(TOM) Zu Beginn der neuen „Kampagne“ treffen sich die Mitglieder der Narrenzunft „Weilimdorfer Hörnleshasa“ jedes Jahr zum traditionellen „Häsabstauben“. Dieses Mal konnten beim Abstauben wieder einige neue Hästräger begrüßt werden.
Anfang Januar wird die Fasnet in unseren Breiten traditionell erweckt. Viele Zünfte begehen dies – wie die Weilimdorfer Hörnleshasen – mit dem traditionellen Häsabstauben.
Das Häsabstauben hat im Grunde einen ganz profanen Hintergrund. Früher haben die Narren ihre Kostüme und Masken während des Sommers auf dem Speicher aufbewahrt. Wenn das Häs dann zur Fasnet herausgeholt wurde, musste es erst einmal auf Mottenlöcher untersucht und gegebenenfalls repariert werden. Und natürlich musste auch die übers Jahr verstaubte Maske ordentlich abgestaubt werden.
Die Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet geht übrigens schon bis ins 14. Jahrhundert zurück. 1310 wurde die Fasnet in Rottweil erstmals erwähnt. Der Begriff Narrenzunft kommt erstmals 1710 vor. 2014 wurde die Fasnet übrigens zum nationalen immateriellen Kulturerbe ernannt.
Die Hörnleshasen-Sage
Das Häs der Hörnleshasen gehe auf die Geschichte vom Bauer Gerlach zurück, der einst in der Krummen Gasse, der heutigen Dachtlerstraße lebte, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Weilimdorfer Narren, Rolf Möller beim Häsabstauben.
Auffällig gewesen sei dessen Sonntagsanzug bestehend aus einer gelben Lederhose, einer blauen Weste und hohen Stulpenstiefeln. Als eben dieser Gerlach eines Tages sein Stückle inspizierte, sah er einen Hasen, der Männchen machte und seine Löffel spitzte. Gerlach glaubte einen Hasen mit Hörnern gesehen zu haben und erzählte das auch überall. Dadurch kamen die Weilimdorfer zu ihrem Spottnamen „Hörnleshas“ und die Narrenzunft zu ihrem Häs dem Hasenkostüm mit Karotte. Das Häs von Bauer Gerlach entspricht übrigens dem Sonntagsanzug des Originals. Soviel zur Geschichte der Hörnleshasea.
Nach dem Häsabstauben erwartet die Hörnleshasa dieses Jahr eine recht lange Kampagne (Faschingssaison), sie geht in diesem Jahr 56 Tage.
Lange Kampagne
Tatsächlich handelt es sich dieses Mal um einen der längsten Zeiträume, den die Fasnet in unseren Breiten dauern kann. Der späteste Termin für Aschermittwoch ist der 10. März.
Der Termin des Aschermittwochs ist kein fester Tag, sondern ein variabler Termin. Er errechnet sich von Ostern her und Ostern fällt auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Das Osterfest kann demnach auf einen Termin zwischen dem 22. März und 25. April (Ostergrenze) fallen. In diesem Jahr fällt der Ostersonntag auf den 20. April. Die Fastnacht endet am Dienstag nach dem siebten Sonntag vor Ostern und die Fastenzeit beginnt mit dem darauffolgenden Mittwoch – dem Aschermittwoch.
„In den acht Wochenenden der Faschingszeit, können die Narren zusammen die Geschichte der Weilemer Hörnleshasa ins Land hinaustragen. Acht Wochen auch, in denen die Hasen ihrem Bauern Gerlach nicht zu viel Kummer bereiten sollten.
Brauchtumskodex
Sehr wichtig für die Narren ist zudem die Einhaltung der Regeln. Der Landesverband der Württembergischen Karnevalsvereine (LWK) habe einen sehr strengen Brauchtumskodex erstellt, den alle Brauchtumsvereine einhalten müssen. Bei Nichteinhaltung drohen übrigens Konsequenzen bis hin zum Ausschluss.
Das Häsabstauben, zu dem in diesem Jahr Gäste von den Cannstatter Nachtwächtern, der Zigeunerinsel und des Frohen Faschingsclubs begrüßt werden konnten, übernahm wie gewohnt Häswartin Csilla Hamm.
