spd

Neujahrsempfang der SPD Ortsvereine

(TOM) Der Neujahrsempfang der SPD Ortsvereine Weilimdorf und Giebel, Bergheim, Hausen sowie der SPD Bezirksbeiratsfraktion fand dieses Jahr zum 26. Mal in Folge statt. Gastredner war in diesem Jahr Dr. Michael Jantzer, ehemaliger leitender Direktor bei Bosch.

Zum 26. Neujahrsempfang konnte der Vorsitzende des SPD Ortsvereins Weilimdorf, Roland Berger, rund 90 Gäste begrüßen. Unter ihnen weilten neben der Hausherrin, Bezirksvorsteherin Ulrike Zich und ihren beiden Stellvertreterinnen Erika Rosenitsch und Jutta Dünkel-Mutschler auch Vertreter aus dem Gemeinderat, dem Bezirksbeirat und dem Jugendrat sowie Vertreter der Weilimdorfer Vereine, Schulen, Kirchen und Institutionen.

Berger bedankte sich gleich eingangs seiner Ausführungen bei der Hausherrin dafür, dass sie die Räume des Bezirksrathauses wieder für den Empfang zur Verfügung gestellt hat. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Neujahrsempfang auch dazu diene, haupt- und ehrenamtlich Engagierten eine Plattform zum Austausch zu bieten.

In seinem kurzen Rückblick auf die Geschehnisse im vergangenen Jahr hob Berger zwei Dinge besonders hervor – das Walz-Areal und den Löwen-Markt mit der Pforzheimer Straße. Beim Walz Areal oder besser das Gebiet westlich der Solitudestraße sei es der SPD darum gegangen eine sinnvolle Zwischennutzung zu erreichen. Jetzt gehe es darum, dort eine ganzheitliche Planung zu machen. Die Stadt habe inzwischen große Teile des Geländes gekauft und am 31. März 2020 beginne die Bürgerbeteiligung. „Wir freuen uns darüber und wollen intensiv an den Planungen mitarbeiten“. Für den Löwen-Markt und die Pforzheimer Straße wünsche sich die SPD einen verkehrsberuhigten Bereich nach Vorbild der Ditzinger Ortsdurchfahrt. Eine solche Lösung werde auch von vielen Bürgern befürwortet. „Das ist aber ein besonders dickes Brett, das gebohrt werden muss, weil die Pforzheimer Straße Ausweichstrecke für die B295 ist“, weiß Berger.

Mit Blick in die Zukunft hielt der Vorsitzende fest, dass in den Bereichen Mobilität und Energieversorgung große Veränderungen anstehen würden. „Das sind Themen, die uns weh tun werden“. In dem Zusammenhang hielt Berger fest, dass zukünftig die Jugend, respektive deren politische Vertretung der Jugendrat, verstärkt in Entscheidungen eingebunden werden müsse, denn Entscheidungen, die heute getroffen oder auch nicht getroffen würden müsse die Jugend ausbaden. Ein weiterer Bereich, der große Veränderungen mit sich bringen werde, sei die Digitalisierung. Gastredner Dr. Michael Jantzer habe sich bei Bosch viele Jahre mit genau diesem Thema auseinander gesetzt. Das Thema von Jantzers Vortrag lautete: „Die Digitalisierung verändert unser Leben und die Arbeitswelt.“

Dass die Digitalisierung unser Leben verändert könne jeder sehen, hielt Jantzer eingangs seiner Ausführungen fest. Soziale Medien seien immer weiter auf dem Vormarsch und Zeitungen würden an Bedeutung verlieren oder seien selbst verstärkt im Netz vertreten. Auch immer mehr Bankfilialen würden schließen, weil immer mehr Bankgeschäfte online abgewickelt werden. „Unsere Kinder schauen wie selbstverständlich Netflix-Videos auf dem Smartphone“, so Jantzer weiter. Dadurch verliere auch das Fernsehen an Bedeutung. Auch die Online-Bestellung von Waren habe in den letzten Jahren stark zugenommen, was nicht ohne Auswirkungen auf den Einzelhandel vor Ort bleibe. „Für die Verbraucher ist dadurch vieles einfacher, effizienter und oft auch billiger geworden“, konstatiert Jantzer.

