(RED) In Stuttgart sind es bereits mehr als 1.000 “Stolpersteine“, die von der Stolpersteininitiative und Guter Demnig verlegt wurden, in Europa insgesamt wird in Kürze der 100.000 Stein verlegt. In Weilimdorf wurde in der Durlehaustraße nun der 14. Stolperstein verlegt.
Dieser 14. Stein in Weilimdorf wurde nicht von Gunter Demnig selbst verlegt, sondern von der Firma, die sonst nur die Löcher für die Stolpersteine vorbereitet. Demnig hat sich diesmal neben gesundheitlichen Gründen auch zusätzlich wegen vieler Stolperstein-Verlegetermine (in Europa) entschuldigen lassen, so Hildegard und Heinz Wienand von der Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf.
Der neue Stolperstein, der vor der Durlehaustr. 21 jetzt am 19. Oktober 2022 verlegt wurde, ist in Gedenken an Elisabeth Löffler, geb. Fuchs. Sie starb am 13. Juli 1944 in der Tötungsanstalt Hadamar in Hessen, in der zwischen 1941 und 1945 etwa 14.500 Menschen durch “Euthanasie” von den Nazis in Gaskammern umkamen. Der genaue Tod von Elisabeth Löffler ist indes bis heute unklar, auch vorsätzliches Verhungern lassen kommt bei ihr in Frage, da sie nach mehreren Schicksalschlägen zwischen 1943 und 1944 (Tod der Eltern und eines Bruders, Tod ihres Ehemann beim Heer an der Ostfront in Cherson, Ukraine) “verwahrlost, verwirrt, nicht orientiert, sehr erregt und ängstlich” am 31. Mai 1944 in die “Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch” aufgenommen wurde. Bereits am 8. Juni wurde sie aus “kriegswichtigen Gründen” nach Hadamar verlegt, dort medikamentös ruhig gestellt, es wurde nach kurzer Zeit ein “körperlich starker Rückgang festgestellt”. Am 30. Juni ist sie tot. Die Diagnose damals direkt nach dem Tod: “Schizophrenie”. Heute weiss man, dass dieser Bezeichnung ein Todesurteil war. Im November 1945 wurde, nach Rückfrage vom Bruder Kurt Fuchs aus Kornwestheim, die Todesursache als “Lungenentzündung” dargestellt. Elisabeth Löffler war keine Jüdin, sie war eine “normale” Deutsche evangelischen Glaubens. Sie wurde nur 28 Jahre alt.
Ihr Sohn Otto, geboren im April 1940, lebte nach dem Tod seiner Eltern lange Zeit noch in Weilimdorf bei seinem Großvater, dem Schlosser Gottlob Löffler, damals wohnhaft in der Korntaler Straße 36, heute ist dies die Glemsgaustraße 82. Über den Verbleib des Sohnes ist darüber hinaus nichts bekannt.
Heinz Wienand erläuterte den Besuchern am Ende auch die Frage, warum die Steine, die in den Boden eingelassen sind, nicht zum “stolpern” im wahrsten Sinne des Wortes verlegt sind: “Diese Frage kam einst bei Schülern auf. Einer von ihnen antwortete richtig: Über diese Steine stolpert man mit Kopf und Herz!” Wienand fügte dem hinzu: “Wir sind alle nicht verantwortlich dafür, was damals in Nazi-Deutschland geschah. Aber wir sind verantwortlich dafür, dass dies niemals vergessen wird.”
Übrigens: die Stolpersteine glänzen nur anfangs “golden”. Die Witterung lässt sie mit der Zeit ergrauen. Dem kann durch ehrenamtliche Unterstützung aber begegnet werden: mit einem einfach Metallreinigungsmittel, Wasser und Schwamm können sie wieder zum Glänzen gebracht werden. Vielfach übernehmen diese Aufgabe die Anwohner – aber auch sonst darf jederzeit durch jeden Bürger dieses Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus gereinigt werden.
Am 16. Juni 2023 werden die Naturfreunde Weilimdorf einen “Abendspaziergang” in Weilimdorf anbieten, bei dem etwa zehn der 14 Stolpersteine in Weilimdorf besucht werden und Informationen zu diesen erzählt werden. Hildegard und Heinz Wienand werden am Ende dieser “Stolpersteinwanderung” Fragen und Antworten der Teilnehmer beantworten. Der Termin wird rechtzeitig auch hier auf weilimdorf.de im Veranstaltungskalender angekündigt.