Kommunale Wärmeplanung für Weilimdorf vorgestellt

(tom) Im „Ausschuss für Klima und Umwelt“ wurde im Dezember 2023 der kommunale Wärmeplan für die Stadt Stuttgart vorgestellt. Seit März diesen Jahre finden in den Stadtteilen entsprechende Infoveranstaltungen für die Bürger statt. Auch in Weilimdorf konnten sich die Bürger am 27. Juni 2024 bei einer solchen Info-Veranstaltung darüber informieren, was sie selbst zur Wärmewende beitragen können.

Das Amt für Umweltschutz hat bereits Anfang Dezember im Ausschuss für Klima und Umwelt den kommunalen Wärmeplan für das gesamte Stadtgebiet vorgestellt. Anschließend wurde der Wärmeplan im Gemeinderat beschlossen. Er bildet die Grundlage für den Ausbau einer klimaneutralen Wärmeversorgung in der Landeshauptstadt und ist Teil der Wärmewende, die unter anderem vorsieht, dass die Stadt Stuttgart bis 2035 klimaneutral sein soll. Mit dem kommunalen Wärmeplan bekommen die Bürgerinnen und Bürger Hinweise, in welchen Gebieten der Stadt in Zukunft Wärmenetze und ein Ausbau der Wärmeversorgung geplant sind. Damit können sie die persönliche Wärmewende ihrer Gebäude und Wohnungen besser planen. Vorgesehen ist, dass die Landeshauptstadt mit Förderprogrammen diese Anstrengungen unterstützt.

Der kommunale Wärmeplan steht auf der Internetseite der Stadt Stuttgart digital zur Verfügung. Mit Hilfe von digitalen Karten können die Bürgerinnen und Bürger abfragen, welche Form der Wärmeversorgung für ihre Immobilien vorgesehen ist. Auf der Webseite der Stadt ist unter www.stuttgart.de eine entsprechende Übersichtskarte zu finden. In Weilimdorf gibt es demnach mit Weilimdorf Mitte ein Quartier, in dem eine klimaneutrale Wärmeversorgung besonders herausfordernd ist, mit Giebel ein Wärmenetzeignungsgebiet, für das eine vertiefte Untersuchung noch aussteht und mit Hausen ein Wärmenetzeignungsgebiet, das sich in der vertieften Untersuchung befindet.

Bei der Info-Veranstaltung in Weilimdorf ging Dr. Jürgen Görres von der Abteilung Energie im Amt für Umweltschutz nach der Begrüßung durch Bezirksvorsteher Julian Schahl auf die drei Gebiete ein. Zunächst informierte Görres die Anwesenden aber ganz allgemein darüber, welche Schritte notwendig sind, um das ehrgeizige Ziel der Stadt Stuttgart – bis 2035 klimaneutral zu sein – , notwendig sind. Ganz oben nannte er die Verbrauchsminimierung durch bauliche Sanierung und Betriebsoptimierung, die Effizienzsteigerung technischer Geräte und Automation, insbesondere durch den Austausch alter Geräte und der Ersatz fossiler Energieträger für die Heizungsversorgung durch erneuerbare Energien.

Weiter erläuterte Görres, dass man bei der Erstellung des Wärmeplans umsetzungsorientiert vorgegangen sei, um zu sehen, wo Wärmenetze möglich sind und wo Einzelversorgungsgebiete die bessere Lösung darstellen. Eine weitere Rolle spiele, ob in den jeweiligen Gebieten auch städitsche Flächen für den Bau einer Energiezentrale vorhanden sind,

Die Quartierssteckbriefe, die letztes Jahr ebenfalls online zur Verfügung standen und in Weilimdorf mit den Quartieren in der oben genannten Karte identisch sind stehen dort leider nicht mehr zur verfügung.

