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Model gibt es nicht nur mit weihnachtlichen Motiven

(tom) Wer kennt ihn nicht, den Stand mit den Wachsmodeln auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt, direkt gegenüber dem Alten Schloss. Was viele nicht wissen, die Betreiberin dieses Standes ist die Weilimdorferin Irmgard Tinz.

Der Weilimdorfer Heimatkreis hatte für dieses Jahr im Dezember eine Weihnachtsausstellung in der Stadtteilbücherei geplant. Bisher konnte die Ausstellung wegen der derzeit gültigen Corona-Verordnungen noch nicht eröffnet werden. Die dafür gedachten Vitrinen sind aber alle schon länger bestückt. In einer dieser Vitrinen finden sich Model aus Holz und Wachs sowie Springerle, die mit Hilfe der Model gebacken werden. Die Ausstellungsstücke stammen alle von Irmgard Tinz. Tinz ist in Altötting in Bayern geboren und hat nach der Schule eine Ausbildung als Wachszieherin gemacht. „In Altötting hat es sehr viele Wachsgeschäfte gegeben”, erzählt sie.

Vor über 50 Jahren kam Tinz nach Stuttgart – der Liebe we­gen. In ihrem erlernten Beruf, zu dem auch eine Ausbildung als Wachsbildnerin gehörte, hat sie in Stuttgart keinen Job bekommen. Deshalb hat Tinz eine Umschulung zur Bürokauffrau gemacht. Der Beruf sei für sie aber nichts gewesen.

Als dann Nachwuchs kam, hat Tinz zuhause angefangen, Wachsmodel zu machen. 1974 war sie dann erstmals auf dem Flohmarkt in Stuttgart. Der sei damals noch ein Kunstgewerbemarkt gewesen, erinnert sie sich. Ihre damalige Standnachbarin habe ihr geraten, sich für einen Stand beim Stuttgarter Weihnachtsmarkt zu bewerben. Die Bewerbung war erfolgreich, denn noch im selben Jahr hatte Tinz mit ihren Wachsmodeln auch erstmals einen Stand beim weihnachtlichen Budenzauber in der Innenstadt.

Eine Wachszieherin stellt Kerzen her, eine Wachsbildnerin gießt Figuren und verziert Kerzen“, erläutert Tinz. Wachsbildner und Holzmodelmacher hätten früher eng zusammengearbeitet, denn die Holzmodel wurden auch zum Gießen der Wachsfiguren genutzt. Tinz hat für ihre Wachsmodel teilweise auch alte Holzmodel als Vorlagen genutzt.

Model wurden früher zu allen Festtagen und auch zu Festen und Feiern geschnitten“, erläutert Tinz. Dementsprechend gibt es auch bei ihr nicht nur weihnachtliche Motive, sondern auch Motive zu Ostern, Berufs- und Jahreszeitbilder, Hochzeitsmotive und vieles mehr. Tatsächlich gebe es sogar mehr Motive für die Themen über das Jahr wie weihnachtliche Motive.

Tatsächlich gab es Model schon vor Christi Geburt Im nordindischen Industal etwa haben Archäologen aus Ton gebrannte Modelformen gefunden. Auch bei Ausgrabungen in der alten Königsstadt Mari wurden Modelformen gefunden. Diese Formen, die rund 2000 Jahren vor Christi entstanden sind, zeigen meist religiöse Motive. Bei den Ägyptern wurden bereits zu Zeiten des Pharaos Ramses III (1198 bis 1166 vor Chris­ti) bei Festen Model zur Verschönerung von Speisen eingesetzt. Ebenso reichten Griechen und Römer solche Gebäckstücke zu festlichen Höhepunkten im Jahresverlauf. Der genaue Zeitpunkt, wann das Bildgebäck erfunden wurde, ist laut Experten nicht bekannt. Mindestens seit dem Mittelalter aber gibt es Model aus Stein, Metall, Keramik oder Holz, um Gebäckstücke mit Bildern zu versehen.

Ihre Model seien ursprünglich als reiner Wandschmuck gedacht gewesen, erzählt Tinz weiter. Erst eine Kundin habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass die Wachsmodel auch hervorragend für schwäbische Springerle backen genutzt werden können. Seither backt Tinz Springerle, die der Schwabe als „wie gmolt’ bezeichnen würde. Wer es selbst einmal ausprobieren möchte, findet das Springerle-Rezept von Tinz auf ihrer Webseite www.wachsmodel.de. Mit den Wachsmodel lassen sich darüber auch Papier-Reliefs herstellen. Das Rezept für die dafür benötigte Papiermasse findet man auch auf der Webseite.

Und wer bisher noch keine Model hat – auch kein Problem. Es gibt in diesem Jahr zwar keinen Stuttgarter Weihnachtsmarkt, aber Irmgard Tinz ist trotzdem mit einem Stand in Stuttgart vertreten. Statt dem Weihnachtsmarkt gibt es nämlich den Adventszauber mit insgesamt 33 Ständen, die Montag bis Samstag von 10 Uhr bis 21 Uhr geöffnet haben. Der Stand mit den Wachsmodeln befindet sich in der Unteren Königsstraße gegenüber der Einmündung der Kronenstraße. Einfach mal vorbeischauen, Irmgard Tinz findet bestimmt Zeit, den einen oder anderen Tipp zu geben.

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