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Argentinischer Tango mit schwäbischer Seele

Sie hatten sich viel vorgenommen – und haben überzeugt. Bei seinem Sommerkonzert in der Salvatorkirche im Giebel führte der Solitude-Chor aus Weilimdorf die anspruchsvollen Werke „Mass“ von Steve Dobrogosz und „Misa Tango“ von Martin Palmeri auf. Sowohl Chor als auch Solisten und Streichensemble begeisterten ihr Publikum.

Den minutenlangen Applaus in der fast vollbesetzten Salvator-Kirche hatten sich die Künstler redlich verdient. Der Solitude-Chor hatte sich einmal mehr für einen schwierigen Weg entschieden, als er Martin Palmeris „Misa Tango“ und Steve Dobrogoszs „Mass“ für seine Sommerkonzerte auswählte. Beide Werke haben ihre Tücken – Dobrogosz bedient sich immer wieder beim Jazz und führt die Musiker, die seine Werke interpretieren, an vielen Stellen in ungewohnte Tonfolgen und Harmonien. Palmeri hingegen stellt hohe Anforderungen an das Rhythmusgefühl. Das Leitthema seines Werkes „Misa Tango“ ist der südamerikanische Tango. Palmeri legt ein rhythmusbetontes Fundament unter das Thema „Messe“, ohne die sakralen Elemente der Messe in den Hintergrund zu drängen.

In diesem Spannungsfeld Messe – Tango – Jazz agierte der Chor unter Leitung von Klaus Breuninger sehr sicher. Er ließ sich weder von Dobrogoszs Jazzzitaten noch von Palmeris Rhythmuswechseln aus dem Gleichgewicht bringen. Präzise in der Ausführung und überzeugend in der Interpretation setzte der Chor die musikalische Linie der Werke um. Ein Höhepunkt war das abschließende Agnus Dei in Palmeris Messe-Umsetzung, in dem der Komponist die vorherigen Elemente der Messe zusammenführt. Chor und Ensemble gelang es, ein faszinierendes Klangbild zu entwerfen: leicht, schwebend und dennoch mitreißend.

Begleitet wurde der Solitude-Chor von Künstlern, die alle zu großen Könnern ihres Fachs zählen. Das Kammerorchester „Aufstrich“ unter der Leitung von Christiane Holzenbecher agierte mit großer Souveränität. Wie der Solitude-Chor besteht auch „Aufstrich“ aus engagierten Laienmusikern. Das Orchester überzeugte in allen Phasen des Konzertabends. Christiane Holzenbecher, studierte Geigerin und Trompeterin, demonstrierte ihr großes Können zudem in Soloparts. Dem studierten Pianisten Stephan Fink kam die Werkauswahl sehr entgegen. Fink, ausgebildet sowohl in klassischem Piano als auch als Jazzpianist, konnte die ganze Bandbreite seines musikalischen Könnens unter Beweis stellen. Er begeisterte als Solist, Begleiter und Könner des Jazzfachs. Der Vokalsolistin Seda Amir-Karayan hätte man mehr Passagen im Forte gewünscht. Sie beherrschte die leisen Passagen stets sicher, doch die Fülle und Kraft ihrer Stimme glänzte insbesondere dann, wenn Martin Palmeri in seiner „Misa Tango“ Dynamik einforderte. Herausragend war die Vorstellung von Karin Eckstein am Bandoneon. Sie gab eine eindrucksvolle Präsentation davon, was diesem Instrument an Tönen und Virtuosität entlockt werden kann, wenn es zwischen den richtigen Händen liegt.

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