Zugenommen habe in den letzten Jahren auch das mobile Arbeiten. Das ermögliche oftmals eine bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben. Tatsächlich sei durch leistungsfähige Internettplatformen die Zusammenarbeit von Menschen, die an weit entfernten Orten sitzen problemlos möglich. Und auch Arbeitsabläufe würden durch die Digitalisierung einfacher und seien zudem gut dokumentiert. Für die ökonomische Entwicklung sei das alles sehr positiv. Das gelte auch für die Beschäftigung in Deutschland, die in den letzten Jahren stark angestiegen sei.

Ausgelöst worden sei diese rasante Entwicklung durch die kontinuierliche Steigerung der Rechnerleistung auf engstem Raum. „Wir haben heute alle einen Hochleistungsrechner in der Tasche in Form eines Smartphones“. Aktuell werde noch jedes Jahr die Rechnerleistung verdoppelt und die Größe der Rechner halbiert. Diese Entwicklung werde noch bis Ende des Jahrzehnts weitergehen, dann sei man im Molekularbereich angekommen.

Aufgrund dieser Entwicklungen, die durchaus sehr genau vorhersehbar seien, herrsche in unserer Gesellschaft starke Verunsicherung, ja sogar Zukunftsangst. In dem Zusammenhang seien drei zentrale Aspekte zu nennen. Zum einen die ökonomische Monopolmacht von Giganten wie Google, Amazon und Facebook. Ein Wettbewerb finde dadurch nicht mehr statt. Zum zweiten, die Veränderung der gesellschaftspolitischen Kommunikation durch die Sozialen Medien und das fast ohne rechtliche Folgen. „Das ist aus meiner Sicht eine echte Gefahr für unsere Demokratie geworden“, so Jantzer. Die Spielregeln im Netz würden von der Politik gemacht. „Wir müssen da unsere Zähne noch viel mehr zeigen“. Das dritte Thema das Jantzer ansprach war die künstliche Intelligenz (KI), die durchaus Auswirkungen auf Arbeitswelt und Beruf haben werden. KI sei selbst lernfähig, erkenne richtig und falsch selbst und entwickle sich dadurch weiter. Eine amerikanische Studie habe gezeigt, dass KI sich vor allem auf gut bezahlte Arbeitsplätze auswirken werde. Dabei seien intelligente Suchmaschinen von großer Bedeutung und die Frage, wer auf die erhobenen Daten zugreifen kann.

Jantzer hielt weiter fest, dass durch die Digitalisierung auch neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. „Hier müssen die Arbeitsbedingungen zu einem Thema gemacht werden.“ Der Tarifvertrag für Paketzusteller sei ein Beispiel dafür. Keine Auswirkungen werde die Digitalisierung auf Tätigkeiten in der Erziehung und Pflege haben.

Für die Zukunft sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass Monopole gebrochen oder zumindest eingeengt werden und nicht personenbezogene Daten für jeden zur Verfügung stehen. Nur so seien die Wettbewerbsmechanismen zu erhalten und es werde Transparenz geschaffen. Zudem brauche es eine Technikfolgenabschätzung, denn nicht alles was ökonomisch sinnvoll erscheint, diene auch dem Menschen. Und es brauche entsprechend Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit dem bereits beschlossenen “Digitalpakt Schule” sei hier ein Meilenstein erreicht worden. „Wir müssen bereit sein Neues zu lernen“, schloss Jantzer seine Ausführungen.

Anschließend nutze Judith Vohwinkel die Gelegenheit, sich bei den Weilimdorfern für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Während ihrer Zeit als Gemeinderätin war sie auch Betreuungsstadträtin für Weilimdorf. In der Zeit sei vieles bewegt worden, bei anderen Dingen wie dem Walz-Areal handle es sich um eine „Never-Ending-Story“.

Berger bedankte sich abschließend bei Jantzer für den interessanten Vortrag. Einen großen Dank sprach er auch all jenen aus, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben und wünschte den Anwesenden noch gute Gespräche. (tom)

Ähnliche Beiträge