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Wolfbuschkirche feiert 75 jähriges Jubiläum: Kein Haus nur für den Sonntag




Die Wolfbuschkirche feiert in diesem Jahr 75. Geburtstag der mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Beim Jubiläumsgottesdienst erwiesen zahlreiche Redner „der alten Dame“ die Ehre und ließen die 75jährige Geschichte des Gotteshauses noch einmal aufleben.

Zum Jubiläumsgottesdienst anlässlich des 75. Geburtstages der Wolfbuschkirche konnte Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin zahlreiche Gäste begrüßen. Unter den Besuchern weilte auch Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, Dekan Klaus Käpplinger, die langjährige Pfarrerin der Gemeinde Heide Kast, sowie zahlreiche Gemeindeglieder. „Viele von ihnen haben sicher ganz persönliche Erinnerungen an die Jubilarin“, hielt Müller-Enßlin fest. Erinnerungen zum Beispiel an die eigene Konfirmation oder die der Kinder beziehungsweise Enkel, an die eigene Hochzeit oder auch an eine Trauerfeier. In dem dreiviertel Jahrhundert seit dem Bau der Kirche habe sie vielen Generationen Raum zur Besinnung und zum Verweilen gegeben. In den 75 Jahren hätten sich auch viele Menschen immer wieder für den Erhalt der Kirche eingesetzt. Ihnen allen gebühre dafür großer Dank.

„Alles was Odem hat lobe den Herrn“. Dieses Zitat aus dem Psalm 150 das die Empore der Wolfbuschkirche ziert sei das Motto der Gemeinde, hielt Müller-Enßlin fest. „Das wollen wir nie vergessen“. Und noch ein weiterer Bibelspruch ist in der Kirche zu finden: „Gott ist der rechte Vater über alles was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden“. In Anbetracht der Tatsache, dass der Bau der Kirche von den Machthaber 1937 nicht unbedingt erwünscht gewesen ist, sei es ein mutiges Zeichen des Kirchengemeinderates gewesen, diesen Spruch auszuwählen.

Als sie vor sieben Jahren erstmals in die Kirche gekommen sei, habe sie sich sofort wohlgefühlt, so Müller-Enßlin. Damals sei ihr noch nicht klar gewesen, dass sie einmal den Festgottesdienst zum 75. Geburtstag der Kirche abhalten würde. Inzwischen habe sie sich viel darüber erfahren, was in den 75 Jahren seit der Einweihung der Wolfbuschkirche alles passiert ist.

Der erste Spatenstich erfolgte im Juni 1937 am Rand der Siedlung und nicht wie von der Gemeinde gewünscht in der Mitte des Ortsteils. Die politisch Verantwortlichen hatten den Bau der Kirche im Zentrum der Siedlung abgelehnt, übrigens ebenso wie die Eröffnung eines konfessionellen Kindergartens. Die Gemeinde habe aber das Ziel einen Kindergarten zu bauen weiter verfolgt und schließlich beschlossen, dass in dem neuen Kirchenbauwerk auch in Kindergarten untergebracht werden soll. „Der Bau war ein hin und her“, so die Pfarrerin. Zwischenzeitlich gab es sogar einen Baustopp. Am 20. März 1938 konnte die Kirche schließlich eingeweiht werden. Die Weihe übernahm Landesbischof Theophil Wurm. Im Juli desselben Jahres wurde dann der Kindergarten eröffnet.

Damals hätte sicher noch niemand daran gedacht, was der Kirche noch alles bevorstehen würde, so Müller-Enßlin weiter. In den Kriegsjahren 1944 und 1945 wurde das Gotteshaus mehrfach von Fliegerbomben getroffen. Bei einem Angriff wurden das Dach und die Orgel zerstört. Der Gottesdienst konnte daraufhin nur noch in einem Nebenraum abgehalten werden. Nach Kriegsende hat die Gemeinde wie schon beim Bau der Kirche tatkräftig angepackt und die Bombenschäden beseitigt. Im April 1946 hat der Kindergarten seine Arbeit aufgenommen und am 26. Oktober 1947 wurde die Kirche wieder eingeweiht. Die ersten Gruppen und Kreise fanden ab 1949 unter dem Dach der Wolfbuschkirche statt.

Über die Jahre habe sich die Gemeinde immer wieder bemüht die Kirche in Stand zu halten – alles im Ehrenamt, erinnerte die Pfarrerin weiter. „Die Wolfbuschler wissen was sie an ihrer Kirche haben und wollen sie erhalten“. „Die Wolfbuschkirche ist kein Haus nur für den Sonntag“, schreibt Müller-Enßlin in ihrer „Hommage an die Jubilarin“ in der Festschrift. Fünf Tage in der Woche sei sie voller Leben und Kinderlachen. Unter dem Dach der Kirche finden neben den Gottesdiensten auch noch viele weitere Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen oder auch Konzerte statt. Die Wolfbuschkirche sei ein wichtiges Zentrum kirchlichen Lebens in der Gemeinde. „Wir sagen danke für alles was du warst, bist und sein wirst“, so die Pfarrerin an die Adresse der Jubilarin.

