(RED) Weilimdorfs Gewerbegebiet soll sich weiter entwickeln: Sophie Bäuerle von der Stadtentwicklungsplanung sowie Markus Hertner der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart stellten am 30. Juli 2025 dem Bezirksbeirat Weilimdorf ihren aktuellen Tätigkeitsbericht und wichtige Beschlüsse zu Einzelkonzepten vor.
Ziel ist es, die städtebauliche Entwicklung, die wirtschaftliche Stärke und die ökologische Qualität des Gewerbegebiets nachhaltig zu verbessern. Bereits seit 2018 gehört das Gewerbegebiet Weilimdorf deshalb zu den zentralen Projektstandorten des Stuttgarter Gewerbegebietsmanagement. Der Ansatz: Netzwerkbildung, Kooperation und Kommunikation zwischen Unternehmen, Stadtverwaltung und weiteren Akteuren. Die Wirtschaftsförderung der Stadt fungiert dabei als Ansprechpartner und Vermittler, unterstützt die Aktivierung ansässiger Unternehmen und begleitet Projekte zur Aufwertung der Flächen.
Ein Schwerpunkt der aktuellen Planungen liegt auf der städtebaulichen und freiräumlichen Weiterentwicklung. So soll der Nord-Süd-Korridor attraktiver gestaltet und der öffentliche Raum aufgewertet werden (weilimdorf.de berichtete). Die Vorplanungen für die Umgestaltung der Motor- und Kranstraße sowie für den Grünzug entlang des Lindenbachs laufen bereits, teils befinden sich diese sogar schon in der Umsetzungsphase, z.B. mit Baumpflanzungen wie in der Motorstraße. Ziel ist eine höhere Aufenthaltsqualität, verbunden mit klimaangepassten, ökologisch wirksamen Maßnahmen. Damit soll nicht nur das Image des Standortes verbessert, sondern auch die Arbeitsumgebung für Beschäftigte der Unternehmen vor Ort attraktiver werden.
Trotz der positiven Ansätze stehen die Planer vor Herausforderungen: Die Gespräche mit privaten Grundstückseigentümern ergaben bislang nur vereinzeltes Interesse an einer gemeinsamen Flächenentwicklung. Unterschiedliche Zielvorstellungen erschweren kooperative Lösungen im sog. „Nord-Süd-Korridor“, der zwischen dem S-Bahnhof und der geplanten U-Bahnhaltestelle an der B295 liegt. Deshalb setzt die Stadt vorerst auf Einzelmaßnahmen, etwa rund um den S-Bahnhof Weilimdorf, der künftig als Mobilitätsschnittstelle und „Urbane Mitte“ eine zentrale Rolle spielen soll. Ab 2026 soll zudem ein betriebsorientiertes Mobilitätskonzept erarbeitet werden, da bei der letzten Gebietskonferenz im Herbst 2024 von den Teilnehmern eine Optimierung bzw. Ausbau der E-Mobilität bzw. Elektrifizierung für Autos (z.B. mit Ladepunkten) gewünscht wurde.
Neben städtebaulichen Themen rücken auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den Fokus. Die Entwicklung der letzten Jahre, so Bäuerle und Hertner, machte deutlich, dass hohe Flächenpreise (teils in Weilimdorf mehr als fünf mal so teuer wie im Umland bzw. 20 mal so teuer wie in Sachsen), Leerstände und Unternutzungen den Standort belasten – Unternehmen wechseln entweder Ihren (Büro-)Standort mehr in die Innenstadt – oder in das preiswertere Umland (wie z.B. nach Vaihingen an der Enz). Um gegenzusteuern, plant die Stadt weiter mit einer aktiven wie strategischen Gewerbeflächenentwicklung – wenn auch bedachtsam und mit vielen Analysen. Dazu zählen unter anderem die Vermarktung freier Flächen, die gezielte Investorenansprache, die Priorisierung ausgewählter Gewerbeprojekte und die Schaffung spezieller Raumangebote wie Handwerkerhöfe oder Gründerzentren – auf die vor allem in Weilimdorf die Unternehmen seit längerer Zeit hoffen.
