(HH) Vor 80 Jahren erlebten die Deutschen in Brünn eine schreckliche Vertreibung in Richtung Niederösterreich, heute bekannt als „Brünner Todesmarsch“. Beim Treffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Weilimdorf wurde kürzlichst daran erinnert.
Etwa 27.000 Personen mussten sich am 31.Mai 1945 auf den Weg an die 60 Kilometer entfernte Grenze zu Österreich machen, dem 5000-6000 Menschen zum Opfer fielen. Um den 1945 aus Brünn vertriebenen Deutschen Haltung, Heimat und Hoffnung zu geben, gründete sich am 27.Mai 1950 der Heimatverband BRUNA, dessen Stuttgarter Kreisvorsitzender, Peter Kotacka, beim Monatstreffen der Sudetendeutschen in Weilimdorf aus der Geschichte Brünns und des Verbandes BRUNA erzählte.
Ortsobfrau Waltraud Illner, konnte neben dem Referenten unter den zahlreichen Gästen auch Horst Morawek begrüßen, der mit 101 Jahren das älteste Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg ist.
Peter Kotacka, in Brünn geboren und aus seiner Heimat vertrieben, erzählte dann zunächst aus der Geschichte der südmährischen Stadt Brünn. So wurde die heute zweitgrößte Stadt Tschechiens im Jahr 1048 erstmals erwähnt, erfuhr dann im 12. Jahrhundert die Besiedlung deutscher Kaufleute, Handwerker und Bauern und wurde von 1850 bis 1918 von Deutschen geleitet. Inzwischen wirtschaftlich wie kulturell aufgestiegen, endete mit der Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 der positive Einfluss der Deutschen in Brünn, die mehr und mehr permanenten Benachteiligungen ausgesetzt waren. Mit den Ereignissen um das „Münchner Abkommen“ und dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei, verschlechterte sich zunehmend das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen, dessen Höhepunkt die mit den Worten von Edvard Bensch „Wehe den Deutschen, wir werden sie liquidieren“ angekündigte Vertreibung der Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges war. Im Jahr 2015 entschuldigte sich dann die Stadt Brünn für das an den Deutschen begangene Unrecht.
Peter Kotacka, als kleiner Bub aus seiner Heimat vertrieben, ging natürlich auch auf die Geschichte des Heimatverbandes BRUNA ein, der, 1950 gegründet, in diesem Jahr auf sein 75-jähriges Bestehen zurückblicken darf. Die Deutschen aus Brünn, zumeist nach Bayern und Baden-Württemberg vertrieben, schlossen sich unter dem Namen „BRUNA“ zu einem Bundesverband sowie Landes- und Kreisverbänden zusammen, um gesellschaftliche wie soziale Begegnungen und gegenseitige Hilfe zu ermöglichen. Da der Landesverband Baden-Württemberg im Jahr 1951 in Schwäbisch Gmünd gegründet wurde und die Stadt sich zu einem Schwergewicht der jährlichen Treffen der Brünner entwickelte, übernahm im Jahr 1953 die Stadt Schwäbisch Gmünd die Patenschaft für die Deutschen aus Brünn, dem im Jahr 1989 dann die Städtepartnerschaft Stuttgarts mit der Stadt in Südmähren folgte. Nach der Versöhnungserklärung der Stadt Brünn 70 Jahre nach der Vertreibung, entwickelte sich dort ein „Versöhnungsmarsch“, mit dem seit 2015 alljährlich an den „Brünner Todesmarsch“ erinnert wird. Peter Kotacka, der seit 53 Jahren den Kreisverband Stuttgart der BRUNA führt, erzählte dazu auch vom jüngsten „Versöhnungsmarsch“ in Brünn, an dem am 31.Mai 2025 aus Anlass des 80. Jahrestages dieser schrecklichen Vertreibung, auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper teilgenommen hatte.
Foto (Helmut Heisig): Obfrau Waltraud Illner (Bildmitte) freute sich als Referenten den Kreisvorsitzenden der BRUNA Stuttgart, Peter Kotacka (links) und Horst Morawek (rechts) begrüßen zu können, der mit 101 Jahren das älteste Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg ist.