(RED) Mehr als 400 Bürgerinnen und Bürger kamen am Montagabend, 21. Juli 2025, zur Einwohnerversammlung in die Lindenbachhalle, um mit der Stadtverwaltung über aktuelle Entwicklungen und künftige Projekte im Stadtbezirk Weilimdorf zu diskutieren.
Moderiert von Bezirksvorsteher Julian Schahl bot die Veranstaltung Raum für Information, Austausch und Kritik – und machte deutlich: Die Weilimdorferinnen und Weilimdorfer wünschen sich konkrete Lösungen in Sachen Verkehr, Sport, Digitalisierung (Glasfaseranschluss), Infos zur geplanten Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) und Sicherheit.
Zum Auftakt präsentierte Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper aktuelle Zahlen und Vorhaben für Stuttgart insgesamt, bevor er gemeinsam mit Bürgermeisterin Dr. Alexandra Sußmann (Referat für Soziales, Gesundheit und Integration), Bürgermeister Thomas Fuhrmann (Referat Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen), Baubürgermeister Peter Pätzold, dem ersten Bürgermeister Dr. Fabian Mayer, Bürgermeister Dirk Thürnau (Technisches Referat), Bürgermeisterin Isabel Fezer (Soziales, Integration, Gesundheit und Pflege) und Bürgermeister Dr. Clemens Maier (Referat Sicherheit, Ordnung und Sport) auf spezifische Anliegen des Stadtbezirks einging. „Weilimdorf ist ein wachsender, vielfältiger Stadtbezirk – und braucht eine klare Perspektive für die kommenden Jahre“, so Nopper.
Frust über schleppenden Glasfaserausbau
Der stockende Glasfaserausbau in Weilimdorf war eines der ersten Themen. Mehrere Bürger beklagten im Stadtbezirk bereits im Vorfeld der Einwohnerversammlung, dass zugesagte Ausbauprojekte sich verzögern oder bisher gar nicht begonnen haben. Insbesondere in den Ortsteilen Hausen und Bergheim sei der Internetanschluss vieler Haushalte weiterhin unzureichend. Die Stadtverwaltung verwies auf die Zuständigkeit privater Anbieter, versprach jedoch, den Dialog mit den Telekommunikationsunternehmen zu intensivieren und den Druck zu erhöhen. „Eine moderne digitale Infrastruktur ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für Bildung, Arbeit und Teilhabe“, betonte Oberbürgermeister Nopper. Auch wurde darauf verwiesen, dass noch im Sommer 2025 der Ausbau des Glasfasernetzes im Herzen von Weilimdorf starten werde, bis 2030 soll der überwiegende Teil des Stadtbezirks ebenfalls angeschlossen werden (weilimdorf.de berichtete).
Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) mehrfacher Fragepunkt
Ein besonders kontrovers und vor allem wiederholt diskutiertes Thema war die geplante Einrichtung einer Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Geflüchtete im Stadtbezirk bzw. im Gewerbegebiet am Mittleren Pfad. Die Pläne des Landes, im Gewerbegebiet Weilimdorf eine LEA mit bis zu 2.000 Plätzen zu errichten, sorgten für zahlreiche Nachfragen unter den Anwesenden. Viele Fragen hierzu beantwortete hierzu Markus Rothfuß, Abteilungspräsident vom Regierungspräsidium Karlsruhe, der von der Stadtverwaltung eingeladen war, zu diesem Themenkomplex Auskunft zu geben. Er konnte allerdings keine richtig zufrieden stellende Auskunft geben: „Wir sind immer noch an der Planung“. Rothfuß stellte klar, dass sicherlich zu keinem Zeitpunkt 2.000 Geflüchtete an dieser Einrichtung sein werden: „Das geht von den kulturellen Unterschieden der Menschen her gar nicht, auch wenn Familien kommen. Wir rechnen hier mit einer maximalen Belegung von bestenfalls 80 Prozent“. Auch sei klar, dass die Einrichtung in der Holderäckerstraße im Zuge einer LEA geschlossen werde dürfte.
Mehrere Bürgerinnen und Bürger äußerten Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl, die Infrastruktur sowie mögliche Konflikte im Stadtbezirk. Ein Anwohner sagte: „Wir befürchten eine Überforderung der Einrichtungen vor Ort und einen sozialen Brennpunkt, wenn hier keine begleitenden Maßnahmen ergriffen werden.“
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper betonte in seiner Antwort, dass es sich um eine landespolitische Entscheidung handle, Stuttgart jedoch als Landeshauptstadt seiner humanitären Verantwortung nachkomme. „Niemand wird mit der Situation alleingelassen“, versprach Nopper. Wichtig sei nun, frühzeitig in den Dialog mit der Bürgerschaft zu treten, um Sorgen ernst zu nehmen und gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg tragfähige Lösungen zu entwickeln. Geplant seien unter anderem Informationsveranstaltungen wie auch eine enge Einbindung der sozialen Träger. „Weilimdorf steht für Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt – aber auch für klare Kommunikation und Mitsprache“, so Bezirksvorsteher Julian Schahl.
Die Diskussion machte deutlich, dass das Thema LEA den Stadtbezirk in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen wird – nicht nur politisch, sondern vor allem gesellschaftlich. Die Stadtverwaltung kündigte an, hierzu zeitnah gesonderte Bürgerdialoge anzubieten.