Anhand dieser Kriterien wurde festgestellt, dass es in Stuttgart bei neun bestehenden Wärmenetzen die Möglichkeit zur Verdichtung und bei sechs Quartieren die Möglichkeit zu einer Erweiterung bestehender Wärmenetze gibt. Bei 17 Quartieren, die für den Bau eines Wärmenetzes geeignet sind, befindet man sich laut Görres bereits in vertiefter Untersuchung, bei neun Quartieren steht die vertiefte Untersuchung noch aus und es gibt zwölf Gebiete mit besonderer Herausforderung. Bei allen anderen Gebieten in Stuttgart wird gemäß der Untersuchung die Einzelversorgung favorisiert.

Zu den Ausführungen von Görres bezüglich der erwähnten Gebieten Weilimdorf Mitte, Giebel und Hausen, können die Quartierssteckbriefe herangezogen werden, die der Redaktion noch vorliegen Zu Giebel steht dort, dass sich das Quartier abnehmerseitig aufgrund hoher Anteile von Baugenossenschaften und hoher Wärmeverbrauchsdichte gut für eine netzbasierte Wärmeversorgung eignet. Auf einigen Grundstücken gebe es dort die Möglichkeit der Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe oder von Erdkollektoren. Für eine zentrale Versorgung sei allerdings eine hohe Sanierungstiefe nötig. Interessant sind auch die errechneten Kosten, die sich auf insgesamt 86,6 Millionen Euro belaufen. Für das Wärmenetz wurden dabei rund 20 Millionen Euro veranschlagt, für die Erzeuger 16,8 Millionen und für Sanierungen, die von den jeweiligen Gebäudeeigentümern durchgeführt werden müssten, 49,8 Millionen Euro.

Zu Weilimdorf Mitte heißt es im Quartierssteckbrief, dass aufgrund der dichten Bebauung eine Versorgung über Einzellösungen besonders schwierig ist, dazumal nicht immer ausreichend Platz für die Außeneinheit einer Wärmepumpe gegeben ist. Die erneuerbaren Potenziale für eine zentrale Versorgung in diesem Gebiet seien auch sehr begrenzt. Eine starke energetische Gebäudesanierung sei zwangsweise erforderlich. Und auch hier gibt es eine Kostenrechnung, die 31,1 Millionen Euro Investitionskosten veranschlagt. 8,89 Millionen für das Wärmenetz, 6 Millioenn für den Erzeuger und 16,2 Millionen für die Gebäudesanierung.

Zu Hausen ist im Quartierssteckbrief zu lesen, dass ausgehend von dem in der Planung befindlichen Neubau des Stadtbahnbetriebshofs der SSB nördlich von Hausen durch Potenzialerschließung in Form von oberflächennaher Geothermie und Abwasserwärme in einem ersten Schritt die Versorgung eines Teilbereichs mittels eines Nahwärmenetzes umgesetzt werden soll. Es werde angedacht durch weitere Erschließung erneuerbarer Quellen in Kombination mit einer hohen Sanierungsrate die Versorgung zu erweitern. Für Hausen geht man von Investitionskosten von 65,5 Millionen Euro aus, davon 9,5 Millionen für das Wärmenetz, 8,7 Millionen für die Erzeuger und 47,3 Millionen für die Sanierung.

Erhoben wurde für diesen Steckbrief übrigens die Verteilung der Baualtersklassen, der aktuelle Anteil der genutzten Energieträger und die aktuellen Eigentumsverhältnisse. Auch diese Informationen wurden den Bürgern bei der Info-Veranstaltung präsentiert.

Nächster Referent war Ralf Chevalier vom Energieberatungszentrum Stuttgart (EBZ). Das EBZ begleite die Sanierung dann auf Wunsch über die gesamte Zeit, machte Chevalier und hielt fest, dass eine Sanierung nicht gleich komplett durchgeführt werden müsse, sondern durchaus auch ein Prozess über mehrere Jahre sein könne. Er machte auch klar, dass eine Sanierung ohne Dämmung der Gebäudehülle nicht gehe. Weitere unverzichtbare Maßnahmen seien die Dämmung des Dachs und der Einbau neue Fenster. Dort, wo keine Wärmenetz gebaut werde, sei die Wärmepumpe die favorisierte Lösung. Wärmepumpen könnten auch bei denkmalgeschützten Gebäuden zum Einsatz kommen und es gebe inzwischen auch schon Lösungen, die Etagenheizungen ersetzen können.

