Feldfrucht steht insgesamt recht gut da

(tom) Wie schon im letzten Jahr fand die traditionelle Felder-Rundfahrt der Weilimdorfer Landwirte auch dieses Jahr im ganz kleinen Kreis statt. „In und um Weilimdorf” wurde vom landwirtschaftlichen Obmann Konrad Ritz erneut zu einer „exklusiven“ Rundfahrt im Unimog eingeladen.

Die traditionelle Felder-Rundfahrt, an der in den vergangenen Jahren immer viele interessierte Weilimdorferinnen und Weilimdorfer teilgenommen haben, musste auch 2022 ausfallen. „Eine so große Rundfahrt durchzuführen, schaffe ich einfach nicht mehr“, gibt der landwirtschaftliche Obmann von Weilimdorf, Konrad Ritz, unumwunden zu. Um die Interessierten trotzdem über die Situation auf den Feldern rund um Weilimdorf zu informieren, hat er „In und um Weilimdorf” wieder zu einer kleinen Rundfahrt eingeladen.

Mit Blick auf das vergangene Jahr hielt Ritz gleich zu Beginn fest, dass die Ernte 2021 wie schon im Jahr davor normal gewesen sei. Ertragssteigerungen habe man im Grunde schon seit den 1980er Jahren nicht mehr, weil das Wasser fehle und die Hitze zunimmt. Bei Hitze reife beispielsweise der Weizen zu schnell und das koste Ertrag, erklärt Ritz. Auch in diesem Jahr ist der Weizen sozusagen seiner Zeit voraus. Teilweise waren die Stängel der Ähren schon Ende Juni nicht mehr grün. Der Regen, der Ende Juni kam, habe deshalb nichts mehr geholfen. Beim Ertrag rechnet er hier mit einem durchschnittlichen Ergebnis.

Mais steht bisher gut da

Der Mais stehe in diesem Jahr gut da, erklärt Ritz. Mais komme mit den höheren Temperaturen ganz gut zurecht. Ernteprognosen will der landwirtschaftliche Obmann für den Mais, aber noch keine abgeben. Die Hitze könne auch da noch zum Problem werden. „Das Defizit beim Regen hängt uns weiterhin nach.“

Sonnenblumen gesät

Auf drei Feldern hat Ritz in diesem Jahr erstmals Sonnenblumen gesät. Die Pflanzen haben sich gut entwickelt. Bei der Rundfahrt waren teilweise schon die gelben Blütenblätter zu sehen. Mit Blick auf die aktuelle Situation, in der Pflanzenöl immer noch knapp ist, sicher eine gute Entscheidung. „Die EU kann ihren Getreidebedarf mit 130 Prozent Versorgung selbst decken“, erklärt Ritz. „Raps und Sonnenblumen zur Ölherstellung habe man hingegen zu wenig. Sonnenblumen würden im Frühjahr gesät, der Raps im August, erläutert Ritz weiter. Wie die Ernte auf seinen Sonnenblumenfeldern ausfällt, könne man noch nicht sagen. Ein Problem seien hier die Vögel, die sich die Kerne holen. Aus einem Hektar – so groß sind etwa die drei Felder auf denen Ritz Sonnenblumen gesät hat – können im Durchschnitt rund 950 Liter Sonnenblumenöl gewonnen werden. Bei Raps sind es im Schnitt rund 1.200 Liter.

Nicht ganz einfach gewesen sei es, eine Mühle zu finden, die die Ernte verarbeitet. In Sachsenheim habe er jetzt einen Kollegen gefunden, der Sonnenblumen selbst drischt und die Kerne dann zu seiner Mühle mitnimmt.

Hafer als Wuchs-Hilfe

Weilimdorfer Linsen hat Ritz in diesem Jahr auch wieder angebaut. Auch die Linsen würden bisher gut wachsen, erklärt er. Als Wuchs-Hilfe wurde wieder Hafer ausgesät, an dem die Linsen hochklettern können. Nach der Ernte werden Linsen und Hafer mittels einer besonderen Trennmaschine separiert. Das funktioniere problemlos, so Ritz. Bei den Linsen schwankt der Ertrag zwischen 500 und 850 Kilo je Hektar.

Dinkel weiterhin gefragt

Gerste und Dinkel sind gut gewachsen. Insbesondere der Dinkel komme mit den hohen Temperaturen gut zurecht, erklärt Ritz. Und er könne auch auf schlechteren Böden ausgebracht werden. „Er hat von Natur aus weniger Ertrag wie Weizen, ist aber die richtige Wahl bei schlechten Böden.“ Dinkel bei den Bäckern weiterhin gefragt.