Bergheimer Steige sei „kein“ Unfallschwerpunkt
Für Lachen sorgte die Aussage von Bürgermeister Dr. Clemens Maier, dass die Bergheimer Steige ihm nicht als Unfallschwerpunkt bekannt sei und seit 2022 nichts passiert sei. Hier lagen der Stadtverwaltung wohl falsche Zahlen vor, wie ein einfacher Blick in die Polizeistatistik bzw. auf weilimdorf.de es nachweist. Zwar sicherten Nopper wie Maier zu, die Steige weiterhin mit Kontrollen im Auge zu behalten, gaben aber keine Zusage, die Beschilderung zu ändern, was für Unmut in der Lindenbachhalle sorgte.
Danke und Bitte zu Gemeinwesenfläche
Gedankt wurde der Stadtverwaltung aus dem Publikum, dass das „historische Ensemble“ saniert wurde und dem Gemeinwesen zur Verfügung steht. Allerdings wird seit mehr als 15 Jahren nach einer Halle bzw. Raum für Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen gesucht – so die aus dem Dank folgende Bitte. Im Zuge der Diskussion wurde der Fokus auf die Entwicklung des WALZ-Areals gelegt – mit Hinblick auf mehr Sport-Flächen und eine große Mehrzweckhalle, zumal Weilimdorf mit seinen erfolgreichen Sportlern bei den Ringern und im Futsal in Stuttgart mit der sportlich erfolgreichste Stadtbezirk ist.
Baubürgermeister Peter Pätzold sicherte zu, dass die Planungen für das Gelände weiterhin in engem Austausch mit der Bürgerschaft erfolgen werden. Da die Stadt allerdings noch nicht alle Grundstücke des Areals erwerben konnte, sind alle Planungen bis zu diesem Zeitpunkt nicht abschließend behandelbar. Am Ende ist die Entwicklung des WALZ-Areals von den drei Faktoren „Fläche plus Geld plus Planung“ abhängig, weshalb weiterhin kein Zeithorizont angegeben werden könne.
Sicherheit und Sauberheit
Eine Wortmeldung betraf das subjektive Sicherheitsgefühl, insbesondere im Umfeld von öffentlichen Plätzen wie Spielplätzen und in den Abendstunden. Es wurde über Vandalismus, Vermüllung und mangelnde Präsenz von Ordnungskräften berichtet. Oberbürgermeister Nopper, Ordnungs-Bürgermeister Maier sowie Bezirksvorsteher Schahl forderten die Anwohner auf, umgehend in solchen Fällen die Polizei zu rufen. Diese Info war allerdings nicht zufriedenstellend: „Bis die Streifen da sind, sind die Jugendlichen wie jungen Erwachsenen bereits wieder weg!“. Der Einsatz von mehr Beleuchtung an neuralgischen Punkten wird zudem von der Stadtverwaltung geprüft.
Beteiligung und Transparenz
Mehr Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten, schnellere Abwicklung von Bauprojekten wie deren Planungen und Genehmigungen, digitale Mitmachplattformen und eine transparentere Kommunikation – auch das forderten die Teilnehmenden. Oberbürgermeister Nopper zeigte sich offen: „Wir wollen die Stadt mit den Menschen gemeinsam gestalten. Dafür braucht es Begegnungen wie heute.“
Weitere Kleinthemen waren an diesem Abend die „kommunale Wärmeplanung“, der mögliche Entzug der Betriebserlaubnis des „Waldkindergarten“ im Lindenbachtal, die Erweiterung des Solitude-Gymnasium um eine neue Mensa, der Start der Bauarbeiten der U-Bahn nach Hausen sowie der neue SSB-Betriebsbahnhof, Wandlung von Büroflächen in Wohnraum, der geplante Umbau der Pforzheimer Straße (nicht vor 2030), das Parken von KFZ auf Gehwegen und in Kurven, der Durchgang an der Wolfbuschschule, behindertengerechte Ampeln und die Wartezeit im Bezirksamt bei Behördengängen, die vor allem in Weilimdorf teils mehr als vier Stunden Aufwand erforderten. Beim letzteren Thema stellte der erste Bürgermeister, Dr. Dr. Fabian Mayer, eine Verbesserung bis Ende 2025 in Aussicht: „Wir installieren derzeit ein neues System für Online-Termine. Das soll es dann auch für Weilimdorf geben“. Ob allerdings Termine dann schneller gehen, ist fraglich: In der Stadtverwaltung sind derzeit 30 Prozent aller Stellen unbesetzt. „Wenn Sie mir hier und jetzt qualifizierte Personen nennen, stellen wir sie noch heute Abend bei der Stadt an!“, so Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper – und hatte einmal mehr die Lacher auf seiner Seite.
Nach gut zweieinhalb Stunden endete die Versammlung mit einem Dank an die engagierte Bürgerschaft. Viele Gespräche setzten sich im Foyer fort – mit dem gemeinsamen Wunsch nach einem lebenswerten Weilimdorf.
Vereine und Gewerbe präsentierten sich
Vor Beginn der Einwohnerversammlung hatten die Weilimdorfer Bürger und Bürgerinnen im Eingangsbereich und im Foyer ausgiebig Zeit, sich über die Angebote verschiedener Vereine (Sport, Kultur, Gewerbe wie Gemeinwesen) zu informieren. Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper nahm sich vor Beginn der Einwohnerversammlung eine gute halbe Stunde Zeit, sich mit allen VertreterInnen kurz zu unterhalten um ihre Angebote vorgestellt zu bekommen (siehe nachfolgende Bildergalerie, Bilder können per Klick vergrößert werden. Fotos © Redaktion weilimdorf.de).


