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In der Stephanusgemeinde in Giebel wird ein Koffer ausgepackt

Im Januar 2011 verließ Karl-Eugen Fischer die evangelische Stephanusgemeinde im Giebel (weilimdorf.de berichtete). Lange Monate war die zweite Pfarrstelle vakant, nun tritt Frau Dr. Barbara Bürkert-Engel am 1. Oktober 2011 den Dienst an – mit einem 50 Prozent Auftrag.

Am Sonntag, 18. September, fand nun in der evangelischen Stephanuskirche im Beisein von Dekanin Wiebke Wähling die Investitur von Dr. Barbara Bürkert-Engel als Pfarrerin feierlich im Gottesdienst statt. Dekanin Wähling wies darauf hin, dass es nicht viele weibliche Vorbilder in der Kirche gebe – immerhin gebe es die 1098 geborene Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert einige Schriften erstellte zur Rolle der Frau, es mit ihren Büchern sogar bis in den Vatikan zum Papst geschafft habe. Dies müsse aber nun nicht unbedingt die Meßlatte für die Pfarrstelle in Stephanus sein.

Bürkert-Engels hat eine eindrucksvolle Arbeit in den letzten Jahren geleistet: erwähnt sei ihr Engagement als Hochschulpfarrerin für die letzten 10 Jahre in Ludwigsburg, insbesondere auch für die “Ludwigsburger Erklärung der Religionsgemeinschaften” – diese lässt Gedanken und Pläne für eine nachhaltige und tiefgehende Arbeit im Giebel gedeihen: Mehr als ein Jahr lang hat die Planungsgruppe „Dialog der Religionen“ mit Migrantenvereinen und Gemeindevertretern an dem Projekt gearbeitet, Dr. Barbara Bürkert-Engel war daran maßgeblich beteiligt. Entstanden ist ein Dokument in deutscher und türkischer Sprache, zu dem sich 27 religiöse Gemeinschaften bekennen – katholische und evangelische Gemeinden, die neuapostolische Gemeinde, eine jüdische und eine hinduistische Gemeinde sowie islamische Einrichtungen. Sie alle verpflichten sich zum friedlichen Zusammenleben und verurteilen es, wenn Religion zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht wird.

Diese ökumenische Grundlagenarbeit zeigt sich auch in den Gedanken der Zeugen der Investitur von Dr. Barbara Bürkert-Engel, alle langjährige Wegbegleiter: Dr. Isolde Meinhard erzählte aus dem Hochschulalltag, in dem die Mensa kurzerhand zum “Lunch & Talk” rund um die Religion umfunktioniert wurde – oder ein simpler Wandertag wurde (um junge Menschen anzusprechen) kurzerhand in ein “Wapi-Wochenende” umgetauft. Die Abkürzung für ein “Wander-Pilger-Wochenende” – darauf muss man erstmal kommen. Auch Eva Solte erzählte aus der gemeinsamen Startphase vor mehr als 25 Jahren – verwies in Anlehnung an Hildegard von Bingen auch an Theresia von Avila als ein Vorbild für Frauen in der Kirche: Diese gründete 1562 das erste Kloster der durch sie reformierten, d.h. heißt zur Strenge der ursprünglichen Ordensregel geführten Karmelitinnen. Besonderer Zeuge war letztlich Muhittin Soylu, Vorstandsmitglied der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden- Württemberg (IGBW), der Bürkert-Engel als besondere Persönlichkeit in der Zusammenarbeit mit anderen Religionen hervorhob und hofft, dass trotz ihres Wechsels an die Stephanusgemeinde noch so manches gemeinsame Projekt angestoßen werden kann – und gab ihr eine Sure aus dem Koran mit auf dem Weg.

Beim anschließenden Stehempfang im sanierten Stephanusgemeindesaal überreichten die Vertreter der evangelischen Gemeinden sowie der katholischen Salvatorkirche aus Weilimdorf die besten Segenswünsche und kleine Geschenke. Oswald-Kirchengemeinderatsvorsitzender Werner Bossert überreichte ihr stellvertretend für “JuWe” (Junges Weilimdorf e.V.) einen Regenschirm, auf dem alle Einrichtungen im Stadtteil dargestellt sind, damit sie in Zukunft “behütet und beschirmt” durch die Gremien im Ort komme.

Auch Weilimdorfs Bezirksvorsteherin Ulrike Zich kam nicht umhin festzustellen, welche besondere Persönlichkeit nun in Stephanus die Arbeit aufnimmt – ein gemeinsamer ausgedehnter Frühstückstermin wurde zwischen den beiden Damen umgehend vereinbart, um weitere Synergien zwischen Kirche und Politik herauszufinden: “Dr. Barbara Bürkert-Engel bringt einen vollen Koffer mit nach Weilimdorf, auf dessen Grund sich viele Dinger verstecken, die entdeckt werden wollen!”, so Ulrike Zich. Über all die “Vorschusslorbeeren” darf allerdings nicht vergessen werden, dass die zweite Pfarrstelle an der Stephanuskirche offiziell nur ein 50-Prozent-Auftrag ist.

Dr. Barbara Bürkert-Engel hat übrigens ältere Wurzeln zur Stephanusgemeinde, als man denken mag: 1994 wurde sie in der Stephanusgemeinde feierlich ordiniert – der Stephanus-Männerkochclub ist ihr von damals noch in guter Erinnerung…

Foto (Goede): Werner Bossert (links) überreicht Dr. Barbara Bürkert (rechts) den Weilimdorfer Regenschirm.

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