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Marionettentheater “Die Drahtzieherinnen“ zu Besuch in der Begegnungsstätte am Lindenbachsee

In sieben Szenen setzten sich „Die Drahtzieherinnen“ am Mittwochabend, 10. August in der Begegnungsstätte der Ev. Altenheimat am Lindenbachsee in der Goslarer Straße ins Licht – aber nicht um ihre Männer zu beeindrucken, sondern die zahlreich erschienenen Bewohner des Hauses.

In sieben Szenen setzten sich „Die Drahtzieherinnen“ am Mittwochabend, 10. August in der Begegnungsstätte der Ev. Altenheimat am Lindenbachsee in der Goslarer Straße ins Licht – aber nicht um ihre Männer zu beeindrucken, sondern die zahlreich erschienenen Bewohner des Hauses.

Themen wie Integration, Energiekrise, Reisen und vieles mehr wurden in sieben Szenen dargeboten. Kurz: Alltagsgeschichten durch die Brille der schwäbischen Marionetten- „Familie Klemmerle“, wie sie die kleinen Tücken des Alltags mit List und Charme meistert: sei es das Ertragen von Zeitungsmeldungen zum VfB Stuttgart und seinen Sieg über den FC St. Pauli, die Friseurkosten des französischen Präsidenten, US-Präsidentenkandidat Trump (der anscheinend nicht ausreichend Geld für ein richtiges Toupet hat), oder warum man den Feinstaub der Sternschnuppen in der Atmosphäre nicht sehen kann (Szene: „Neues aus aller Welt und eine Überraschungspost“). Ebenso lernt man, dass bei den Gesetzen zu den Erneuerbaren Energien zwar ein neuer Staubsauger der richtige Weg sei, doch bei halber Wattzahl dauert das Saugen bei den Klemmerles nun doppelt so lange. Das ist EU, einfach un´gschickt (Szene: „Emma und die saubere Energie“). Ebenso lernt man bei den Klemmerle´s, dass Wellness auf den Liegestuhl begrenzt werden sollte – er reicht absolut zur Degeneration. Peeling, Lifting und Waxing werden bei Ankunft im Wellnesstempel schnell mit Kartoffelschälen, Kofferschleppen und Boden bohnern verwechselt, die Fango-Packung wird zum Tango-Tanz (Szene: „Was es so alles für die Schönheit gibt“). Mit Hermine Brillinger, Meili Shushi, Nairobi Kusskuss und Marion Pasta Schutta wird dann der Einbürgerungstest durchgeführt – er endet mit dem Bestehen des Kehrwochentests und dem Spätzle-Test: Ni Háo, Verzeihung, miau (Szene: “Wie Integration auf schwäbisch geht”).

Die Szenen und Umbaupausen wurden live mit selbst komponierter Klaviermusik von Daniel Sissenich begleitet. Alles was die Zuschauer an diesem Abend hören und sehen konnten, wurde von den Puppenspielerinnen übrigens selbst gemacht: die ca. 60 Zentimeter hohen Puppen, deren (Wechsel-) Kleidung, Spielkreuze, Kulissen, Texte zum Teil tagesaktuell, Regie und Technik. Das besondere an den Figuren ist übrigens, dass es sich hier um „Voll-Gliedermarionetten“ handelt, d.h. alle Bewegungen, die der Mensch machen kann, kann auch die Figur ausführen. Dazu muss sie an mindestens neun Fäden am Spielkreuz befestigt sein, damit die Bewegungen natürlich wirkend aufgeführt werden können. Auch die Umziehtechnik der Figuren der Drahtzieherinnen ist besonders: Um z.B. einen Rock über das festsitzende Gewand anzuziehen, muss dieser unter allen Spielfäden verlaufen. Der Rock muss deshalb für jeden Faden einen entsprechenden Schlitz eingenäht haben, damit die Bewegungsfreiheit gewährleistet ist. Ein Grund mehr, weshalb die Spielerinnen auch diese schwierigen Näharbeiten selber durchführen: es ist eine „kleine Welt“ für sich.


Neben den Gründungsspielerinnen Barbara Müller und Uschi Metzger gehören zum Ensemble Ursula Wasmer, Roswitha Braun und Carmen Becker. Seit mehr als 30 Jahren sind sie damit beschäftigt über das Medium Marionette anfangs vor allem kirchenpolitische und Gemeindewesen- Missstände und deren Ungerechtigkeiten, später aber auch überregionale Themen satirisch aufzuzeigen. Bis heute bleiben “Die Drahtzieherinnen” ihrem Vorsatz treu, Stücke für Erwachsene aktuell, satirisch, mit Musik zum Lachen und Nachdenken auf die Bühne zu bringen – dies ist ihnen in der Begegnungsstätte in Weilimdorf neuerlich eindrucksvoll gelungen, das Publikum dankte es mit langanhaltendem Applaus. Weitere Informationen, auch wie man die Marionettenspielerinnen buchen kann, erfährt man unter www.die-drahtzieherinnen.de.

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