Die nahm sich als erstes den Bauer Gerlach vor. Der schwor nach erfolgreicher Häskontrolle die Hasenschar darauf ein, auch in dieser Kampagne zusammenzuhalten und ihnen bis Aschermittwoch jeden Wunsch zu erfüllen. Danach war die komplette Hasenschar an der Reihe. Häswartin Hamm konnte dabei zusammen mit Bauer Gerlach wieder einige neue aktive Hästrägerinnen und Hästräger begrüßen. Das Häs der Neuen wurde besonders sorgfältig kontrolliert und im Anschluss gab es für alle zur Begrüßung einen Hasentrunk.
Zum Schluss der Zeremonie legten schließlich die erste Vorsitzende Daniela Schmidt und ihr Stellvertreter Rolf Möller zusammen mit der gesamte Hasenschar das Gelöbnis ab. Sie gelobten feierlich der Fasnet zu frönen, der Narrenzunft der Weilemer Hörnleshasa treu zu bleiben und ihr Häs in Ehren zu halten, „bis das Wasser der Hörnleshasaquelle oder des Hörnleshasabronna ganz Weilimdorf überfluten, oder bis dass uns am Aschermittwoch der Himmel oder die Asche auf den Kopf fällt“.
Bei der Kontrolle der Hasen gab es übrigens keine Beanstandung. Maske, Karotte und auch Bürzel wurden bei allen Anwesenden für in Ordnung befunden.
Umfangreiches Programm
Bis zum Aschermittwoch haben die aktiven Hästräger nun ein umfangreiches Programm zu absolvieren. Das Großereignis der Hörnleshasa steht mit der Hasanacht bereits am morgigen Samstag an. Dann wird es in der Lindenbachhalle wieder zahlreiche Auftritten von befreundeten Karnevalsvereinen und Guggenbands geben und bestimmt auch einem Auftritt des Männerballetts.
Rund 20 Veranstaltungen stehen in den nächsten Wochen an, darunter auch einige Umzüge und Abendveranstaltungen. Schon am kommenden Sonntag, 26. Januar sind die Hasen beim Umzug des Landesverbandes Württembergischer Karnevalsvereine in Straßberg. Der Umzug beginnt um 13 Uhr. Das nächste Mal auf Achse bei einem Umzug sind die Hörnleshasa dann am 2. Februar bei ihrem Patenverein dem Frohen Faschingsclub Gerlingen. Der Umzug startet um 13.30 Uhr. Weitere Umzüge, bei denen die Hasen dabei sind, sind am 16. Februar in Kornwestheim, am 1. März in Wäschenbeuren, am 2. März in Neuhause, am 3. März in Freiburg und am 4. März in Sulzbach.
Weitere Veranstaltungen in Nah und Fern, bei denen die Hörnleshasa mit von der Partie sein werden, ist das Brauchtumsspaß-Turnier des Frohen Faschingsclubs (FFC) Gerlingen am 31. Januar und das Narrenbaumstellen des FFC am 1. Februar. Am Abend des 1. Februar geht es dann zur Donnernacht nach Mühlhausen. Weiter geht es mit den Brauchtumsabenden der Karnevallsgesellschaft Buchfinken (8. Februar), der Renninger Schlüsselgesellschaft (14. Februar), der Wobachspatzen in Bietigheim (15. Februar), der Fasnetsparty der Hoamerdenger Narra Obacha (22. Februar), dem Scillaball in Hofen (1. März)und der Rosenmontagsparty der Gesellschaft Titzo (3. März).
Ein weiterer Höhepunkt in der Kampagne in Weilimdorf ist der Rathaussturm. Zum Sturm auf den Amtssitz von Bezirksvorsteher Julian Schahl blasen die Hasen heuer am 27. Februar 2025 ab 17.05 Uhr. Wer Lust hat, kann schon ab 15.30 Uhr auf dem Löwen-Markt vorbeischauen, denn ab dem Zeitpunkt beginnt die Bewirtschaftung und DJ Micha sorgt für Stimmung. Tags darauf, am 28. Februar legen die Hörnleshasen einen Heimattag ein, an dem sie, wie immer, an verschiedenen Veranstaltungsorten im Stadtteil auftauchen werden.
Zum Abschluss der diesjährigen Kampagne wird es schließlich am Aschermittwoch wieder das traditionelle Geldbeutelwaschen und Heringsessen geben und danach beginnt dann auch schon fast wieder die Vorbereitung auf die Kampagne 2026.