Ein weiteres Ziel ist die Stärkung des Standortmarketings. Zwar existieren einige Einzelinitiativen, künftig soll aber hier eine ein einheitlicherer Auftritt realisiert werden, um die Vorteile der Stadt Stuttgart und insbesondere des Gewerbegebiets Weilimdorf besser nach außen zu tragen. Die Stadt setzt dabei weiter auf Veranstaltungsformate und die Vernetzung von StartUps und etablierten Unternehmen, wie es bereits beim Innovation Drivers Stuttgart oder dem FoodBRYCKE-Projekt sichtbar wird. Da in Weilimdorf allerdings keine Hochschule oder Forschungseinrichtung vorhanden ist, sei es schwierig, hier junge HighTec Firmen „anzulocken“.
Das kooperative Gewerbegebietsmanagement hat sich als begleitendes Instrument bewährt, um Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und ökologische Aspekte zu verzahnen. Mit den aktuellen Beschlüssen und geplanten Maßnahmen soll Weilimdorf langfristig als leistungsfähiger und attraktiver Wirtschaftsstandort gestärkt werden – zum Nutzen von Unternehmen, Beschäftigten und dem gesamten Stadtteil, so die Aussage von Sophie Bäuerle.
Allerdings, so Bäuerle und Hertner, sind die Einflussmöglichkeiten der Stadtverwaltung begrenzt: „Wir haben keinen bis wenig Einfluss auf Energie- und Lohnkosten, nationale wie internationale Regelungen oder das Arbeitsrecht. Wir können aber versuchen, geeignete und vor allem bezahlbare Flächen zu finden, um Leerstände zu vermeiden um Produktion, Dienstleistung und Handel im Gewerbegebiet zu stärken. Ebenso können wir das Umfeld unterstützen mit Netzwerken, das Angebot einer lebenswerten Stadt erweitern, das Image des Gewergebietes zu verbessern“.
Angesprochen von den Bezirksbeiräten auf die Büroleerstände im Gewerbegebiet, wies Hertner darauf hin, dass die Immobilienbesitzer vielfach Fonds aus dem In- wie Ausland seien, die auf Rendite aus sind und nicht auf ein einheitliche oder gemeinsame Gewerbeflächenentwicklung mit dem „Nachbarn“. Auch komme die Unsicherheit hinzu, ob am Mittleren Pfad nun eine LEA (Landeserstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge) vom Land eingerichtet wird – oder eben nicht. Dies wirke sich zusätzlich schwierig auf den Wirtschaftsstandort im Stuttgarter Nordwesten aus. Hier hakten die Bezirksbeiräte ein: „Die Abwanderung spricht somit für eine Neuausrichtung!“, so Miriam Gegler von den GRÜNEN.
Eine Absage erteilten Bäuerle und Hertner dem Ansinnen der Bezirksbeiräte wie u.a. von Stephan Gier (CDU), im westlichen Gewerbegebiet auch Wohnflächen auszuweisen. Dies ließe sich weder mit dem gültigen – wenn auch Jahrzehnte alten – Bebauungsplan vereinen, noch mit der (fehlenden) Infrastruktur (Einzelhandelsversorgung, Mobilität, soziale Einrichtungen). Gier merkte abschließend zu dieser Thematik an: „Wohnen vs. Arbeiten widerspricht sich nicht!“.
„Das Gebiet hat sich über die Jahrzehnte gut entwickelt. Es gibt ein breit gefächerte Gewerbeportfolio. Die Entwicklung geht aber weiter – Weilimdorf bleibt ein sehr spannendes Gebiet!“, so das Schlussfazit von Sophie Bäuerle – und merkte zudem an, dass mit dem zu erwartenden klammen neuen Doppelhaushalt der Landeshauptstadt Stuttgart die finanziellen Mittel für weitere Projekte eher weniger als mehr würden.


