(TOM) Ende März fiel der Startschuss zur Energieoffensive Weilimdorf. Wenige Monate später trafen sich nun Aktive und Interessierte zur Abschlussveranstaltung im Bezirksrathaus. Im Rahmen dieser Abschlussveranstaltung stellen die Arbeitskreise ihre Ergebnisse vor.
„lch bin sehr gespannt auf die Ergebnisse, aus den beiden Arbeitskreisen, die sich bei der Auftaktveranstaltung gebildet haben”, erklärte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich eingangs ihrer Begrüßung. Alles was in den Weilimdorfer Zukunftsoffensiven, von denen es inzwischen schon einige gegeben hat, ausgearbeitet werde, müsse sich auch niederschlagen, so die Bezirksvorsteherin weiter. Ziel sei, dass sich auch die Politik mit den Ergebnissen auseinandersetze und Beschlüsse fasst. Mit Blick auf die Energieoffensive hielt die Bezirksvorsteherin mit Nachdruck fest, dass es wichtig sei, dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und immer wieder darüber zu reden. Die Arbeit der Arbeitsgruppen ende mit dieser Abschlussveranstaltung keineswegs sondern münde in einen runden Tisch, der sich weiterhin treffe und an dem Thema weiterarbeite.
Bei der Abschlussveranstaltung berichteten zunächst die Mitglieder des Arbeitskreises Energieerzeugung und -speicherung über ihre Arbeit. Ralf Stockheim übernahm den Part für das Thema Photovoltaik. Stockheim macht gleich zu Beginn seiner Ausführungen deutlich, dass Photovoltaik aus seiner Sicht nach wie vor trotz Stromüberangebot wirtschaftlich und wettbewerbsfähig betrieben werden kann. Das Überangebot an Strom komme aus Kohlekraftwerken, die noch in Dienst seien, so Stockheim weiter. Wichtig sei auch zu wissen, dass Photovoltaik in lokale Energiesysteme integriert werden kann. Zudem sei sie ein Energieträger mit hohem Zuspruch. Installiert werden könnten Photovoltaikanlagen nicht nur auf Dächern sondern auch an Hausfassaden, auf Freiflächen wie z.B. Parkplätzen oder auch in Form einer Lärmschutzwand. Die Technik sei in den vergangenen Jahren permanent weiter entwickelt worden.
Zu beachten sei beim Bau einer Photovoltaikanlagen, dass je nach Anlagengröße andere Bedingungen gelten. Für eine Anlage bis 10KWp (Kilowatt-Peak: Bezeichnung für die höchste zu erzielende Leistung der Anlage) wie sie zum Beispiel in einem Einfamilienhaus eingebaut werde, falle keine EEG-Umlage an. Bei größeren Anlagen würden EEG-Umlagen fällig und ab 100 KWp müsse der Strom sogar direktvermarktet werden. Die Vergütung für Strom, der ins Netz eingespeist wird liege bei Anlagen bis 10 KWp bei 12.31 Cent je Kilowattstunde (KWh). Interessant sei die Installation von Photovoltaikanlagen für Privatleute und Gewerbe, die Öffentliche Hand, Wohnbaugenossenschaften und Mieterstomprojekte und Eigentümergemeinschaften. Ziel der Energieoffensive sei es, in Weilimdorf möglichst viele Menschen für den Bau oder auch die Beteiligung an einer Photovoltaikanlage zu begeistern.
Dieter Schäfer, Geschäftsführer der Windkraftanlage Grüner Heiner, berichtete zum Thema Energieerzeugung durch Windkraft vor. Die Windkraftanlage am Grünen Heiner werde seit dem Jahr 2000 von 74 Kommanditisten betrieben. Die EEG Vergütung liege bei 9,1 Cent je Kilowattstunde. Das von 2001 bis 2009 und von 2010 bis 2016 jeweils 13 Prozent weniger Ertrag erzielt wurde wie prognostiziert sei die Kapitalrückführung noch nicht erreicht. Grundsätzlich besteht Interesse daran, die Anlage weiter zu betreiben und in Zukunft mit Bürgern aus Weilimdorf zu kooperieren. Besonders interessant sei, an der Stelle eine neue Anlage zu bauen. „Wir hoffen, dass auch für Windkraftanlagen zukünftig die Möglichkeit zum direkten Strombezug auch unter Einbeziehung von Speicherkonzepten geschaffen wird“, so Schäfer. Es könne nicht sein, dass Betreiber von Photovoltaikanlagen diese Möglichkeit haben und Betreiber von Windkraftanlagen nicht. Genauso müsse es zukünftig auch möglich sein, dass ein gewisser Anteil des durch Windkraftanlagen erzeugten Stromes wie bei kleinen Photovoltaikanlagen ohne EEG-Umlage genutzt werden kann. Eine Windkraftanlage könne schließlich nicht nur für ein Einfamilienhaus erbaut werden.
