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Radwegplanung contra Spielstraße und Anwohnerwillen

Am 25. Juli gab es in Bergheim im Leguanweg einen Ortstermin mit Mitgliedern des Weilimdorfer Bezirksbeirates, dem Tiefbauamt der Landeshauptstadt, Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, Gerlingens 1. Beigeordneten Martina Koch-Haßdenteufel und den Anwohnern des Leguanweg. Geht es nach dem Willen der Stadt, soll die Spielstraße für einen Radweg geöffnet werden. Die Anwohner sind geschlossen dagegen.

Für die 22 Anwohner des Leguanweg ist die Sachlage klar: Ihr Kaufvertrag aus dem Jahr 1997 sieht lediglich eine reine Gehweg-Verbindung nach Gerlingen vor, jedoch keinen Radweg. Zudem ist der Neigungswinkel des Geländes, auf dem der Übergang auf Drängen der Landeshauptstadt nun entstehen soll, laut einer DIN-Norm aus dem Jahr 1998 zu steil, so die Anwohner, die einen fachkundigen Bauingenieur in ihren Kreisen vorweisen können.

Zudem soll der Radweg nun direkt entlang des Straßenbahnstrangs am jetzt bereits vorhandenen Schienenüberweg entstehen. In Folge dessen wären die Schienen ohne große Schutzmaßnahmen direkt erreichbar und stellen so eine erhebliche Gefahr für spielende Kinder dar. Zudem sehen die Anwohner auf dem Leguanweg durch einen öffentlichen Radweg eine steigende Unfallgefahr: beim Ausfahren aus ihren tiefergelegten Garagen zeigen die Rückspiegel in den Himmel, Radfahrer wie Fußgänger werden spät oder gar nicht gesehen. Wichtiges persönliches Gegenargument der Anwohner ist am Ende auch die Haftungsfrage: der Geh- und Radweg soll auf ihrem gemeinschaftlichen Privatgrund errichtet werden – im Rahmen einer 1999 durch die Stadt ergänzend festgesetzten öffentlichen Dienstbarkeit für das Gelände. Damit würde die Räum- und Streupflicht wie sämtliche Haftungsfragen an die Anwohner übergehen, die Landeshauptstadt wäre nur für Baufehler haftbar.

Das Tiefbauamt wie Stadtplanungsamt sehen sich in der Pflicht, den 1999 plantechnisch festgelegten Übergang, der damals auf Proteste der Anwohner hin bereits nicht angelegt wurde, baldmöglichst umzusetzen. Wurde den Anwohnern damals noch eine “Doppel-Z-Beschrankung” als Entgegenkommen signalisiert, plant die Stadt heute nur noch einen einfachen Mittelpfosten (“Poller”). Dies würde auch motorisierten Zweiradfahrern ein Durchkommen ermöglichen.

Zudem sehen das Tiefbauamt, vertreten durch Herrn Malyschew, sowie vom Stadtplanungsamt Herrn Köhnlein, einen erhöhten Bedarf für Radfahrer auf dieser Strecke: “Der Radfahrer sucht sich immer die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten!”. Diese Begründung konnten die Anwohner letztlich widerlegen: Seit dem Bau 1998 gab es zu keinem Zeitpunkt Radfahrer auf der privaten Anwohnerstraße (mit öffentlicher Widmung für Versorger). Erst seit das bestehende Trenngitter durch ein Missverständnis in 2011 teilweise entfernt wurde, zwängen sich am Tag etwa 20 bis 30 Radfahrer durch den engen Durchlass, mit denen es eben teilweise bereits zu Beinahe-Zusammenstößen bei Ausfahrten aus den Garagen kam. Dies würde mit der Schließung auch sofort wieder aufhören. Letztlich gibt es bekanntlich auch ca. 50 Meter südlich einen öffentlichen Geh- und Radweg zum Kreuzotterweg, und parallel zu den Straßenbahnschienen entlang der Engelbergstraße ebenso, der mit dem Schienenübergang problemlos erreichbar ist. Da der Leguanweg zudem eine Spielstraße ist, müssten Radfahrer die Passage theoretisch mit reiner Schrittgeschwindigkeit passieren. Da das Gelände jedoch leicht abschüssig ist und Radfahrer bekanntlich sich selten an solche Geschwindigkeitsvorgaben halten ist diese Vorgabe utopisch und nicht umsetzbar, die Anwohner befürchten eine “Rennstrecke”.

Ebenso verwiesen die Anwohner auf den Engpaß am Hochhaus am Schildkrötenweg. Durch die ausgewiesenen Parkplätze auf rund 100 Meter Länge, ist ein gleichzeitiges Passieren von Anwohner-Autos mit Radfahrern nicht möglich. Fußgänger können ausweichen, Radfahrer nicht, Autos schon gleich gar nicht. Das Ende des geplanten Radwegs am Schildkrötenweg bildet den nächsten Gefahrenpunkt: der Straßenbahnübergang ist bekannt für seine Unfallträchtigkeit, es gab bereits Tote und Schwerverletzte. Flotte Radfahrer können hier eine rasch heranfahrende U-Bahn nur durch einen Stopp rechtzeitig erkennen.

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich sicherte den Anwohnern die eingehende Prüfung der Einwände durch die Stadt zu – die Entscheidung über die Öffnung will der Bezirksbeirat voraussichtlich in öffentlicher Sitzung im Oktober 2012 fällen. Die Stadt Gerlingen sieht keinen Handlungsbedarf – für die Nachbargemeinde ist der Radweg nicht zwingend notwendig, lehnt ihn aber auch nicht ab.

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