Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf feiert 100jähriges Jubiläum

(tom) Die Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf hat vergangene Woche ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Vor der Feier wurde in der Mitgliederversammlung der Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vorgestellt.

Die Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft (BG) Feuerbach-Weilimdorf hatte in diesem Jahr einen besonders festlichen Rahmen. Kein Wunder fand die Versammlung doch direkt vor der Feier anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der BG statt. Zur Mitgliederversammlung konnte die Aufsichtsratsvorsitzende, Weilimdorfs Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, zahlreiche Gäste begrüßen, unter ihnen auch der langjährige Geschäftsführer Klaus-Dieter Kadner. „Ich freue mich, dass wir das Jubiläum heute gemeinsam feiern können.”
Bevor es am Abend so richtig ans Feiern ging, stand allerdings noch die Mitgliederversammlung auf der Tagesordnung, die nach der Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit mit dem Bericht von Geschäftsführer Christian Reinhard startete. Eingangs seines Berichts hielt Reinhard fest, dass die Geschichte der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf mit der Gründung der „Heimstättenkolonie Feuerbach“ am 15. April 1922 begann. Die Heimstättenkolonie wurde vor dem Hintergrund der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen. In Weilimdorf hat der Gedanke des sozialen Wohnungsbaus etwas später Einzug gehalten. Am 9. Januar 1936 wurde die „Gemeinnützige Baugenossenschaft Weil im Dorf“ gegründet. 1941 wurden die beiden Genossenschaften auf Anordnung der NSDAP dann zur „Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf“ verschmolzen.

40 Prozent Sozialwohnungen
„Heute wie damals ist es Ziel unserer Genossenschaft, unseren Mietern und Mitgliedern guten, sicheren und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, so Reinhard. Insgesamt habe die BG seit ihrem Bestehen 442 Häuser beziehungsweise 1.709 Wohneinheiten gebaut. Das städtebauliche Bild von Feuerbach und Weilimdorf habe man dadurch an vielen Stellen mitgeprägt. „Mit gegenwärtig 878 Wohnungen und 1.074 Mitgliedern bietet die Baugenossenschaft einen großen Bevölkerungsteil im Stuttgarter Norden eine Heimat.“ Sieben Mitarbeiter in der Verwaltung, zwei Hausmeister in Vollzeit und zwei Hausmeister auf Minijobbasis kümmern sich um die Belanger der Mieter.

Die Besonderheit der BG Feuerbach-Weilimdorf sei, dass 40 Prozent ihres Wohnungsbestandes geförderte Sozialmietwohnungen seien. Eine ähnliche Quote weise nur die SWSG als kommunales Wohnungsunternehmen der Stadt Stuttgart auf.

In seiner Rede ging der Geschäftsführer unter anderem auch auf das Ziel ein, in Stuttgart pro Jahr 1.800 Neubauwohnungen – davon 600 im geförderten Wohnungsbau – zu erstellen. Das Ziel sei in den letzen Jahren deutlich verfehlt worden. Und die Entwicklungen der letzten Monate, mit Lieferproblemen, der Corona-Krise und weiter steigenden Baupreisen lasse für die Zukunft nichts G‚utes erahnen. In Stuttgart treffe weiterhin eine hohe Nachfrage auf ein zu knappes Angebot.

Nicht zuletzt aufgrund des knappen Wohnungsangebots beträgt die ortsübliche Vergleichsmiete laut Stuttgarter Mietspiegels über alle Baualtersklassen hinweg mittlerweile 10,34 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Die Angebotsmieten, das heißt die Mieten in Wohnungsanzeigen bei Erst- und Weitervermietung, liegen laut statistischem Amt bei durchschnittlich 14,70 Euro und bei Erstvermietungen im Neubau werden durchschnittlich 18,30 Euro aufgerufen. Stuttgart ist damit nach München und Frankfurt am Main die Stadt mit den drittteuersten Mieten in Deutschland. „Die rechnerische Durchschnittsmiete der Baugenossenschaft beträgt 7,33 Euro“, so Reinhard. Damit liegen wir rund 30 Prozent unter den Durchschnittsmieten des Stuttgarter Mietspiegels und sogar rund 50 Prozent unterhalb der derzeit in Stuttgart angebotenen Wohnungen.

Um den in den letzen Jahren extrem steigenden Mieten entgegenzuwirken habe die BG nach Möglichkeiten gesucht, preiswerten Wohnraum zu schaffen. Im Lurchweg in Giebel beispielsweise sind unter der Prämisse auf einem ehemaligen Garagenhof 17 Wohnungen mit 24 Tiefgaragenplätzen entstanden,, die Ende 2020 bezogen werden konnten.

Aktuelle Bauvorhaben
Während der Pandemie in den letzten beiden Jahren hat die BG drei weitere Bauvorhaben angestoßen. In Stammheim im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert entstehen auf einem Bauplatz zusammen mit der VDK-Baugenossenschaft zwei Wohngebäude mit 28 öffentlich geförderten Wohnungen sowie zwei Gemeinschaftsräumen und auf einem weiteren Bauplatz sieben weitere Mietwohnungen. Ein weiteres Neubauprojekt befindet sich in der Wormser Straße 24 in Weilimdorf. Dort entstehen sechs frei finanzierte Wohnungen. Das Investitionsvolumen in der Wormser Straße beträgt rund drei Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Anfang 2023 geplant. Bei den zwei Dritteln des Bauvolumens, die bereits vergeben seien, liege man innerhalb der kalkulierten Werte, erläutert Reinhard. Bei dem übrigen Drittel treffe die BG, wie bei den anderen Bauvorhaben die aktuelle Baupreissteigerung. Für Baustahl etwa müsse man rund 67 Prozent mehr bezahlen, für die Dämmung 31 Prozent und für den Beton 15 Prozent. Der Mietpreis für die Wohnungen in Stammheim und Weilimdorf werde je nach Größe und Lage bei rund 14,50 Euro liegen, so Reinhard. „Gerne hätten wir die Wohnungen günstiger angeboten, doch an der Marktentwicklung kommen auch wir nicht vorbei.“

