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Neue Ausstellung in der Heimatstube: “Zwischen Front und Heimat – Weil im Dorf im 1. Weltkrieg






Am 28. Juli 1914 begann in Europa mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn gegenüber Serbien der erste Weltkrieg. Es folgte der wohl sinnloseste Krieg der Menschheitsgeschichte, der erst am 11. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Compiègne endete. Der Beginn des 1. Weltkrieges jährt sich heuer zum 100sten Mal, der Weilimdorfer Heimatkreis hat diesem Krieg nun eine Ausstellung gewidmet, denn auch Weilimdorf war durch die Folgen des Krieges stark betroffen.

Von den rund 3.000 WeilimdorferInnen, die 1914 in “Weil im Dorf” wohnten, starben 121 junge Mänger in einem sinnlosen Krieg an der West- wie Ostfront. Das Mahnmahl für die Gefallenen steht noch heute an der Oswaldkirche. In der Inschrift sind viele Familiennamen aus Weilimdorf zu lesen, die es noch heute gibt, sei es als Familie – oder Straßennamen.

Nach 100 Jahren gibt es immer noch Notizen, Briefe und Dokumente, die viele Einzelschicksale erfahren lassen, insbesondere Elend, Leid und Verzweiflung. Der Weilimdorfer Heimatkreis öffnet nun vom 10. Mai 2014 bis 31. Januar 2015 seine Heimatstube für historische Zeitdokumente, die Weilimdorfer Familien zur Verfügung gestellt haben. Drei Männer aus Weilimdorf führten damals sehr ausführliche Dokumentationen der Kriegsgeschehnisse, die nun in der Ausstellung auch zu sehen sind: von Jakob Mauser, Gottlob Staiger und Fritz Hornberger.

“Wir waren erstaunt, wieviele Angebote an Material und Dokumenten wir nach dem Suchaufruf aus Weilimdorf erhielten!”, erzählt Erika Porten vom Heimatkreis. Bis in diese Woche hinein gab es Anrufe, deren Angebote an Material sie aber mittlerweile ablehnen muss, die Ausstellung ist umfangreich und dokumentiert das Leben hier vor Ort und an den Fronten durch die Berichte der drei Soldaten. Insbesondere das umfangreiche Tagebuch von Jakob Mauser bot viele Einblicke in die Zeit vor 100 Jahren. Erika Porten und der Historiker Reinhard Müller brauchen mehr als 40 Stunden für die Übersetzung der Texte ins heutige Deutsch, da die altdeutsche Schrift für die Menschen von heute kaum zu lesen ist. “Diese Einblicke in die Gedankenwelt der Menschen von damals zeigte mir auf, dass es wohl der sinnloseste Krieg war den es je gab. Man bekommt einfach nur das Grauen”, so Erika Porten nachdenklich. Auch sie selbst erinnert sich an ihre mittlerweile verstorbene Mutter, die bei ihrem 80. Geburtstag sagte: “Der zweite Weltkrieg war schlimm, da ich meinen Mann verlor. Aber der 1. Weltkrieg war schlimmer mit dem ständigen Hunger!”. Und so sind in der Heimatstube auch alte Bücher von vor 100 Jahren zu sehen wie “Kriegskochbuch” oder “Die sparsame Löfflerin” mit Rezepten wie man aus “nichts” noch etwas zu essen “zaubern” kann.

Eine Folge des 1. Weltkrieges für Weilimdorf war übrigens auch die Durlehau-Siedlung, sie entstand nach dem Krieg für die “Kriegsversehrten”, die seelisch und körperlich verkrüppelten Soldaten und ihre Familien. Und aus der Oswaldkirche wurden zwei der drei Glocken abgeholt und zu Kanonen wie Munition eingeschmolzen und umgearbeitet.

Parallel zur Ausstellung in der Heimatstube erscheint auch das neue Heimatblatt Nr. 36 “Zwischen Front und Heimat”, das gegen eine Schutzgebühr von 1 Euro an den bekannten Auslagestellen erstanden werden kann. Die Ausstellung in der Heimatstube wird am 9. Mai 2014 um 19.30 Uhr im Alten Rathaus in der Ditzinger Str. 7 durch Erika Porten eröffnet.

_Fotos (Hans-Martin Goede): Blicke in die Ausstellung “Zwischen Front und Heimat”; Erika Porten vom Heimatkreis mit einer Pfeife von vor 100 Jahren, die eine spielerische “Pickelhaube” hat; Gruppenfoto mit Alfred Höritzer (Gestaltung der Ausstellung), Cornelia Kittlick (Pressesprecherin des Heimatkreis), Erika Porten und Reinhard Müller (begleitender Historiker).

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