(AM) Es ist politischer Wille der Bundesregierung, der Stadt Stuttgart und des Bezirksvorstehers Herr Schahl, Maßnahmen zur Eingrenzung von Einsamkeit zu ergreifen. Es gibt dazu bereits einen breit gefächerten Maßnahmenkatalog (Beratung, städtebaulich, Schulungen, Forschung usw.).
Die Situation in Stuttgart: (Umfrage 2023 von Heinsohn, Neumann, Reichhardt, in: Monatsheft 3/24)
- In Stuttgart gibt es 12% Menschen, die sich als einsam bezeichnen (= 58.000 Personen).
- Vor allem gefährdet sind: eher Männer, Einpersonenhaushalte, fehlende berufliche Teilhabe, kein regelmäßiger Sport, Haushaltseinkommen unter 2000 Euro, Diskriminierungserfahrungen
Unser geplantes Projekt „Gemeinsam-gegen-einsam“ wäre hier einzigartig, nach Aussagen aller Verantwortlichen ein erfolgversprechendes Unikat.
Das Projekt „Circle of Friends“: Das Konzept „Circle of Friends“ wurde ursprünglich in Finnland entwickelt und hat sich als wirksames Mittel zur Bekämpfung von Einsamkeit, insbesondere bei älteren Menschen, erwiesen. Danach übernahm die Universität in Missouri dieses Konzept, begleitete es wissenschaftlich und erzielte ebenso gute Effekte (siehe unten). In Deutschland scheint dieses spezifische Konzept noch nicht verbreitet zu sein.
Das Konzept von „Circle of Friends“: Das „Circle of Friends“-Programm besteht aus regelmäßigen Gruppentreffen von etwa acht Personen über einen Zeitraum von drei Monaten. Diese Gruppen werden durch jeweils zwei ModeratorInnen betreut. Die Ziele sind:
- Aufbau neuer Freundschaften
- Teilnahme an bedeutungsvollen Aktivitäten
- Unterstützung der Gruppen, selbstständig weiter zu bestehen und unabhängig Treffen selbst zu organisieren (Hilfe zur Selbsthilfe)
Die wichtigsten Effekte von „Circle of Friends“:
- Reduktion von Einsamkeit: In einer Studie mit 117 älteren Erwachsenen (75+ Jahre) berichteten 95% der Teilnehmer, dass sie nach dem Programm keine Einsamkeit mehr empfanden.
- Aufbau neuer Freundschaften: Zwischen 45% und 85% der Teilnehmer gaben an, neue Freunde gefunden zu haben.
- Fortsetzung der Treffen: 40% der ursprünglichen Gruppen setzten die Treffen selbstständig fort, nachdem das Programm offiziell beendet war.
- Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten: Es wurde eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten festgestellt, die vergleichbar mit den Effekten von Anticholinesterase-Inhibitoren war und noch ein Jahr nach der Intervention anhielt.
- Gesundheitliche Vorteile: In einer randomisierten kontrollierten Studie mit 235 älteren Erwachsenen (75+ Jahre) zeigte sich eine 97% Überlebensrate nach zwei Jahren, verglichen mit 90% in der Kontrollgruppe, die traditionelle Tagesbetreuung erhielt. Zudem gab es eine Reduktion der Gesundheitskosten und der Krankenhausaufenthalte.
- Psychologisches Wohlbefinden: Die Teilnehmer berichteten von einem gesteigerten Gefühl, gebraucht zu werden, sowie von einem verbesserten psychologischen Wohlbefinden durch die Teilnahme an sinnvollen Aktivitäten.
- Lawineneffekt: Weltweit wurden mehr als 1 000 Moderatoren für die Durchführung der Intervention geschult, und mehr als 10 000 Personen haben an Circle of Friends®-Gruppen teilgenommen.
Der Name „Gemeinsam-gegen-einsam“: Da der Name „Circle of Friends“ geschützt ist, wurde durch eine Umfrage ein neuer Name gesucht und gefunden: „Gemeinsam-gegen-ein-sam“. In diesem Namen drückt sich der Werterahmen und das Ziel dieses Projekts aus: Einander behilflich sein, um Einsamkeit zu reduzieren.
Das Pilotprojekt: Das Vorgehen im „Circle of Friends“, wie es Finnland und die Universität von Missouri entwickelt und geprüft haben, ist best practice und somit zunächst unser Vorbild. Es muss hier erprobt und an unsere „schwäbischen“ Verhältnisse angepasst werden. So verstehen wir uns als Lernende: Die Initiatoren, die Moderatoren und die Teilnehmenden.
- Geplant sind für die Pilotphase 3-4 möglichst bezüglich der Interessen homogene Gruppen zu je ca. 8 Teilnehmenden und je 2 ModeratorInnen.
- Die Gruppen treffen sich 12-mal im Vierteljahr, danach werden die Gruppen „in die Freiheit“ entlassen. Ziel ist nicht eine Dauerunterhaltung der Teilnehmenden, sondern das Zusammenfinden als Gruppe, eben die Hilfe zur Selbsthilfe.
- Die ModeratorInnen bekommen nach einem Vorgespräch eine ca. 3-stündige Einführung und unterstützendes Material.
- Die Gruppe der Moderatoren trifft sich während dieses Vierteljahres ca. einmal monatlich zur Intervision (Austausch, voneinander lernen, Ideen entwickeln, schwierige Situationen besprechen usw.).
- In dieser ersten Pilotphase ist die Tätigkeit ehrenamtlich. Später soll versucht werden, zumindest Aufwandsentschädigungen zu beantragen.
- Wir sammeln jetzt ModeratorInnen und gleich danach Teilnehmende. Nach den Sommerferien könnte es mit den Gruppen losgehen!
ModeratorInnen gesucht: Für dieses schöne und ein bisschen abenteuerliche Projekt suchen wir noch einige Menschen, die Freude an der Arbeit mit Menschen haben und sich nicht als Unterhalter, sondern eher als „Entwicklungshelfer“ verstehen können. Die wenig eigenes Geltungsbedürfnis haben. Die ein Feedback von Teilnehmenden und KollegInnen als Anregung und nicht als Kränkung verarbeiten können. Die das Projekt als Gelegenheit auch zum eigenen Lernen verstehen. Und die sehr zuverlässig sind. Und falls Sie etwas Erfahrung in der Leitung von Gruppen mitbringen, ist das sicher hilfreich.
Passt das auf Sie oder kennen Sie solche Menschen? Wir würden uns sehr über Ihre Anfrage freuen. Rufen Sie doch gleich an oder schreiben Sie uns, wir antworten zeitnah.
Verantwortlich in Weilimdorf: Alexander Müller, Dipl.-Psych., info@gemeinsamgegeneinsam.org ; Mobil (0157) 3289 1150.