Der Geschäftsführer berichtete weiter, dass die BG im vergangenen Jahr auch wieder umfangreich in die Instandhaltung und Modernisierung des Wohnungsbestandes investiert hat. Insgesamt wurden für Sanierungsarbeiten rund 1,8 Millionen Euro ausgegeben. Unter anderem wurden die Gebäude in der Giebelstraße 12. bis 14 umfassend saniert.

Bezüglich der Nebenkosten und hier insbesondere bezüglich der Heizkosten erklärte Reinhard, dass 78 Prozent der Gebäude der BG zentral und 22 Prozent dezentral beheizt würden. Hauptenergieträger sei mit 87,6 Prozent Gas, die anderen Wohnungen würden mit Nachtspeicherheizungen oder Wärmepumpen beheizt. Da die BG für die Gaslieferung einen bis 2023 gültigen Vertrag ausgehandelt hat, bleiben der Gaspreis vorerst stabil „sofern es zu keinen Verwerfungen am Gasmarkt in Form eines Embargos oder eines Abdrehens des Gashahns kommt“.

48,8 Prozent Eigenkapitalquote
Zur Wirtschafts- und Finanzlage erklärte Reinhard, dass die Bilanzsumme zum Stichtag 30,9 Millionen Euro betragen habe. Die Eigenkapitalquote betrage 48,8 Prozent und liege damit etwas über dem Schnitt vergleichbarer Wohnungsgenossenschaften. Hinsichtlich des Jahresüberschusses schlage Vorstand und Aufsichtsrat vor, eine Dividende von vier Prozent auszuschütten.

Abschließend dankte Reinhard der gesamten Belegschaft, dem Aufsichtsrat, aber auch den Handwerkern und Geschäftspartnern für die gute Zusammenarbeit und den Mitgliedern für ihre Treue zur BG.

Die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Ulrike Zich, dankte Reinhard und auch Andreas Würstel, der anschließend den Bericht über die gesetzliche Prüfung für das Jahr 2020 vorgestellt hatte, für die Berichte. Die Feststellung des Jahresabschlusses für das Jahr 2021, die Verwendung des Bilanzgewinns und die Entlastung des Vorstandes sowie des Aufsichtsrates erfolgten anschließend einstimmig.

Nach dem anschließenden Sektempfang ging die Mitgliederversammlung dann mehr oder weniger nahtlos in die Feier zum 100-jährigen Bestehen der BG Feuerbach-Weilimdorf über, zu der Ulrike Zich auch den Stuttgarter Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann und die Direktorin des Verbandes baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Prof. Dr. Iris Beuerle begrüßen konnte.
Beuerle erinnerte in ihrem Grußwort an die Geschichte der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf. Nach dem Ersten Weltkrieg habe der starke Wohnungsmangel und die staatliche Förderung durch zinsverbilligte oder gar zinslose Darlehen zu einer großen Gründungswelle von Wohnungsgenossenschaften geführt. Wilhelm Kramer habe im Herbst 1921 mit einer Zeitungsanzeige Interessenten für den genossenschaftlichen Wohnungsbau gesucht. Die Gründungsversammlung fand, wie Reinhard bereits in der Mitgliederversammlung berichtet hatte, dann am 15. April 1922 im Gasthaus Anker statt.

Die erste Wohnungsgenossenschaft in Deutschland sei 1862 gegründet worden, so Beuerle weiter. 1927 habe es bereits rund 2.500 Genossenschaften gegeben. 1930 waren es dann schon 4.930. Durch den Nationalsozialismus seien viele Genossenschaften wieder aufgelöst worden. Dementsprechend sank die Zahl der Wohnungsgenossenschaften bis 1939 auf rund 2.800. „Rückblickend hat Ihre Genossenschaft einen Weltkrieg, Wirtschaftskrisen, eine Verschmelzung, die Aufhebung der Wohnungs-Gemeinnützigkeit, die Jahrtausendwende und vieles mehr überstanden. Und sie ist aus allen Schwierigkeiten gestärkt hervorgegangen, mit einem zunehmenden Wohnungsbestand und wachsenden Mitgliederzahlen. Die Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf versteht sich heute als modernes Dienstleistungsunternehmen mit einem guten Wohnungsbestand in den Stuttgarter Stadtbezirken Feuerbach, Weilimdorf und Stammheim“, so Beuerle. Und weiter: „Damals wie heute gilt das Zitat von Raiffeisen: Was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele. Raiffeisen hat auch die Genossenschaftsprinzipien festgeschrieben, die heute noch gelten. Die Vorteile der Genossenschaften sind aktueller denn je“, hielt die Verbandsdirektorin fest. Die Baugenossenschaften würden auch die aktuelle Krise meistern, ist Beuerle sicher. Es sei toll, dass man heute gemeinsam stolz auf 100 Jahre BG Feuerbach-Weilimdorf zurückblicken könne. Und man werde auch die nächsten 100 Jahre meistern.

Im Anschluss an die Reden und das festliche Menü folgte das Festprogramm mit dem Comedian und Parodisten Jörg Hammerschmidt und dem Showprogramm Notanlos von Andreas Speckmann und Bastian Pusch. (tom)

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