingens, Wilhelm Eberhard, bereits in den 50er Jahren in Erwägung gezogen hatte, den Weilimdorfer Stadtteil Giebel nach Gerlingen einzugemeinden ?. Überhaupt führte die Grenznähe zwischen Giebel und Gerlingens Stadtteil Gehenbühl immer wieder zu kuriosen Geschichten. So wird erzählt, dass Gerlingen Anfang der 60er Jahre noch eine 10%ige Getränkesteuer verlangte, was viele Gehenbühler dazu bewog, ihr „Viertele“ lieber in Giebel zu trinken. Und hatte der Gehenbühler nebenbei noch einen Brief nach Stuttgart zu verschicken, nutzte er bevorzugt die Briefkästen in Giebel, galt doch damals noch der Postortsverkehr, der innerhalb eines Ortes 10 Pfennig und außerhalb 20 Pfennig Briefporto verlangte. Doch auch heute noch macht sich die Grenznähe von Gerlingen und Giebel auf kuriose Art bemerkbar, ziehen es viele Gehenbühler Stadtbahnkunden doch vor, an der Stadtbahnhaltestelle „Giebel“ einzusteigen um sich die Kosten für eine Zone des Fahrpreises zu sparen.

Foto (Heisig): Der Leiter des Stadtarchivs Gerlingen und CDU-Landtagsabgeordnete, Klaus Herrmann, berichtete aus der Stadtgeschichte Gerlingens und trug sich anschließend in das Gästebuch der SL Weilimdorf ein. Rechts Obmann Ernst Merkl.

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