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Highland-Games locken die Massen ins Waldheim: Ein Stück Hochland im Lindental

Im Waldheim Lindental fanden am Wochenende erstmals Highland-Games statt. Die Besucher erwartete ein außergewöhnliches Spektakel mit sportlichen Wettkämpfen, Musik und verschiedenen Aufführungen.

Im Waldheim Lindental fanden am Wochenende erstmals Highland-Games statt. Die Besucher erwartete ein außergewöhnliches Spektakel mit sportlichen Wettkämpfen, Musik und verschiedenen Aufführungen.

Wer vergangenes Wochenende im Waldheim Lindental vorbeigeschaut hat, kam sich ein bisschen so vor als sei er in den Schottischen Highlands. Auf dem Waldheimgelände der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Weilimdorf hatten die Highland-Games Station gemacht. Am Samstag maßen sich insgesamt 40 Männer in der Klasse Masters – also den über 40-Jährigen – beim Baumstammüberschlag, Gewichtshochwurf, Steinstoßen, Gewichtsweitwurf und Hammerwurf, um den Deutschen Meister auszumachen. Sieger wurde Gunnar Pfingsten aus Bad Rappenau vor Andreas Single aus Großbettlingen. Bei den Frauen errang Michae­la Pennekamp aus Recklinghausen den obersten Platz auf dem Podest und den Wettkampf der Jugendlichen gewann Moritz Röske vom ASV Ludwigsburg-Oßweil.

Die Highland-Games seien in Deutschland noch ein sehr junger Sport, erklärt Alexander Pusch, Vorstand des Vereins Kulturschock, der das Spektakel in Weilimdorf organisiert hat. Seit rund 20 Jahren werde der Sport betrieben und seit etwa acht Jahren richte der Verband Meisterschaften aus.

Die Highland-Games hätten in der Vergangenheit schon mehrfach auf dem Gelände des ASV Ludwigsburg-Oßweil stattgefunden, erzählt Pusch. Für den sportlichen Teil sei auch in Weilimdorf der ASV verantwortlich. „Wir machen his­torische Veranstaltungen“, so Pusch. Ein Fest zum Thema Schottland habe der Verein schon einmal organisiert. „Wir wollten aber einmal so ein richtiges historisches Schottenfest machen“. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz sei man auf das Waldheim Lindental gestoßen. Die Anfrage, ob das Fest hier stattfinden könne, sei von den Verantwortlichen vom Waldheim und bei der Gesamtkirchengemeinde sofort positiv aufgenommen worden. Etwas schwieriger sei es hingegen gewesen, die nötigen Genehmigungen zu bekommen. Aber auch die habe man – nachdem alle Vorgaben und Auflagen erfüllt waren – bekommen.

An den beiden Festtagen in Weilimdorf fanden neben den bereits erwähnten Einzelwettkämpfen auch Mannschaftswettbewerbe statt. Bei den Team-Wettkämpfen für Damen- und Herren-Teams standen Disziplinen wie „Log Slalom“ (Baumstammslalom), „Scottisch Pushcart“ (Schottisches Schubkarrenrennen), „Tug of War“ (Tauziehen), „Rolling the Barrel“ (Fassrollen), „Horseshoe Throwing“ (Hufeisenwerfen) oder „Farmers Walk“ (Gewichtswettlauf) statt. „Bei den Team-Wettbewerben steht der Spaß im Vordergrund“, erzählt Pusch. Er selbst habe bei einer Reise durch Schottland auch einmal bei einem solchen Wettkampf mitgemacht, denn auch dort dürfe jeder der Lust habe, bei den Teamspielen mitmachen. Für ihn sei der Spaß, den er bei den Highland-Games in Schottland hatte, letztlich auch der Auslöser gewesen, so etwas in Deutschland zu machen.

Kinder hatten an beiden Tagen übrigens auch die Möglichkeit, sich in verschiedenen Disziplinen auszuprobieren. Außerdem konnten sich die kleinen Besucher bei der Strohsackschlacht auf dem Haubalken messen oder sich als Bogenschütze versuchen.