Ritz berichtet weiter, dass die Preise für Dünger in diesem Jahr stark angestiegen seien. Stickstoff etwa werde aus der Luft gewonnen. Der Energieverbrauch für die Stickstoffgewinnung sei sehr hoch. Der starke Preisanstieg sei nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass bei der Stickstoffgewinnung Gas als Energielieferant eingesetzt wird. 2020 sei der Preis für Stickstoffdünger noch bei 17 Euro je 100 Kilogramm gelegen. Im vergangenen Jahr waren es 27 Euro je 100 Kilogramm und dieses Jahr liegt der Preis bei 100 Euro. Inzwischen habe die Düngemittelindustrie und auch die Händler alle Lieferzusagen zurückgezogen. „Alle gehen davon aus, dass irgendwann kein Gas mehr kommt.“

Wegen der gestiegenen Düngerkosten seien viele Landwirte dazu übergegangen, sich eine Stickstoffdüngung zu sparen – üblich sind drei Stickstoffdüngungen im Jahr – und stattdessen mit Rinderfülle zu düngen.

Ferner berichtet Ritz, dass die Landwirte wegen einer neuen EU-Vorschrift ab dem kommenden Jahr vier Prozent ihrer Anbauflächen stilllegen und in Bienenweiden umwandeln müssen. Ob die Flächen dauerhaft stillgelegt werden müssen, oder ob sie gewechselt werden können, sei noch nicht klar. Schon im letzten Jahr hat Ritz berichtet, dass etwa 40 Prozent der Anbaufläche heute grün über den Winter gebracht werden muss. Fördermittel von der EU gebe es heute nicht mehr nur wegen der Fläche, sondern auch für die Einhaltung solcher Umweltstandards. In unseren Breiten sei die oben genannte Vorgabe mit der Wintergerste gut zu erfüllen. Wer allerdings viel Sommergers­te habe, müsse über den Winter eine Zwischenfrucht sähen, die dann nur bis 15. Januar auf dem Acker bleiben darf.

An der Stelle wies Ritz auch auf die sogenannten E-Maßnahmen hin, die im Kontext mit einer umweltschonenden Pflanzenerzeugung und der Anwendung von biologischer/biotechnischer Maßnahmen steht. Beispiele für diese E-Maßnahmen sind Begrünungsmischungen, Brache-Begrünungen, Herbizid-Verzicht, Nützlings- und Pheromoneinsatz. Auch die Blühstreifen entlang der Felder gehören dazu.

Kartoffel stehen auch gut da
Doch zurück zur Entwicklung der Feldfrucht. Kartoffeln würden in diesem Jahr bisher ganz gut wachsen. Er habe auf seinen Feldern verschiedene Sorten angebaut – von der festkochenden bis zur mehligkochenden Kartoffel. Der Regen im Juni habe den Kartoffeln viel gebracht, erläutert Ritz weiter. Wenn jetzt aber wieder die große Hitze komme, werde man womöglich nicht viele Kartoffeln ernten.

Einen Stopp macht Ritz bei der Rundfahrt dann auch noch auf den zukünftigen Baustellen für das Bahnbetriebshof an der Gemarkungsgrenze zu Ditzingen und an der Ausschleifung im Bereich des Jugendhauses. Bei der Ausschleifung seien die Kurvenradien abgeändert worden, dass die Bahn schneller fahren kann, erinnert Ritz. Zudem werde dort auch eine Brücke entstehen. Ob der Streckenverlauf entlang der B295 mit Eigentümer abgesprochen sei, wisse er nicht. Der Flächenverbrauch soll jedenfalls minimal gehalten werden, erinnert Ritz. Und noch ein weiteres Thema, das nur am Rande mit der Landwirtschaft zu tun hat spricht der Obmann an, das Parkverhalten im Bereich der Brücke über die B295 im Industriegebiet Weilimdorf. Seit die Stellplätze in den Parkhäusern zugenommen haben sei die Zufahrt zu der Brücke, die vom landwirtschaftlichen Verkehr genutzt werden darf, nicht mehr zugestellt, freut er sich. Vielleicht liege es auch daran, dass die Mitarbeiter der Firmen vermehrt im Homeoffice tätig sind, mutmaßt Ritz. In jedem Fall sei die Entwicklung positiv.

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