Markus Schönherr von den Stadtwerken Stuttgart, stellte schließlich noch die Planungen für Wärmenetze vor. Man müsse sich klar machen, dass beim Bau eines Wärmenetzes die energetische Sanierung eines Gebäudes unumgänglich ist, betonte auch Schönherr. Wärmenetze mit Niedertemperatur seien wesentlich effektiver. Voraussetzung, um mit Niedertemperatur arbeiten zu können, seien aber entsprechend gedämmte Gebäude. Erzeugt werden könne die benötigte Wärmeenergie mittels Geothermie durch Wärmepumpen oder auch durch die Nutzung von Abwasserwärme. „Wir suchen für die einzelnen Wärmenetze immer die kostengünstigste Lösung um den Kunden ein gutes und günstiges Angebot machen zu können“, so Schönherr. Abschließend hielt Schönherr aber auch fest, dass jedes Gebäude einzeln betrachtet werden muss.

Die Energieoffensive Weilimdorf stellte ihr Konzept für das Gebiet Pfaffenäcker vor. In dem Bereich, der in den Planungen der Stadt nicht vorkommt, sei bereits 2019 ein großes Wärmepotential ermittel worden, erklärte Thorsten Tusche von der Energieoffensive. Damals seien die Stadtwerke als Betreiber vorgesehen gewesen. Die hatten sich aber 2022 von dem Projekt abgekehrt. Die Versorgung des Gebietes mit Einzelwärmepumpen (laut Wärmeplan ist dort eine Einzelversorgung vorgesehen) sieht die Energieoffensive kritisch. Sie sieht dort großes Potential für ein Wärmenetz, zumal es mit den Hochhäusern dort sogenannte Ankernutzer gibt. Aktuell ist die Energieoffensive dabei, die Kosten für eine solches Wärmenetz zu ermitteln und es habe auch schon erste Kontakte zu größeren Kunden gegeben. Der Anschluss solle freiwillig sein, betont Kusche.

Marc Spreng berichtete schließlich noch über die aktuelle Situation im Gemsenweg und Uhuweg in Wolfbusch. Dort gibt es 42 Reiheneigenheime, die 1996 mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet wurden. Die Eigenheime und der Wolfbuschkindergarten seien alle an ein von der EnBW betriebenes Wärmenetz angeschlossen, das 2023 vom Betreiber gekündigt wurde. Für die Eigentümer sei es nicht möglich auf Einzellösungen umzurüsten, weil dafür kein Platz vorhanden ist. Interessenten die die mit Gas betriebene Heizzentrale weiterbetreiben wollen, gebe es keine. „Wir wollten den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern haben geschaut, was machbar ist“, so Sprang. Tatsächlich gebe es in dem Gebiet, in dessen Nahbereich sich beispielsweise auch das Solitude-Gymnasium befindet, großes Potential. Auch einen Standort für die Energiezentrale habe man gefunden. „Wir hoffen jetzt eine Lösung zu finden, dass es für die Eigentümer auch über 2026 (bis dahin betreibt die EnBW das Netz noch) weitergeht“, erklärte Sprang. Eine Heizung im Keller einzubauen, gehe nämlich auch nicht, weil die Gebäude keine Kellerräume haben. „Wir haben schon reagiert“, erklärt Görres an der Stelle. Die verbleibenden zwei Jahre wolle man nun nutzen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Die Stadtwerke würden bereits Lösungen suchen, ergänzt Schönherr. Man sei bereit, die Eigentümer zu unterstützen, könne aber keine konkrete Zusage machen.

Im Anschluss nutzen einige Bürger die Möglichkeit, konkrete Fragen zu stellen und sich auch an den Ständen, die vor Ort in der Lindenbachhalle aufgebaut waren, zu informieren. Angesichts des ambitionierten Ziels, dass die Stadt Stuttgart bis 2035 klimaneutral sein soll, blieben die Antworten insgesamt allerdings sehr unkonkret. Die Zweifel der Anwesenden, ob das Ziel erreicht werden könne, scheint da zumindest nicht ganz unberechtigt.

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