Etwa 200 Narren aus zehn Faschingsgesellschaften haben auch beim 4. Gerlinger Rathaussturm schwere Geschütze aufgefahren, um Gerlingens Bürgermeister Brenner bis zum Aschermittwoch seines Amtes zu entheben. Dabei hatten sich sowohl Brenner und seine Stadträte als auch die beiden Gastgebervereine, die Contacter und der Frohe Faschingsclub, eine Taktik zurecht gelegt, um den anderen mürbe zu machen. Mit lauten Kanonenschlägen des 121. Infanterie-Regiments aus Ludwigsburg versuchten die Narren, Brenner zur Kapitulation zu bewegen, der sich im Rathaus verschanzt hatte. „Die Festung steht nach wie vor“, rief Brenner danach grinsend den Narren und der Gerlinger Bevölkerung zu. Ein Schutzschild aus Kindern, die mit Süßigkeiten angelockt wurden, lautete Brenners Strategie. Der Plan schien vorläufig aufzugehen, doch die Narren zeigten sich trotzdem siegesgewiss: „Das Lachen wird Ihnen schon noch vergehen, Herr Brenner!“. Schließlich schafften es sämtliche Gardemädchen und Kropfschella unter Konfettibeschuss die Barrikaden hinter sich zu lassen und ins Rathaus einzudringen. So musste sich Brenner geschlagen geben und ließ sich von zwei Gardemädchen auf die Bühne führen, wo er den symbolischen Rathausschlüssel für die nächsten elf Tage an das Prinzenpaar abgeben musste. Außerdem wurde an der Rathausfassade ein Plakat entrollt mit der Aufschrift: „Brenner’s Liebeslaube“. Auch in diesem Jahr musste sich Brenner vor dem Narrengericht verantworten, das ihm vorwarf, nicht genügend für die Gerlinger Vereine zu tun und die Forderung aufstellte, den Rathausplatz zu verschönern und den Sitzungssaal den Faschingsvereinen als Übungsraum zur Verfügung zu stellen. Natürlich wurde Brenner in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Zur Strafe musste er den Dienst als Straßenkehrer antreten, um den Weg vom Narrengericht bis zur Stadthalle zu reinigen, wo auf alle noch ein kleines Vesper wartete. Natürlich auf Kosten der Stadtkasse…