Die Möglichkeiten der Energiespeicherung stellte Felix Hahnle vor. Insbesondere bei Photovoltaikanlagen, die in Privathaushalten genutzt werden, sei die Energiespeicherung ein wichtiges Thema, denn über die Mittagszeit, wenn die Anlage den meisten Strom erzeuge, werde in Privathaushalten nur wenig Strom benötigt. Der Stromverbrauch sei morgens und abends hingegen hoch. Für ein Einfamilienhaus reiche eine Batterie mit 5 Kilowattsunden Speicherkapazität, erklärt Hahnle. Für eine Anlage in dieser Größenordnung sei inklusive Technik und Wartung etc. bei einer Laufzeit von 25 Jahren mit rund 24.700 Euro Gesamtkosten zu rechnen. Bei Gewerbebetrieben könne auf Batteriespeicher weitgehend verzichtet werden, weil dort der meiste Strom über den Tag benötigt werde. Das mache die Anlage natürlich günstiger. Eine Photovoltaikanlage könne von einem Privathaushalt nicht nur für den Betrieb von Elektrogeräten genutzt werden sondern auch für den Betrieb einer Wärmepumpe oder für Elektromobilität. Wie schon seine Vorredner betonte Hahnle, dass solche Anlagen bezuschusst werden beziehungsweise dass es dafür günstige KfW Kredite gibt.
Welche Möglichkeiten sich durch sogenannte Quartierskonzepte ergeben stellten Annekathrin Essig und Torsten Tusche vor. Bei der Umsetzung von Quartierskonzepte werde Strom und Wärme vor Ort erzeugt und auch vor Ort verbraucht, so Essig. Energielieferanten könnten Blockheizkraftwerke (BHKW), Pellets- oder Biogasanlage, Solarthermie oder Wärmepumpen sein. Auch der Bau solcher Anlagen werde von der KFW gefördert. In Stuttgart gebe es drei Beispiele für solche Quartierskonzepte – im Schoch-Areal, im Olga-Areal und im Neckarpark. Umsetzbar seien solche Konzepte in Neubaugebieten aber auch im Bestand, etwa wenn ohnehin größere Sanierungsmaßnahmen anstehen. Betreibermodelle für solche Anlagen gebe es verschiedene. Als ein Beispiel nannte Essig die Stadt Ilsfeld, die ein flächendeckendes Nahwärmekonzept auf den Weg gebracht habe. Wichtig bei solchen Anlagen sei ein Ankerprojekt, also ein Hauptverbraucher, der etwa mit dem Bau eines BHKW in Vorleistung geht. In Ilsfeld sei dieses Ankerprojekt das Rathaus und die Schule gewesen.
Vorstellbar in Weilimdorf seien solche Quartierskonzepte zum Beispiel in Giebel und Berkheim. Ankerprojekt könne hier die Gemeinschaftsschule sein. „Öffentliche Gebäude bieten sich grundsätzlich als Ankerprojekte an“, so Aber auch in Hausen oder in den Pfaffenäckern seien im Zuge von Sanierungsarbeiten solche Quartierskonzepte umsetzbar. Nicht zu vergessen das Gewerbegebiet Weilimdorf. Auch dort bestehe großes Entwicklungspotential.
Essig berichtete weiter, dass für die nächste Bezirksbeiratssitzung bereits zwei interfraktionelle Anträge formuliert wurden. Im einen Antrag fordern die Fraktionen von Bündnis90/Grüne, SÖS/Linke /Plus, SPD und CDU Öffentliche Bauvorhaben als Ankerprojekte für Quartierskonzepte zu nutzen. Im zweiten fordern die genannten Fraktionen eine Untersuchung für ein Energiekonzept und eine Energieleitplanung für Weilimdorf.
