Frische Lebensmittel, nachhaltige Erzeugnisse und Zeit für ein „Schwätzle“

15. Juli 2024
17:31

(ARO) Mit diesen drei Schlagworten lässt sich der beliebte Weilimdorfer Wochenmarkt auf dem Löwen-Markt auf einen Nenner bringen.

Um den Bekanntheitsgrad und die Besucherzahl noch weiter zu steigern, lud der Weilimdorfer Bezirksvorsteher Julian Schahl am Freitag, dem 12.Juli 2024, zu einem Pressegespräch ein.

Um den anwesenden Pressevertretern ein möglichst umfassendes Bild über den Weilemer Markt zu bieten, hatte Julian Schahl auch den Geschäftsführer der Märkte Stuttgart GmbH Thomas Lehmann und zwei seiner Mitarbeiter, Herr Lenz und Herr Ulmer, zu der Veranstaltung eingeladen. Die örtlichen Firmen und Betriebe wurden von Julia Fauser und Marcus Mannsdörfer von WeilAktiv – Aktionsgemeinschaft Weilimdorf und Ralf Futterknecht von Selbständige für Weilimdorf e.V. vertreten und standen ebenfalls für Auskünfte zur Verfügung.

Nachdem Julian Schahl alle Anwesenden am Info-Stand von Märkte Stuttgart begrüßt hatte, gab Thomas Lehmann einen kurzen Überblick über die Tätigkeit der Märkte Stuttgart GmbH und die einzelnen Stuttgarter Wochenmärkte.

Die Märkte Stuttgart GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Landeshauptstadt, ist nicht nur für die insgesamt 32 Wochenmärkte im Stuttgarter Stadtgebiet zuständig, auch der Großmarkt und Blumengroßmarkt, die Markthalle und die Krämer- und Flohmärkte gehören zu ihrem Geschäftsbereich.

Die genannten 32 Wochenmärkte, manche Stadtteile verfügen über mehr als einen Markt, verteilen sich über das gesamte Stuttgarter Stadtgebiet, sowohl in den Innenstadtbezirken als auch in fast allen Vororten.

Das Marktwesen in Stuttgart hat eine sehr lange Tradition, der älteste belegbare Markt fand schon 1304 kurz nach der Stadterhebung auf dem Marktplatz vor dem jetzigen Rathaus statt. Auch die Markthalle in ihrer heutigen Form kann auf eine 110-jährige Geschichte zurückblicken, die Ursprünge eines Marktgebäudes liegen im Jahr 1450.

Nicht ganz so alt, aber dennoch schon einige Jahrzehnte existiert der Weilimdorfer Wochenmarkt, welcher seit der Neugestaltung der Pforzheimer Straße Anfang der 1980er-Jahre auf dem Löwen-Markt vor dem Bezirksrathaus stattfindet.

Hier, mitten im Herzen von Weilimdorf, besteht die Möglichkeit an zwei Tagen in der Woche an einem der 20 Marktstände die unterschiedlichsten Lebensmittel erwerben zu können.

Neben Obst und Gemüse gibt es Käse, Wurst und Fleisch, Fisch, Backwaren, ausländische Spezialitäten, Eier und Geflügel sowie Blumen und Pflanzen an den Ständen der 20 Marktbeschicker zu kaufen.

Der wichtigste, inoffizielle Marktstand bietet seine „Waren“ kostenlos an, er besteht aus keinem Zelt oder Pavillon, sondern es handelt sich dabei um die Gänge zwischen den einzelnen Verkaufsständen. Hier treffen sich Bekannte, Freunde und Nachbarn während ihres Marktbesuchs und tauschen die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Weilemer Dorf aus.

Sowohl Bezirksvorsteher Schahl als auch Herr Lehmann von Märkte Stuttgart betonten diesbezüglich beide die hohe soziale Komponente der Wochenmärkte, insbesondere in den außenliegenden Stadtteilen.

Hier würde eine viel größere Gelassenheit herrschen, als zum Beispiel in einem Discounter, wodurch die Möglichkeit bestehe sich in aller Ruhe während des Einkaufes untereinander auszutauschen und ein „Schwätzle zu halten“.

Diese Eigenschaft sorge auch für den großen Erfolg der Wochenmärkte. So gäbe es für viele Märkte, auch für den Weilimdorfer, eine Warteliste mit Bewerbern, die dort Waren anbieten möchten. Für die Beschicker, oftmals Betriebe aus der näheren Umgebung, seien die Wochenmärkte eine sehr gute Möglichkeit ihre Erzeugnisse nachhaltig und frisch direkt an den Verbraucher zu verkaufen, so Thomas Lehmann.

Im Stuttgarter Stadtgebiet gibt es aktuell rund 100 landwirtschaftliche Betriebe unterschiedlicher Größe, davon vier in Weilimdorf selbst. Der Geschäftsführer von Märkte Stuttgart bedauerte in diesem Zusammenhang, dass nur gewerbliche Anbieter auf den Wochenmärkten verkaufen dürften, für Privatpersonen sei ein Verkauf ihrer Anbauprodukte auf Grund der derzeitigen Rechtslage leider nicht möglich.