Und auch auf andere Weise war bei dem Fest für allerlei Kurzweil gesorgt. Bei den beiden Clans, die auf dem Gelände ihr Lager aufgeschlagen hatten, konnten die Besucher sozusagen live erleben, wie das Leben in den schottischen Highlands im Mittelalter ausgesehen hat. Gelebt wurde in Zelten, gekocht auf offenem Feuer und gekämpft mit riesigen, schweren geschmiedeten Schwerten, Lanzen und Holzstöcken. Eine solche Kampf­szene stellte der Clan der Lechfeld Highlander im Rahmen eines kleinen Rollenspiels vor, bei dem es darum ging, eine etwas zickige Prinzessin, die in tiefen Schlaf verfallen war, zu befreien. Der Prinz, der die Prinzessin befreien wollte, gewann die Schlacht, nahm statt ihrer dann aber doch lieber eine Dame aus dem Publikum zur Liebsten – die weniger zickig war. Eine nicht ganz ernst gemeinte Aufführung, die vom Publikum mit viel Heiterkeit und Beifall begleitet wurde.

Sehr interessant für die Besucher waren auch die Schäfervorführungen auf der großen Waldheimwiese. Wolfgang Henle und seine Frau zeigten den Gästen, wie Border Collies eine kleine Herde schottischer Schafe im Zaum hält. Auf Kommando umlief der flinke Collie die Schafherde in weitem Bogen und trieb sie auf den Schäfer zu. Beim Hüten gehe der Hund sehr niedrig und habe den Schwanz eingezogen, erklärt Henle. Wenn der Hund den Schwanz einziehe, sei das ein Zeichen für Konzentration. „Hunde, die beim Hüten ihren Schwanz hochstellen, sind in Schottland verpönt“, weiß Henle. Mit hochgestelltem Schwanz dürfe der Hund nur beim Spielen unterwegs sein. Unter den drei Hunden, die das Ehepaar dabei hatte, war auch ein Neuling. Die Hunde würden an der langen Leine ausgebildet, erklärt Henle dem interessierten Publikum. So lerne er die Befehle richtig auszuführen und die Herde zusammenzuhalten. Die Ausbildung daure in etwa vier Jahre. Vor einem gut ausgebildeten Hund hätten die Schafe ordentlich Respekt, weiß der Hüter. Tatsächlich war bei der Vorführung deutlich zu erkennen, dass der „Neuling“ auf die Herde recht wenig Eindruck machte. „Die Hüter haben alle mehrere Hunde“, erklärt Henle. Nach einer halben Stunde Arbeit seien die Tiere erschöpft, weil sie, um die Herde in Zaum zu halten, sehr weite Wege laufen müssten.

Musikalisch war bei dem zweitägigen Event auch einiges geboten. An beiden Tagen spielten unter den Arkaden vor dem Waldheim die „Caverhill Guardians Pipes and Drums“. Die sechsköpfige Band spielte auf dem Dudelsack traditionelle schottische Songs, aber auch den bekannten Titel von Paul McCartney „Mull of Kintyre“. Die beiden Vereine „Tamburin Stuttgart“ und „Rechberg Scottisch Dancers“ präsentierten ebenfalls an beiden Tagen auf dem Gelände traditionelle schottische Tänze und Squaredance.

Am Samstagabend sorgte die Band „Tanglefoot“ für Unterhaltung. Die fünfköpfige Band trägt nicht umsonst den Namen „Tanglefoot“ (übersetzt: verwickelte Füße). Das rasante Tempo, mit dem die Band über die Bühne fetzt, geht quasi direkt in die Beine der rund 500 Gäste, die am Abend noch im Lindental zu Gast waren. Die Band verstand es bestens, aus traditionell irisch-keltischem Liedgut ihren eigenen mitreißenden Sound zu stricken.

Für das leibliche Wohl der Gäste war während dem zweitägigen Fest natürlich auch bestens gesorgt. Auf der Speisekarte standen „Bannocks“ – Haferfladen mit Sauerrahm, Speck und Käse“, Fleisch vom Grill, Fish’n’Chips und das schottische Nationalgericht „Haggis“. Haggis ist, wie Pusch erklärt, Schafsmagen gefüllt mit den Innereien von Schaf und Lamm gemischt mit Hafermehl und Gewürzen. Für die durstigen Gäste gab es Kaffee, Säfte, Wasser, Met oder auch Kirschbier. Und natürlich durfte bei einem schottischen Fest auch der schottische Single Malt Whisky nicht fehlen.

Das Fest sei ein Versuch, hatte Pusch am Samstagnachmittag erklärt. „Wir hoffen auf rund 2.000 Besucher“, so der Veranstalter. Die hatte das Fest schon am Samstag angelockt und am Sonntag kamen nochmal rund 1.400 Neugierige ins Lindental. Ein gelungener Versuch also, der im kommenden Jahr durchaus wiederholt werden könnte.

_Text/Fotos: Tommasi

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