„Die nicht verbrauchte Kilowattstunde ist die umweltfreundlichste Kilowattstunde”. Diesen Satz stellte Gerhard Pfeiffer, der die Ergebnisse des Arbeitskreis Energieeinsparung und -vermeidung vorstellte seinen Ausführungen voran. Dies verbunden mit dem Hinweis, dass jeder Art der Energieerzeugung einen ökologischen Rucksack hat. Als Beispiel nannte er an der Stelle Solarmodule, die einen Rahmen aus Alu haben. In seinen weiteren Ausführungen hielt Pfeiffer fest, dass die Warmwasserbereitung etwa zum Duschen der zweitgrößte Energieverbraucher im Haushalt ist. Hier bestehe großes Einsparpotential. Zum Beispiel durch Verringerung der Duschzeit (derzeit im Schnitt 11 Minuten) oder die Durchflussmenge (derzeit 16 Liter pro Minute). Wasser könne durch Sparduschköpfe gespart werden. Energie dadurch dass das Wasser nicht mit Strom, sondern mittels Gas, Öl oder Solarenergie erhitzt werden. Darüber hinaus gebe es Sparsame Konzepte, die etwa die Wärme des Duschwassers nutzen oder das noch warme Duschwasser säubern, aufbereiten und wiederverwenden. Das Einsparpotential liege pro Person jährlich bei rund 33.000 Liter Wasser und 1000 KWh Energie.
Viel Energie werde auch beim Wäschewaschen und -trocknen verbraucht. Hier müsse man wissen, dass etwa drei Viertel des benötigten Stroms für die Wassererwärmung verbraucht werden. Eine Absenkung der Waschtemperatur spare bis zu 80 Prozent Energie. Dies sei heute möglich weil eine Kochwäsche dankt modernern Waschmittel nicht mehr nötig sei. Auch Vorwasch- und Schongänge seien nicht nötig um Kleidung sauber zu bekommen. Beim Thema trocknen der Wäsche zeigte Pfeiffer auf, dass der Energieverbrauch je nach Trocknerart stark variiert. Der stromsparendste Trockner sei allemal die Wäscheleine. In dem Zusammenhang wies Pfeiffer auch darauf hin, dass das Amt für Umweltschutz regelmäßig eine Broschüre herausgibt, in der besonders sparsamme Haushaltsgeräte genannt werden. Wenn der Neukauf eines Gerätes anstehe lohne ein Blick in diese Broschüre auf jeden Fall.
Größter Energieverbraucher im Haushalt sei die Heizung. Sie mache rund 77 Prozent des gesamten Verbrauchs aus. Hier könne durch Dämmung viel erreicht werden. Schon durch den Austausch alter Heizungspumpen könne viel Strom gespart werden.
Abschließend wies Pfeiffer darauf hin, dass in Weilimdorf derzeit eine kostenlose Energieberatung angeboten wird. Die Beratung erfolge durch das Energieberatungszentrum Stuttgart und sei anbieter- und produktneutral. Wer das kostenlose Beratungsangebot in Anspruch nehmen möchte muss sich beim Energieberatungszentrum unter der Rufnummer 61565550 oder online über www.ebz-stuttgart.de/kontakt anmelden. Die Beratungstermine in Weilimdorf sind Donnerstag 27. Juli, Donnerstag 31. August und Donnerstag 28. September von 14 bis 18 Uhr.
Den letzten Part bei der Präsentation übernahm Pietro Triscari Sprimuto. Er stellte die Webseite der Energieoffensive vor, die noch an dem Abend der Abschlussveranstaltung online geschaltet wurde. Auf der Webseite finden Interessierte aktuelle Termine für Vorträge etc. Ferner gibt es Informationen zum Energiesparen, und Beispiele von bereits laufenden Anlagen in Weilimdorf. Viele weitere Inhalte sollen hier nach und nach hinzukommen. Etwa Broschüren mit Tipps Informationen für Hausbesitzer und vieles mehr. „Auf der Webseite werden wir natürlich auch immer alle Inhalte, die in den Arbeitsgruppen in Zukunft erarbeitet werden zur Verfügung stellen”, so Tiscari. Die Präsentationen der Abschlussveranstaltungen sind selbstverständlich auch online verfügbar. Angeboten wird ferner ein Newsletter. Die Anmeldung ist ganz einfach durch Angabe einer E-Mail-Adresse möglich. Einfach mal auf der Webseite www.energieoffensive-weilimdorf.de vorbeischauen.
Bezirksvorsteherin Ulrike Zich bedankte sich abschließend bei allen die sich in den Arbeitskreisen engagiert haben. “Ich hoffe, dass die Homepage gut angenommen wird und auf der Seite auch viel passiert”, so Ulrike Zich. Eine Internetsite sei immer nur so gut wir die Betreiber also die, die den Input liefern. Sie hoffe dass es auch in Zukunft viele Aktive gibt, die für interessante und wissenswerte Inhalte sorgen.
Text/Fotos: Tommasi