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Solitude-Chor: Der changierende Klangstrom hat ein Echo

Der Solitude-Chor wagt sich wieder an ein Kleinod aus dem Schatzkästlein der klassischen Musik.
Nur selten wird das „Credo“ für acht Stimmen des italienischen Mozart-Zeitgenossen Luigi Cherubini aufgeführt.

Der anspruchsvolle, wahrscheinlich zu Lebzeiten des Komponisten niemals aufgeführte Chorsatz vereint die Tradition der altitalienischen Vokalpolyphonie mit der modernen Harmonielehre der Klassik. Der Solitude-Chor unter Leitung von Klaus Breuninger hat sich nun daran gewagt, die komplexe Partitur zum Klingen zu bringen, in der sich acht Stimmen in fast endlos erscheinenden Melismen zu einem wunderbaren Klangstrom verschlingen. Bei den insgesamt drei Konzerten am zweiten Juli-Wochenende erklingt ein weiteres Werk Cherubinis, das wesentlich bekannter ist: das 1816 entstandene Requiem in c-moll, das von König Ludwig XVIII. in Auftrag gegeben wurde, um an die Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. zu erinnern. Es wurde von berühmten zeitgenössischen Komponisten, wie Robert Schumann und Johannes Brahms sehr bewundert; bei der Bestattung Ludwig van Beethovens wurde das Cherubini-Requiem sogar auf seinen Wunsch hin gespielt.

Wie immer hat Klaus Breuninger dem Solitude-Chor mit diesen beiden Werken keine einfache Aufgabe gestellt; aber gerade das Meistern dieser immer wieder neuen Herausforderungen machen das besondere Repertoire des Ensembles und seinen professionellen Anspruch aus. Bei den Proben geht es trotzdem humorvoll zu: „Nehmt das innerliche Jagdhorn zu Hand und spielt eine Quart“, empfiehlt der Chorleiter beispielsweise den Vokalisten bei den Sonderproben jener Gruppe, die sich entschieden hat, neben dem Requiem auch das achtstimmige „Credo“ zu erarbeiten. Im Strom der stetig changierenden Klangfarben immer ein präzises Gefühl für die aktuelle Tonart zu finden, das ist bei diesem Werk mitunter reichlich vertrackt. Und auch sonst hat Cherubinis meisterhaft ausgeführter Kontrapunkt, der anspruchsvolle polyphone Satz, so seine Tücken. „Ihr müsst die anderen Stimmen durchlassen, die die Fortsetzung haben“, beschreibt der Chorleiter, wie die kontinuierlich sich wandelnden Klangschichten zu verstehen und zu artikulieren sind. Was später im Konzert so selbstverständlich leicht, harmonisch und geschmeidig klingen wird, ist das Ergebnis zahlreicher, hochkonzentrierter Arbeit.

Dafür erwartet das Konzertpublikum dann aber auch ein besonderer Hörgenuss. Die acht Stimmen des „Credo“ werden sich nämlich auf zwei Chöre aufteilen. „Es ist toll: man hat immer ein komponiertes Echo“ beschreibt Klaus Breuninger begeistert die Wirkung dieses Werkes, das ihn zugleich vor besondere Anforderungen stellt: Zur Aufführungspraxis existieren keinerlei konkrete Quellen, die darüber Auskunft geben könnten, wie Cherubini das Werk aufgeführt haben wollte. „Das obliegt dem Dirigenten“, so Breuninger. Und so wird das Credo von einem kleineren Kreis von Chormitgliedern gesungen. Beim „Requiem“ sind dann alle dabei. Aber auch hier gibt es keine Verschnaufpause. „Der Chor singt durch. Es gibt keine Solisten“, erläutert der Dirigent. Bis zum ersten der drei Konzerte am 8. Juli haben sie zum Glück noch ein bisschen Zeit, und da sowohl die Singenden als auch der Dirigent mit viel Stimme, Herz und Motivation dabei sind, darf sich das Publikum auf jeden Fall darauf freuen.

Konzerte:_

Am Freitag, 8. Juli, in der evangelischen Kirche, Steinwaldstraße 2, in Hohenheim-Steckfeld um 19 Uhr. Am Samstag 9. Juli in St. Johann, Kirchberg 2, in Sigmaringen um 19 Uhr sowie am Sonntag, 10. Juli, in der katholischen Kirche St. Maria in der Tübinger Straße 36 in Stuttgart um 19 Uhr.

_Karten:

Für Stuttgart: eintrittskarten@solitude-chor.de oder Tel. 0711/82 08 69 98
Sigmaringen: Carl Liehner Hofbuchhand-lung, Antonstraße 27, 72488 Sigmaringen Tel. 07571/74780

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