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Stimmen aus Stuttgart und Lusaka bilden ein funkelndes Geflecht

Bis nach hinten sind die Sitzbänke in der Salvatorkirche am Samstagabend besetzt: Das traditionelle Weihnachtskonzert wollten viele sich nicht entgehen lassen. Und sie wissen warum: Denn dem Chor gelingt es unter Leitung von Klaus Breuninger, die Spiritualität von Weihnachten mit der Freude und Leichtigkeit zu vereinen, für die dieses Fest ebenfalls steht.

Und es einfach eine Freude, vermeintlich oft gehörten Melodien hier wieder zu begegnen. Die ausgewählten Arrangements sind stets anspruchsvoll, und dank der fein ausdifferenzierten Interpretation des Chors lässt sich der musikalische Reichtum neu entdecken, der in ihnen steckt.

Dass die zweieinhalb Stunden wie im Flug vergingen, dafür sorgten auch der Sprecher Stefan Müller-Ruppert mit seiner köstlichen Auswahl hintersinniger Texte – und der Chor „Vox Zambezi“ aus Sambia, der zum ersten Mal in Deutschland auf Konzertreise ist. Er überraschte das Publikum mit dem traditio-nellen Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“: Während alle Augen auf den Solitude-Chor gerichtet waren, der sich auf dem Podest im Altarraum aufgestellt hatte, strömte plötzlich zart der Gesang von den Kirchenpforten im Rücken. Leise bewegten sich die 15 Sängerinnen und Sänger singend nach vorn und stellten sich zu den deutschen Chormitgliedern. Ein schönes Bild mit einem stimmungsvollen Rahmen gestaltet aus Teelichtern in bunten Gläsern und glitzernden Geschenkpäckchen. Müller-Ruppert begann den Reigen seiner liebevollmenschlichen Weihnachtstexte mit dem Klassiker schlechthin, Karl Heinrich Waggerl. Fein, durchsichtig und tänzerisch stimmte dann der Solitude-Chor das Altfranzösische Weihnachtslied „Engel auf den Feldern singen“ an. Unterdessen bezog „Vox Zambezi“ Position auf der Orgelempore und stimmte zusammen mit dem Cellisten Theo Bross und dem Organisten Eberhard Klotz Johann Sebastian Bachs „Jesu bleibet meine Freude“ an. Theo Bross arbeitet schon länger mit „Vox Zambezi“ und hat für den Chor die Konzertreise organisiert.

Ein Höhepunkt waren zweifelsohne die vier afrikanischen Lieder, welche „Vox Zambezi“ mitgebracht hatten. Der feine, schlanke und reine Klang der Stimmen bezauberte die Menschen in der Salvatorkirche sofort. Durchweg responsorial aufgebaut, boten sie der Solistin Bernadette Munsaka Gelegenheit, ihren glockenreinen Sopran virtuos strahlen zu lassen. Durchweg begeisterten die Vokalisten durch die komplexen Rhythmen, die sie mit perfektem Zwerchfelleinsatz, traumwandlerischer rhythmischer Sicherheit und immenser Freude in funkelnde musikalische Geflechte verwandelten. Wunderschön vereinte sich ihr Stimmenfluss mit dem Klangstrom des Solitude-Chors bei „Khutso“, zum Puls der von Andreas Langen geschlagenen Djembe.

Bei den Gospels im zweiten Programmteil fächerte der Solitude-Chor seine ganze Klangfarbenpalette von strahlenden Sopranen bis hin zu voluminös vibrierenden Bässen auf. Dirigent Klaus Breuninger wandelte sich immer wieder zum beeindruckenden „Rufer“ der in der afrikanischen Tradition responsorial aufgebauten Gesänge. Zusammen mit den sauber intonierten, feinen chromatischen Reibungen und den swingenden Rhythmen riss der Chor das Publikum ausnahmslos mit. Als Zugabe sangen Breuninger und Müller-Ruppert schließlich noch „Silver Bells“ im Duett, und „Vox Zambezi“ gab eine Zugabe, bei der Chorleiter Alex Munsaka nach vorn kam und mit Leib und Seele tanzte und sang – so, wie es auch der gesamte Chor immer wieder getan hatte. Dessen Mitglieder möchten gerne wiederkommen. Tenor Zunda Chisha schon der Biere wegen, wie er lachend sagt. Sopranistin Bernadette Munsaka und ihren Chorkolleginnen und –kollegen haben es aber vor allem die Menschen in Deutschland angetan. Deren Wärme und Offenheit begeistern sie alle. Wie auch der Komfort und die Pünktlichkeit der deutschen Züge. An Heiligabend werden sie wieder nach Hause fliegen und das Christfest in einem Hotel Namibia verbringen. Einen großen Weihnachtswunsch haben übrigens alle Sänger gemeinsam: Sie möchten einmal echten Schnee sehen.

Text/Foto: Gabriele Karen Metsker

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