Nutznießer der Wochenmärkte sind aber nicht nur die Beschicker und Marktbesucher, auch der örtliche Handel und hiesige Betriebe würden von den Wochenmärkten profitieren, so die Vertreter von WeilAktiv – Aktionsgemeinschaft Weilimdorf und Selbständige für Weilimdorf e.V.

Thomas Lehmann sagte, dass Untersuchungen ergeben hätten, dass Kunden je einem Euro Umsatz auf dem Wochenmarkt vor oder nach dem Marktbesuch etwa zwei bis drei Euro in den örtlichen Geschäften ausgegeben würden.

Julia Fauser von WeilAktiv – Aktionsgemeinschaft Weilimdorf merkte an, dass sie festgestellt hätte, dass der Weilimdorfer Wochenmarkt so beliebt sei, dass auch viele Feuerbacher ihre Einkäufe hier tätigen würden, was natürlich sehr erfreulich für alle sei. Dieses „Abwanderungsphänomen“ zeigt sich allerdings leider auch aus dem Giebel, der dortige Wochenmarkt habe aktuell nur vier Stände, so Thomas Lehmann. Da viele Giebeler auf dem Weilimdorfer Markt einkaufen würden, sei es schwierig neue Beschicker für den Ernst-Reuter-Platz zu finden.

Doch auch für die Standbetreiber auf dem Löwen-Markt ist das Fortbestehen nicht einfach, wie auf dem Rundgang über den Markt zu erfahren war.

Christian Hörnle vom Obsthof Hörnle in der Ditzinger Straße führte aus, dass der Spagat zwischen den inzwischen entstehenden Kosten und den erzielbaren Verkaufspreisen immer schwieriger werde. Neben den stark gestiegenen Energiepreisen sei auch der Mindestlohn ein großes Problem für landwirtschaftliche Betriebe. Die komplette Weitergabe der gestiegenen Kosten an den Verbraucher sei nicht möglich so Christian Hörnle, dies sei auch ein kulturelles Problem. In südlichen Ländern hätten Nahrungsmittel einen völlig anderen, viel höheren Stellenwert. Damit verbunden sei die Akzeptanz mehr Geld für Lebensmittel auszugeben und die Arbeit der Erzeugerbetriebe zu würdigen.

Dies sei auch an der Menge der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu sehen. Während Deutschland nur etwa 20 % des benötigten Obst- und 38 % des Gemüsebedarfs selbst anbaut, deckt Italien seinen Bedarf zu 100 % und führt weitere 40 % der Erzeugnisse, unter anderem nach Deutschland, aus.

Dieser Zustand, so Christian Hörnle, sei ebenso wenig nachhaltig wie Erdbeeren im Dezember oder Spargel im Oktober. Er plädierte dafür, Obst und Gemüse saisonal einzukaufen. Bei den örtlichen Erzeugern gäbe es ausreichend Auswahl an jahreszeitlich passenden Anbauprodukten.

Dass die Beschicker auf dem Weilimdorfer Wochenmarkt, trotz aller Widrigkeiten sich große Mühe geben für ihre Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten konnte man dann am Verkaufswagen der Bäckerei Sauter sehen. Hier gibt es mit Opas Sauerteigbrot, der Bäckerblume und dem Dinkel-Ciabatta Backwaren, die in den Ladengeschäften der Bäckerei Sauter nicht erhältlich sind und somit exklusiv auf dem Wochenmarkt verkauft werden.

Die Bäckerei Sauter, die ebenso wie der Obsthof Hörnle zu den ältesten Beschickern auf dem Weilimdorfer Markt gehört, sorgt mit ihren Erzeugnissen gleich für eine „doppelte“ Nachhaltigkeit. Das verwendete Mehl kommt aus der nur wenige Kilometer entfernten Tonmühle im benachbarten Ditzingen.

Auch wenn der Weilimdorfer Wochenmarkt immer gut besucht ist und zu den „Großen“ in Stuttgart gehört, muss man diesen Erfolg doch pflegen.

Die Vertreter von WeilAktiv – Aktionsgemeinschaft Weilimdorf und Selbständige für Weilimdorf e.V. regten an, auf dem benachbarten Löwen-Platz versuchsweise an den Markttagen ein gastronomisches Angebot zur Verfügung zu stellen, Food-Trucks wären eine Möglichkeit dies schnell zu realisieren. Weiterhin wurde der Wunsch geäußert mehr und größere Hinweisschilder für den Wochenmarkt anzubringen.

Zum Ende der Gesprächsrunde, die von allen Beteiligten als sehr positiv und konstruktiv empfunden wurde, sicherte Bezirksvorsteher Julian Schahl zu, den erfolgreichen Dreiklang von Wochenmarkt, örtlichem Handel und Rathaus weiterhin nach Kräften zu unterstützen.

Damit dürfte eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte Wochenmarkt Weilimdorf gesichert sein und, die Weilimdorfer Bevölkerung wird weiterhin eine feste Anlaufstelle für frische, nachhaltige Lebensmittel und ein gemütliches „Schwätzle“ haben.