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Neujahrsempfang der SPD Weilimdorf: Gökay Sofuoğlu wünscht ein Manifest der Vielfalt

Der SPD Neujahrsempfang im Weilimdorfer Bezriksamt zählt in Weilimdorf mittlerweile zur politischen Instanz – in diesem Jahr lud Eberhard Keller im Namen des SPD Ortsverein Weilimdorf bereits zum 21. male Gäste aus Stuttgart und Umgebung ein. Als Gastredner wurde Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, begrüßt.

Der SPD Neujahrsempfang im Weilimdorfer Bezriksamt zählt in Weilimdorf mittlerweile zur politischen Instanz – in diesem Jahr lud Eberhard Keller im Namen des SPD Ortsverein Weilimdorf bereits zum 21. male Gäste aus Stuttgart und Umgebung ein. Als Gastredner wurde Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, begrüßt.

Kernelement des diesjährigen Neujahrsempfangs, zu dem u.a. Vereinsvertreter aus Weilimdorf, Stuttgarter Gemeinderäte, Weilemer Bezirksbeiräte aller Fraktionen, ehemalige Landtagsabgeordnete und Politiker aus dem Umland eingeladen waren, war die Flüchtlingsproblematik. Eberhard Keller wies darauf hin, dass in 2014 mit 56,7 Millionen Menschen auf der Flucht laut UNHCR so viele Menschen ihre Heimat aus politischen wie Kriegs-Gründen verlassen mussten, wie Italien Einwohner hat. Von diesen 56,7 Millionen haben jedoch laut Bundesamt für Migration in 2014 lediglich 202.834 einen Asylantrag in der Bundesrepublik gestellt, was prozentual in den Promille-Bereich fällt.

Gerade deswegen sollte es, so Keller, für Weilimdorf kein Problem sein, wenige hundert Flüchtlinge im Stadtbezirk willkommen zu heißen, insbesondere weil gerade der vorgesehene Standort Steinröhre am Übergang von Hausen nach Ditzingen als “suboptimal” eingestuft werden muss. Begründete Sorgen und Ängste der Bevölkerung müssen ernst genommen werden, ebenso aber auch die Problematik der Integration dieser teils schwer traumatisierten Menschen, die aus ganz anderen Kulturkreisen stammen. Keller forderte daher von den verantwortlichen Politikern für die Flüchtlingsunterkunft in Hausen eine 24-Stunden-Betreuung durch qualifiziertes Personal – nicht nur durch einen Wachdienst – sowie, als begleitende Maßnahme, die erneute Schaffung einer Gemeinwesenstelle im Stadtteil. Auch müsse in Folge des Zuzugs dieser Menschen der Öffentliche Nahverkehr für Hausen verbessert werden, die Verbesserungen im Fahrplan der Buslinie 90 hätten bislang nur wenig positive Auswirkungen.

Ebenso sieht die SPD Weilimdorf, so Keller, dringenden Handlungsbedarf rund um das SGW-Gelände und das Walz-Areal. Hier ist ein konstruktiver Dialog notwendig, um den Stillstand bei der Entwicklung zu beenden.

Als Gastredner begrüßte Eberhard Keller Gökay Sofuoğlu, den Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Sofuoğlu wurde 1962 in der Türkei geboren und lebt seit 1980 in Deutschland, ist studierter Sozialpädagoge und gehörte 1999 zu den Gründungsmitgliedern der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg. 2013 erhielt er den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.

Als Keller und Sofuoğlu sich für die Inhalte des Neujahrsempfangs besprachen, gab es noch kein PEGIDA und auch keinen Terroranschlag in Paris. Keller und Sofuoğlu kritisierten übereinstimmend die PEGIDA-Bewegung, die mit Dialogverweigerung und Diskreditierung einzelner Personen und Gruppen sich hervorhebt. So würden nur die Chance zu Verständigung und Veränderung vergeben. Statt nur über Flüchtlingspolitik reden zu müssen, ist der politische Diskurs inzwischen durch das Migrationsthema und Terrorschutz erweitert. Die gegenwärtige, gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland sei alarmierend und attestiere verheerende Auswirkungen hinsichtlich des gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalts.

Gökay Sofuoğlu wies darauf hin, dass die Türkische Gemeinde in Deutschland mittlerweile ein wichtiger Mittler und gefragter Partner in den politischen Gremien und öffentlichen Einrichtungen ist. Die Arbeit des Vereins wird überwiegend von Ehrenamtlichen getragen und ist gerade jetzt wichtiger denn je.

So sieht Sofuoğlu in hitzigen Demonstrationen und Kundgebungen einen weitreichenden Nährboden für Gewalt und Extremismus, sie bilden die Grundlage für islamophobe, antisemitische und homophobe Hetzparolen und diffamierende Äußerungen. Dies werfe einen großen Schatten auf die freiheitlich- demokratischen sowie menschenrechtlichen Grundpfeiler der Bundesrepublik Deutschland. “Es werden gezielt Vorurteile, Angst und Hass gegen Einwanderer und Flüchtlinge, die für ihr Wanderungsmotiv vielfältige Ursachen begründen, geschürt. Sie spielen mit der Angst der Menschen. Der Angst um den Job, die Rente und die Gesundheit, der Angst vor der Globalisierung und der vermeintlich ansteigenden Entfremdung. Dass diese Angst meist in den Bundesländern geschürt werden kann, in denen keine oder weniger Erfahrung im Bereich des Zusammenlebens herrscht, ist bemerkenswert.”, stellte Sofuoğlu fest. Vor diesem Hintergrund müsse die Gesellschaft ihre Stimme entschieden gegen Extremismus und Gewalt und und für Vielfalt, Solidarität, und Respekt und erheben. “Wir brauchen ein neues Manifest der Vielfalt”, so Gökay Sofuoğlu. “Unsere Gesellschaft ist plural. Unsere Gesellschaft ist bunt und weltoffen.”

Hoffnung habe Sofuoğlu die Mahnwache in Berlin vergangene Woche mit dem Staatspräsidenten Gauck und den gesamten Kabinettsmitgliedern gemacht, bei der auch er anwesend war. Die vielen Demonstrationen der letzten Wochen gegen Rassismus und Gewalt zeigten, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland zusammen und friedlich leben wollen, was Sofuoğlu zuversichtlich stimme – und hoffentlich zu einem schönen und glücklichen Jahr 2015 in einer Welt ohne Gewalt, ohne Rassismus führe.

Im Anschluss an die Reden konnten sich die Gäste eingehend bei Speisen und Getränken vom Buffett stärken und austauschen.

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