Plenum von Weil für Demokratie & Zusammenhalt traf sich erstmals nach der Sommerpause

Plenum von Weil für Demokratie & Zusammenhalt traf sich erstmals nach der Sommerpause

(RED) Am Montag, 09. September 2024, traf sich erstmals nach der Sommerpause wieder das Plenum der Initiative “Weil für Demokratie & Zusammenhalt”.

Plenum von Weil für Demokratie & Zusammenhalt traf sich erstmals nach der SommerpauseUmfassend diskutiert wurde hier eingangs der Tagesordnungspunkt “Integration – praktisch gelebt”, bei dem sich das Plenum in vier Gruppen aufteilte, um gemeinsam die Fragen “was hat die Integration Geflüchteter mit Demokratie zu tun” und “meine persönlichen Erfahrungen mit Geflüchteten” zu besprechen.

Zu diesem Tagesordnungspunkt hatte der Sprecherkreis der Demokratieinitiative Daniel Rau, den stellvertretenden Bereichsleiter des internationalen Beratungszentrum der EVA (Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.),  und Raphaela Baehr, vom Sozialdienst in der Gemeinschaftsunterkunft Steinröhre in Hausen, zusätzlich eingeladen haben.

Rau und Baehr berichteten umfassend über ihre Arbeit und die Integration von Geflüchteten in Weilimdorf. Hierbei stellte Rau fest, dass nach dem Flüchlingspeak in 2022 und 2023 durch den Krieg in der Ukraine die Arbeit der Sozialarbeiter in diesem Jahr langsam aber beständig in “ruhigeres Fahrwasser” gekommen sei. Dennoch sei der Personalschlüssel von 1:136 derzeit immer noch sehr hoch (was heißt: ein Sozialarbeiter betreut 136 Flüchtlinge). “Die Unterkünfte in Weilimdorf sind derzeit zu über 90 Prozent belegt. Es prallen Lebensweisen aus den verschiedensten Kulturen auf wenig Raum aufeinander”, so Rau an das Plenum gewandt.

Kriminalität unter den Flüchtlingen in Weilimdorf sei jedoch kaum festzustellen – wenn handele es sich bestenfalls um kleine Vergehen wie “Tütchen rauchen” oder ähnliches, mehr jedoch nicht. Auch wies er darauf hin, dass derzeit statt der vorgesehenen sieben Quadratmeter Fläche pro Person der Schlüssel auf rund vier Quadratmeter Fläche je Flüchtling verkleinert werden musste: “Auch wenn unser Team von 15 auf 41 Mitarbeiter angewachsen ist – die Arbeit für jeden von uns ist umfassend”. Die Sozialarbeiter/innen schulen die Flüchtlingen in Dingen wie z.B. das Online-Banking, organisieren Arzttermine, beraten rund um die Bildungsangebote, besorgen Schul- und Kindergartenplätze für die Kinder. Kurzum: Es werde “die Breite des Lebens” vermittelt.

Was auffalle sei, dass die Flüchtlinge mit einer hohen Motivation in Deutschland eintreffen: “Sie wollen arbeiten!”, so Rau. Doch nun treffen die Ausländerbehörde und der Wille der Flüchtlinge aufeinander: Ohne gültige Papiere wie Arbeitserlaubnis und Sprachkunde lassen sich viele der Flüchtlinge nicht “in Brot und Arbeit” bringen. Bei sehr vielen von ihnen setze daher unweigerlich nach Wochen bzw. Monaten oder gar Jahren des Wartens Resignation ein. Besonders frustrierend sei, dass am Ende auch noch die abgeschoben werden, die bereits gut Deutsch sprechen und eine Arbeit aufgenommen haben – dann jedoch von der Ausländerbehörde die Aufenthaltserlaubnis nicht verlängert werde und diese Menschen “Knall auf Fall” das Land zu verlassen haben.

Als besonderes “Nadelöhr” erwies sich in den letzten Jahren vor allem die Ausländerbehörde der Landeshauptstadt Stuttgart. Mit Ursache für die Verzögerungen sei zwar die mangehalfte Besetzung der Stellen in diesem Amt (rund 30 Prozent der Stellen sind unbesetzt), doch umliegende Städte wie u.a. Ditzingen zeigten, dass Integration und Erlaubniserteilung wie Vergabe von Papieren durchaus schneller durchgeführt werden können als es in Stuttgart derzeit der Fall ist.

Auch die Unterstützung durch den Flüchtlingskreis Weilimdorf sei eine unverzichtbare Stütze der Integrationsarbeit in Weilimdorf. Ralf Horndasch, Sprecher des Weilimdorfer Flüchtlingskreises, zeigte dem Plenum die Arbeitsfelder auf, die derzeit von dem Kreis bewältigt werden. Seit der Corona-Pandemie sei die Arbeit allerdings schwieriger geworden, dennoch finden sich weiterhin immer wieder neue Helfer im Stadtbezirk, die Aufgaben der Integration wie Hausaufgabenhilfe, Arztbesuche oder Einschulungsunterstützung anbieten. Unterstützt wird die Integrationsarbeit in Weilimdorf auch durch das “Café international” des Vereins Chloroplast e.V. auf dem ehemaligen Walz-Areal. Immer freitags ab 17 Uhr sind Flüchtlinge und Weilimdorfer in die Solitudestraße 99 eingeladen, sich miteinander auszutauschen und zu unterhalten. Denn am Ende braucht es für die Integration der Flüchtlinge eines: Sprachkenntnisse – auf dem Niveau, einer Unterhaltung problemlos folgen zu können. Basissprachkurse können dies allerdings nicht vermitteln.

“Lange Nacht der Demokratie” am 2. Oktober 2024

Im Rahmen der “Langen Nacht der Demokratie” am 2. Oktober 2024 wird die Initiative “Weil für Demokratie & Zusammenhalt” auf dem Ernst-Reuter-Platz von 17 bis 19 Uhr ein besonderes Angebot anbieten: Mit dem “Tower of Power” soll Besuchern die Möglichkeit gegeben werden “Demokratie zu erspielen”. Auch wird ein Team der Initiative Fragen zur Arbeit der Initiative beantworten – und bietet die Möglichkeit, sich über die Demokratie und ihre Regeln in unserem Land auszutauschen. Auch das “Tor der Demokratie” wird an dem Tag auf dem Platz aufgebaut. Eine Arbeitsgruppe der Initiative hat in den letzten Wochen das Programm ausgearbeitet, das auf der Plenumssitzung vorgestellt und nun gemeinsam verabschiedet wurde. 

Ebenso wird bei der nächsten Sitzung des Plenums, am Dienstag 14. Oktober 2024, den Teilnehmern ein Vortrag mit Schulung angeboten, sich rechtsradikalen Fragen gegenüber verhalten wie ausdrücken zu können, was die 25 Teilnehmer des Abends sehr begrüßten.

Für den Mai 2025 plant die Demokratie-Initiative im Giebel im Vorfeld der Bundestagswahl im September 2025 einen “Demokratie Tag” auf dem Ernst-Reuter-Platz. Hierfür sind alle Vereine und Einrichtungen aus dem Giebel als Kooperationspartner eingeladen, sich daran mit Aktionen und Angeboten zu beteiligen. Eine erste offene Gesprächsrunde wird es hierzu am Montag, 21. Oktober 2024 um 19.30 Uhr im Saal der Stephanuskirche in der Giebelstraße 30 geben, zu dem jeder Interessierte ebenso eingeladen ist.

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