(GP) Vor wenigen Tagen endet die Frist für Stellungnahmen zum Planfeststellungsverfahren Neubau einer 4,8 Kilometer Stadtbahnstrecke von Stuttgart-Weilimdorf über Stuttgart-Hausen zum Gewerbegebiet Ditzingen-Süd. Bei dem Verfahren mit erfasst ist auch der Bau eines Stadtbahnbetriebshofes nördlich von Hausen. Der BUND hat dazu eine Stellungnahme abgeben.
Bei dem Bauvorhaben gibt es auf über 15 Hektar enorme Eingriffe in das Schutzgut Boden und in Freiflächen. Insbesondere hochwertige landwirtschaftliche Flächen, aber auch etliche Biotope werden in Anspruch genommen.
In der Abwägung kommt der BUND zum Schluss dem Projekt grundsätzlich zu zustimmen, da für eine dringend notwendige Verkehrswende im Sinne des Klimaschutzes ein Ausbau des Stadtbahnnetzes zielgerecht ist. Die damit verbundene Vergrößerung des Stadtbahnfuhrparks bedingt den Bau eines neuen Stadtbahndepots. „Irgendwo müssen die gelben Stadtbahnwagen abgestellt und gewartet werden – die kann man nicht wie Autos in Parkhäuser stapeln“, merkt Gerhard Pfeifer, BUND Regionalgeschäftsführer an.
Um die erheblichen Eingriffe in Natur und Landschaft zu minimieren und auszugleichen fordert der BUND abweichend von den Planungsunterlagen eine Reihe von Änderungen und Verbesserungen.
Der BUND schlägt vor im Umfeld der neuen Stadtbahnstrecke das Geschwindigkeitsniveau auf den Straßen zu senken, z.B. Tempo 50 auf der B 295 und Tempo 30 in der Pforzheimer Straße, Solitudestraße, Glemsgaustraße und Flachter Straße. Nur damit wird die neue Stadtbahn attraktiv und konkurrenzfähig gegenüber dem Autoverkehr. Pfeifer erläutert: „Die Erfahrung zeigt, dass erst dann ein Umsteigeeffekt erfolgt, wenn gleichzeitig Autoverkehr verlangsamt und der ÖPNV beschleunigt wird – nur den ÖPNV zu fördern ist für eine Verkehrswende erfolglos“.
Speziell um die Eingriffe in die Grünflächen – insbesondere zahlreiche Heckengehölze – auszugleichen, schlägt der BUND die Gleisbegrünung sämtlicher bestehender Stadtbahnstrecken auf Weilimdorfer Gemarkung vor – insbesondere im Bereich Wolfbusch, Bergheim, Giebel und im Bereich Haltestelle Landauer Straße. Sehr bedeutsam und von großer öffentlicher Wirkung wäre eine sofortige Gleisbegrünung der offenen Haltestelle Löwenmarkt. Damit bekäme man endlich mehr Grün in diese zentrale, vom Wärmestress geplagte Lage. Dies wäre neben einer dringend notwendigen Verkehrsberuhigung ein wichtiger Baustein zur Attraktivitätssteigerung dieses zunehmend unter Druck kommenden Stadteilzentrums.
Pfeifer abschließend: „Das geplante Großprojekt Stadtbahnneubau und -depot ist eine gewaltige Belastung für die Landwirte, Einwohner, Naherholungsuchende und die Natur von und um Weilimdorf/Ditzingen. Deshalb sollten die Ausgleichsmaßnahmen im nahen Umfeld umgesetzt werden und nicht wie zum Teil geplant in weit entfernten Gebieten. Nur so kann die noch überwiegend positive Zustimmung in der Öffentlichkeit zu dem Projekt gehalten werden.“
Bild: Fotomontage einer begrünten Stadtbahnhaltestelle Löwenmarkt, Bildgenerierung BUND Stuttgart