Dekan Käpplinger erinnerte in seinem Grußwort ebenfalls daran, dass die Wolfbuschler mit ihrem Wunsch nach einer eigenen Kirche keine offenen Türen bei den damaligen Machthabern eingerannt hätten. Die Nationalsozialisten hätte auch sehr genau gewusst, warum sie gegen den Bau der Kirche waren, denn Kirche sei mehr als ein Haus. Mit dem von Müller-Enßlin bereits erwähnten Spruch “Gott ist der rechte Vater…“ hätten die Wolfbuschler deutlich gemacht, dass sie Gott mehr verbunden sind als dem Herrn Hitler. Vor 75 Jahren hätten sich die Menschen sicher noch nicht träumen lassen, dass sie einmal in einem solchen Wohlstand leben würden wie heute, so Käpplinger weiter. Es würden aber auch Zahlen durch die Welt geistern, die Angst machen. Milliardenzuschüsse für Banken zum Beispiel oder auch die Kostenexplosion beim Bau von öffentlichen Gebäuden. Aufgabe der Kirche sei es Themen wie Glaube, Hoffnung und Liebe in die öffentliche Debatte einzubringen. Käpplinger ging in seinen Ausführungen auch auf die Fusion von Wolfbusch- und Oswaldgemeinde ein. Beide Gemeinden hätten früher schon einmal zusammengehört und seien nun wieder zusammengekommen, damit die Kirche erhalten werden kann. „Wir stellen uns damit der Verantwortung der Zukunft“, so Käpplinger.

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich überbrachte die Grüße der weltlichen Gemeinde. Die Wolfbuschler hätten ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, stellte die Bezirksvorsteherin fest. Dass sie so sehr auf eine eigene Kirche bestanden hätten sei nur ein Beispiel dafür. Die Wolfbuschler hätten auch schon immer gewusst was sie wollen – Heimat, gute Nachbarschaft aber auch Zeit für das was Ruhe braucht und einen Ort in sich zu gehen. Noch vor kurzem habe der Wolfbusch an der Schwelle gestanden zu überaltern. Inzwischen sei ein neues Wohngebiet dazugekommen und damit auch viele Familien mit Kindern. Sie alle seien von den Siedlern herzlich willkommen geheißen worden. Das sei schön in einer Zeit in der es immer wichtiger werde gute Nachbarschaft zu pflegen und sich gegenseitig zu helfen. Der Wolfbuschkirche wünschte die Bezirksvorseherin abschließend alles Gute für die Zukunft.

Pfarrer Häcker erinnerte in seinen Ausführungen daran, dass die Kirche ein Symbol für das Glaubensbekenntnis ist. Nicht umsonst hätten Kirchen in der Regel einen Turm der nach oben zeigt. Kirchen seien auch für Menschen die nicht regelmäßig zum Gottesdienst gehen eine wichtige Bedeutung. „Es ist schön, dass diese Kirche im Wolfbusch gebaut wurde“. so Häcker. Die besten Wünsche für die „alte Dame“ gab es auch von Pfarrerin Dorothea Kik und der Kirchengemeinderatsvorsitzenden der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Helga Grieb. Zwischen den Gemeinden gebe es gute Beziehungen die auch weiterhin gepflegt würden.

Das Schlusswort hatte wieder Pfarrerin Müller-Enßlin und die nützte die Gelegenheit die Festschrift zum Jubiläum kurz vorzustellen und allen, die an dem Werk mitgearbeitet haben zu danken. Gleichzeitig wies sie auf die weiteren Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums hin. Am 7. April um 17 Uhr findet ein Konzert mit dem Organisten Daniel Landvogt unter dem Titel „Stadt, Land … Bach“ statt, gefolgt von einer „Jazz Klezz – Collage2 am 21. April um 18 Uhr mit Hildegard Bauer (Akkordeon) und Schèron Schöpf (Blockflöte). Am 3. Mai ab 19 Uhr eröffnet die „Wunder-Bar“ mit Entertainerin Sylvia Ernst und am 8. Juni ab 19 Uhr gibt’s ein Konzert mit dem Trio Alakazam (Nadja Gantert, Gesang, Bernd Gantert, Saxophon und Daniel Sissenich, Piano) unter dem Titel „You know dhe song but not the sound“.Am 30. Juni wird dann ein große Kichenfest mit buntem Programm in den Räumen des Kindergartens, in der Kirche und im Kirchgarten gefeiert. Das Fest beginnt um 10 Uhr mit einem Familiengottesdienst.

Text: Tommasi, Fotos: Privat

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